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Die Invasion - 5

Titel: Die Invasion - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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sonst?
    Immerhin gab es keinen noch so kleinen Hinweis darauf, dass jemand die Charisianer gewarnt haben könnte. Aber falls es doch eine undichte Stelle gegeben haben sollte, musste diese undichte Stelle jemand sein, der das nahezu uneingeschränkte Vertrauen des Reichsverwesers genoss. Rayno beschäftigte daher nur eine einzige Frage, nämlich die, ob dieser Informant gänzlich eigenständig gehandelt hatte oder ob Reichsverweser Greyghor vielleicht selbst die Entscheidung getroffen hatte, das Vertrauen zu missbrauchen, das die Kirche in ihn setzte. Letztere Vermutung drängte sich besonders angesichts der Tatsache auf, dass es Greyghors Stab zwölf Stunden lang nicht gelungen war, ihr unerklärlicherweise verschwundenes Staatsoberhaupt zu finden. Geschlagene zwölf Stunden hatte man in Siddar gebraucht, um Clyntahns Anweisungen zu übermitteln. Rayno wusste, dass ihm die Antwort auf seine Frage überhaupt nicht gefallen würde. Genauso wenig gefiel ihm, dass es offenkundig niemanden gab, der ihm seine Frage nach Greyghors Beteiligung hätte beantworten können.
    In gewisser Weise spielte keine Rolle, wer dahintersteckte. Denn egal, wer der Verräter war: Er hatte tatsächlich nicht eigenständig gehandelt. Die Stadt Siddar war schließlich nicht der einzige Hafen der Republik Siddarmark gewesen, in dem sämtliche charisianischen Handelsschiffe geheimnisvollerweise plötzlich in See gestochen waren, nur wenige Stunden bevor die örtlichen Behörden die Schiffe hatten beschlagnahmen können. Dachte man in diese Richtung weiter, waren die Folgen für Mutter Kirche weitaus beunruhigender, als es Reaktionen auf die paar Dutzend Leichen charisianischer Segelleute in Ferayd sein konnten.
    Nicht, dass wir damit rechnen dürfen, sämtliche anderen Mitglieder des Rates - oder gar des Ordens! - würden die Lage ebenso einschätzen, dachte Rayno verdrossen. Sofort zuckte ihm der Name Samyl Wylsynn durch den Kopf. Gerade eben noch gelang es dem Adjutanten, nicht gequält das Gesicht zu verziehen. Dass sein Untergebener eine ausgesprochene Abneigung gegen Vikar Samyl hegte, hätte Clyntahn nicht gestört. Aber wäre der Großinquisitor zu dem Schluss gekommen, Raynos finsterer Gesichtsausdruck lasse vermuten, der Erzbischof missbillige die Entscheidung seines hohen Herrn, charisianischen Schiffen die Zufahrt zu sämtliche Häfen des Festlandes zu versperren, mochte das äußerst unschöne Konsequenzen nach sich ziehen.
    »Also«, wiederholte Clyntahn und griff damit den Gesprächsfaden wieder auf, »Sie und ich haben es ja bereits besprochen: Es ist unerlässlich, dass Mutter Kirche allen Rechtgläubigen die Wahrheit über jegliche Ereignisse bekannt gibt, bevor sich charisianische Lügen überhaupt erst verbreiten können. Ich glaube, in diesem Falle ist das sogar ganz besonders wichtig.«
    »Selbstverständlich, Euer Exzellenz. Wie kann ich behilflich sein?«
    »Es hat lange gedauert, länger, als ich es mir gewünscht habe«, fuhr der Großinquisitor fort, »aber endlich haben sich Trynair und Duchairn auf den Text einer Proklamation geeinigt. Dort werden alle Ereignisse, und gerade die in Ferayd, in aller Deutlichkeit geschildert. Zugleich werden alle, die durch die Hand der Charisianer den Tod gefunden haben, zu Märtyrern erklärt. Die ganze Proklamation ist allerdings in ihrer Wortwahl weniger direkt, als ich es vorgezogen hätte. Zum Beispiel wird immer noch kein Heiliger Krieg ausgerufen. Ich gehe zwar davon aus, dass mit der Proklamation die Grundlage dafür geschaffen wird. Aber gewisse Gruppierungen scheuen sich immer noch, die nötigen Konsequenzen zu ziehen. Ich denke, Duchairn ist tatsächlich der Ansicht - oder zumindest der Hoffnung -, das alles lasse sich immer noch irgendwie zurechtrücken. Aber tief in seinem Herzen muss auch er wissen, dass er damit falschliegt. Das alles ist schon viel zu weit gegangen! Mutter Kirche und die Inquisition können eine derartige Herausforderung nicht einfach dulden! Direkte Herausforderung von Gottes Eigenem Plan und Seinem Plan für die Seelen der Menschen darf man nicht ungestraft lassen, es geht nicht! Und die Bestrafung muss streng ausfallen, Wyllym. Streng genug, um jeden anderen davon abzuhalten, auch nur in Erwägung zu ziehen, in die Fußstapfen jener Ketzer zu treten.«
    Rayno nickte nur. Er hatte Clyntahns Worten nicht viel Neues entnehmen können - abgesehen von der Bestätigung, dass die Proklamation, die der Adjutant schon seit mehreren Fünftagen erwartete,

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