Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin

Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin

Titel: Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
Vom Netzwerk:
zornig auf Euch ist. Und Ihr könnt davon ausgehen, dass Ihr von uns hört und ein Angebot bekommt. Ob Ihr es annehmt oder nicht, bleibt natürlich ganz Euch überlassen.«
    » Danke«, sagte ich und nahm den Zettel. Ich zögerte einen Moment, dann fragte ich: » Darf ich Euch etwas fragen?«
    » Natürlich.«
    » Ist es Eurer Meinung nach unvereinbar, gleichzeitig Silbmagier und Menode zu sein?«
    » Ganz und gar nicht. Nicht mehr, als wenn man… zum Beispiel körperlich stark ist. Ich denke allerdings, dass es eine Sünde ist, wenn man seine Muskeln einsetzt, um andere einzuschüchtern. Entsprechend ist es eine Sünde, Illusionen zu benutzen, um andere zu täuschen. Elarn, es hat viele gute Männer– und Frauen– gegeben, die zugleich Silbbegabte und Menoden waren. Ihr habt doch von den Ethischen Silben gehört, oder? Es hat sogar Patriarchen und Matriarchinnen gegeben, die Silbmagier waren. Was zählt, ist das, was ein Mensch tut und was er nicht tut, und nicht das, was er ist.«
    Mit dieser priesterlichen Predigt führte er mich nach draußen. Er machte die Tür hinter mir zu, aber sie schloss sich nicht richtig. Während ich noch im Gang stand und versuchte, meine Gedanken zu ordnen, hörte ich ihn fragen: » Und?«
    Gilfeder lachte tief. » Was erwartet Ihr von mir? Der Junge is ziemlich durcheinander. Er is gerade erst um Haaresbreite meiner wild gewordenen Medizinkiste entkommen, die ihn beinahe zu Brei zerquetscht hätte– na, liegt darin nich Ironie für Euch? Fügt zu den gewöhnlichen Versagensängsten eines jungen Mannes seinen ungelösten Konflikt mit seinem Vater und eine starke Dosis unbefriedigter sexueller Begierden hinzu; werft ein kleines bisschen Mysterium hinein; rührt das ganze Gebräu um– und in neun von zehn Fällen werdet Ihr genau diesen Geruch erzeugen. Nich sehr viel anders als bei Euch und mir vor zehn kurzen Jahren. Is gut möglich, dass er nich mit uns arbeiten will.«
    » Glaubt Ihr nie an die geheimnisvollen Wege Gottes, Gilfeder? Wir brauchen einen Silbmagier– und siehe da, genau in dem Moment, in dem wir unseren Fuß auf Tenkor setzen, fällt uns einer in den Schoß.«
    Gilfeder gab ein Geräusch von sich, das verdächtig nach einem Schnauben klang. » Damit strapaziert Ihr das, was passiert is, aber ein bisschen arg. Ich habe Euch noch an Bord des Schiffes gesagt, dass der Junge ein ziemlich starkes Silbaroma verströmt. Also habt Ihr auf ihn hinuntergestarrt, als er am Kai stand, etwas Silbmagie an ihm kleben gesehen und beschlossen, dass er genau derjenige is, den wir brauchen. Was für eine göttliche Fügung soll das wohl sein? Zweitens habt Ihr mir selbst gesagt, dass es viele Silbbegabte auf den Wahrer-Inseln gibt. Also war es nich sehr unwahrscheinlich, dass wir ziemlich schnell auf einen stoßen würden. Da war mindestens noch ein anderer, den ich bemerkt habe, als wir den Berg hochgegangen sind. Wo is Euer Sinn für Logik geblieben, Mann?«
    Die Tür schwang jetzt zu und fiel dieses Mal ins Schloss, so dass ich nun mir überlassen blieb und mich fragen konnte, worüber im Namen aller Inseln sie gesprochen hatten. Und was zwischen den beiden Männern vor sich ging. Die Spannung war beinahe so stark, dass man eine Melodie damit hätte erzeugen können.
    Ich las Reyders Brief, bevor ich ihn meinem Vater gab. Er begann mit einer höflich formulierten Begrüßung von einem Menoden-Rat an jemanden, der von höherem Rang und ihm bereits bekannt war. Dann sprach er davon, wie sehr er die Hilfe anerkannte, die ich– Elarn– ihm und seinem Kameraden an diesem Morgen mit meiner Silbbegabung hatte zukommen lassen, und dass ich dadurch ein Unglück verhindert hatte, das zum Tod oder einer Verletzung von einem oder beiden hätte führen können. Er schloss mit der Bemerkung, dass der Gildner jeden Grund hatte, stolz darauf zu sein, einen so fähigen, höflichen jungen Mann großgezogen zu haben, der in der Lage war, selbst um den Preis des Risikos, von denjenigen verachtet zu werden, die seine Silbmagie nicht anerkannten, rasche Entscheidungen zu treffen. Auf seine Unterschrift folgten noch sein Rang und das offizielle Siegel eines Menoden-Rats.
    Schuldbewusst gab ich mir alle Mühe, den Brief wieder zu versiegeln, und machte mich auf die Suche nach meinem Vater.
    Er befand sich in seinem Büro in der Gildenkammer, und natürlich hatten einige stadtbekannte Wichtigtuer längst dafür gesorgt, dass er bereits von meiner niederträchtigen Tat wusste, bevor ich ankam. Er war

Weitere Kostenlose Bücher