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Die Inselvogtin

Die Inselvogtin

Titel: Die Inselvogtin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lüpkes
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ihre Brust, küsste seinen Scheitel – und stieß ihn sanft von sich. »Immer nach Osten, Jan! Und jetzt schnell!«
    Endlich gehorchte er, blickte sich nicht mehr um, rannte durch die Gräser, bis er in der Dunkelheit verschwand.
    Als Maikea sich umdrehte, stand Weert nur wenige Ellen unterhalb des Hanges vor ihr, mit gezücktem Degen. Der Schein einer Fackel tanzte über sein Gesicht.
    »So sieht man sich wieder, Maikea Boyunga.« Seine Worte schienen den Sturm zu zerschneiden. »Die mächtige Inselvogtin steht in ihrem Reich!« Er lachte.
    Doch sie ließ sich davon nicht beeindrucken. »Ich dachte, ich wäre dich endlich los, ein für alle Mal!«
    »Wenn du nicht so einen verdammt wertvollen kleinen Bastard unter deine Fittiche genommen hättest, hätte ich mir die Fahrt auf diese gottverlassene Insel gern gespart!« Er machte einen Schritt den Hang hinauf und stockte, als er seinen niedergestreckten Begleiter entdeckte.
    Maikea versteckte den Balken hinter ihrem Rücken. Noch war sie in der besseren Position, doch wenn er ein weiteres Stück an sie herankam, waren sie auf Augenhöhe, und da konnte man mit einer Klinge mehr anfangen als mit einem morschen Stück Holz.
    »Wo ist denn der kleine Fürstensohn?«, knurrte Weert und leuchtete mit der Fackel in alle Richtungen.
    »Bleib, wo du bist, Weert Switterts. Ich warne dich! Deinen besten Mann habe ich bereits erledigt. Und auf dich habe ich weitaus mehr Wut!«
    Tatsächlich blieb er, wo er war. »Du bist wütend auf mich? Müsste ich nicht eher einen Groll gegen dich hegen? Du hast meinen durchaus ernst gemeinten Antrag abgelehnt, und nun erfahre ich, dass du stattdessen einen bettelarmen Witwer geehelicht hast. Wer weiß, wahrscheinlich bist du inzwischen sogar schon Witwe, den Angriff meines tapferen Kumpans hier konnte der Kerl wohl kaum überleben …«
    Maikea verwünschte das wütende Zittern, das sich in ihren Armen ausbreitete. Sie durfte nicht die Kontrolle verlieren, im Gegenteil, sie musste ihren Gegner provozieren, dann war sie ihm überlegen.
    »Weert Switterts, du bist ein Mörder, ein Betrüger, ein Schmarotzer und Menschenfeind. Ich hätte lieber einen toten Hering geheiratet als dich!«
    »Deine verdammte Arroganz nützt dir nichts. Genau wie dieses alberne Versteckspiel. Also, wo steckt der Sohn dieses Fürstenflittchens?«
    »Er war die letzten zehn Jahre gut versteckt und wird es auch die nächsten Jahre sein!«, höhnte Maikea.
    »Keineswegs, denn ich werde ihn töten, wie ich alle töte, die mir im Weg stehen. Ich bin es leid, mir meinen Wohlstand immer und immer wieder erkämpfen zu müssen. Damit muss jetzt Schluss sein.«
    »Damit ist jetzt auch Schluss!«, fauchte sie, zog mit einer blitzschnellen Bewegung das Brett hervor und ließ es mit voller Kraft auf ihn herabsausen.
    »Verflucht!«, schrie Weert, ließ die Fackel fallen und wich im letzten Moment aus, sodass der Schlag nur seine Schulter traf. Er heulte kurz auf, doch dann bekam er das Ende des Balkens zu fassen.
    Maikea erstarrte, weil ihr Angriff gescheitert war. Sie hatte nur diese eine Chance gehabt, und die war nun vertan.
    Weert warf ihre Waffe im weiten Bogen davon und stürzte im selben Augenblick auf sie zu. Seine Augen fixierten sie wütend und entschlossen. Die Klinge seines Degens, nass vom Regen, blitzte kurz im erlöschenden Licht der Fackel auf, die nun scheinbar vom nassen Boden verschluckt wurde.
    »Du bist eine Hexe, Maikea Boyunga, schon immer bist du das gewesen. Und du weißt, was man mit solchen Weibern anstellt!« Mit einem wütenden Schrei stürzte Weert auf sie zu, seine Waffe streifte ihren Rock und schlitzte den Stoff auf.
    Maikea rannte die Dünen hinunter. Jeder ihrer Schritte war sicher, dies war schließlich ihre Insel, während ihr Verfolger mit den Armen rudernd hinter ihr herstolperte. Sie musste es bis zum Strand schaffen, denn sie wusste genau, wie sehr ihr Verfolger sich vor der Gewalt des Meeres fürchtete.
    Maikea nutzte ihren Vorsprung und sah sich um, als sich das Mondlicht kurz durch eine Wolkenlücke schob. Sie griff nach einem angeschwemmten Fischernetz, nicht größer als eine Decke, doch hingen viele kleine, verworrene Seile an seinen Enden. Es war eine jämmerliche Waffe, aber etwas anderes bekam sie bei ihrer Flucht nicht in die Hände. Dicht vor der Brandungslinie blieb sie stehen, tat so, als sei sie außer Atem, und ließ Weert dicht herankommen.
    »Ich spieße dich auf, du Höllenweib!«, grölte er und hielt seine Klinge wie

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