Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin
furchtbar wütend, was bedeutete, dass er mich mit einer Kälte empfing, die sich in einem Blick absoluter Verachtung äußerte. Er ließ mich eintreten und befahl mir, die Tür hinter mir zu schließen, aber ich war klug genug, mich nicht zu setzen. Bevor er zu seiner Tirade ansetzen konnte, reichte ich ihm die Nachricht.
» Was ist das?«, fragte er.
» Es ist von Syr-Wissender Rat Reyder.«
Er las die Nachricht und legte sie auf den Tisch. » Und ich vermute, dass du glaubst, dies würde dafür sorgen, dass der Vorfall vergessen wird.«
» Ganz im Gegenteil. Ich bin mir sogar sehr sicher, dass es nicht so sein wird. Und ich zweifle nicht daran, dass du weit glücklicher wärst, wenn du jetzt meine Beerdigung planen könntest– wie tragisch, ein guter junger Mann, der von einem Gepäckstück erschlagen wurde, das sich losgerissen hatte.«
Er konnte darauf eigentlich unmöglich irgendetwas sagen, und so lehnte er sich zurück, die Ellenbogen auf den gepolsterten Stuhllehnen, die Fingerspitzen aneinandergelehnt. » Ich glaube, es ist besser, wenn du für eine Weile weggehst.«
Kein Wort der Erleichterung, dass ich nicht verletzt worden war. Kein Wort des Mitgefühls mit meinem Dilemma. Nichts.
» Zur Nabe«, fügte er hinzu. » Du kannst bei deiner Großtante wohnen.« Er sprach von seiner eigenen Tante Bertilda, einer frommen Menodin, die als kinderlose Witwe ein ruhiges Leben führte. Genau das Richtige für einen jungen Mann mit einer Leidenschaft für das Gezeitenreiten.
» Und meine Arbeit?«
» Du bist bis auf weiteres von deinen Pflichten als Gezeitenreiter befreit.«
» Einfach so?«
» Ich halte es für das Beste.« Und er war der Gildner der Gilde. Sein Wort war entscheidend. Das Einzige, was er nicht tun konnte, ohne eine Vollversammlung der Gilde einzuberufen und eine Wahl abzuhalten, war, mir die Mitgliedschaft in der Gilde abzuerkennen.
Ich versuchte, meine Gefühle zu verbergen. Es war nicht sinnvoll, ihm meine Verletzlichkeit zu zeigen. » Und wie werde ich an Geld kommen, wenn ich nicht arbeite?«
Er zog eine Schublade seines Schreibtischs auf und holte einen kleinen Beutel mit Münzen heraus. » Das wird fürs Erste genügen. Ich werde dafür sorgen, dass du so viel Geld von meinem Konto beim Schatzamt der Gilde abheben kannst, wie es deinem gegenwärtigen Lohn entspricht.«
Ich hätte ihm das Geld und sein Angebot am liebsten ins Gesicht geschleudert, aber ganz so dumm und stolz war ich nicht. Ich nahm den Beutel und nickte. » Ich werde morgen früh mit der Morgenflut gehen«, erklärte ich. » Es sei denn, du willst, dass ich die Flutwelle heute Abend nehme.« Und wieder ein Silblicht benutze.
» Allerdings möchte ich das«, sagte er mit ruhiger Stimme. » Du kannst das Langboot nehmen, das heute Abend fährt.«
Ich starrte ihn an, während mir das ganze Ausmaß seiner Strafe bewusst wurde. Er wollte, dass ich ohne meinen Gezeitengleiter ging. Und natürlich war er voll im Recht. Technisch gesehen besaß ich keinen Gezeitengleiter. Er war das Eigentum der Gilde. Praktisch gesehen hatte jedes Gildenmitglied drei Gleiter zu seiner persönlichen Verfügung– die jeweils für unterschiedliche Beschaffenheiten der Flutwellen gedacht waren–, und niemals benutzte irgendein Gezeitenreiter den Gleiter eines anderen. Ich vermutete, dass meiner auf dem Regal des Bootshauses verkümmern würde.
Er wartete darauf, dass ich meine Beherrschung verlor, damit er mich mit seiner kalten Grausamkeit und seinem Sarkasmus in Stücke reißen konnte. Ich holte tief Luft und senkte den Kopf. » Ich werde aus der Übung kommen«, machte ich ihm klar. In mir brodelte es, aber ich wollte verdammt sein, wenn ich ihm das Vergnügen gönnte, mich wegen eines kindlichen Mangels an Beherrschung zu schelten.
Er sah mich einfach nur ausdruckslos an. In diesem Moment wusste ich, dass es gar nicht seine Absicht war, mich in die Gilde zurückkehren zu sehen. Zumindest nicht mehr in diesem Leben. Er hielt meinem Blick stand, und nichts darin zeugte von väterlicher Besorgnis.
Ich neigte wieder meinen Kopf. » Wie du wünschst. Ich werde heute Nacht mit dem Langboot fahren, sofern dort noch Platz für einen Passagier ist.«
» Das habe ich bereits überprüft. Es ist ein Platz für dich gebucht worden, zusammen mit einem Gepäckstück. Die anderen Dinge lasse ich dir später nachschicken.«
Ich brauchte einen Moment, um meine Wut zu zügeln. Er hatte sich entschieden, mich wegzuschicken, noch bevor er sich
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