Die irische Heilerin
– all das bedeutete nun nichts mehr. Das Wort ihres Herrn war mehr wert als alles andere.
„Du warst wie ein Sohn für mich“, bemerkte Flann beiläufig. „Der beste Kämpfer von allen. Und ich wollte dich damals an jenem Tag, als dir die Hände zertrümmert wurden, töten.“
„Du hast ihren Lügen geglaubt.“
Flanns Gesicht verdunkelte sich. „Meine Tochter hat noch nie gelogen. Du warst an jenem Morgen nicht dabei, als sie weinend zu mir kam. Du hast ihre Keuschheit gestohlen, und nichts kann das wiedergutmachen. Kein Mann will eine Frau, die ihre Unschuld verloren hat.“
Connor bezweifelte, dass Deirdre noch Jungfrau war. Die berechnende cailín wollte nur eins – ihn als Ehemann. Aber er hatte abgelehnt.
„Ich bin froh, dass du um diesen Kampf gebeten hast.“ Flanns Augen funkelten vor Hass.
„Eine einfache Strafe ist nicht genug, um mich für den Verlust meiner Hände zu entschädigen. Dein Leben wird der Preis sein.“
„Oder deins“, entgegnete Flann.
Vom anderen Ende der Großen Halle näherte sich eine Frau. In ein smaragdgrünes Überkleid und ein safranfarbenes léine gehüllt, ging Deirdre Ó Banníon anmutig an den Reihen der Soldaten und Schilde vorbei, bis sie den Tisch erreicht hatte, an dem Connor und Flann saßen. Mit ihrem goldenen Haar und den grünen Augen – sie hatte ihr Gewand perfekt darauf abgestimmt – erschien sie wie eine der sibh, ein verehrungswürdiges Wesen aus einer anderen Welt. Wahrhaftig, sie war eine der hinterlistigsten Frauen, die er je getroffen hatte.
„Vater.“ Sie begrüßte den älteren Krieger mit einem Kuss auf die Wange. Ihr Gesicht rötete sich bei Connors Anblick. „Also habt ihr immer noch vor, gegeneinander zu kämpfen?“
Sie setzte sich neben Flann, ihre Augen voller gespielter Unschuld. Connor wandte den Blick ab. Er konnte es nicht ertragen, sie auch nur anzusehen.
„Morgen“, antwortete Flann. „Bei Sonnenuntergang.“
Deirdre griff nach Flanns Hand und bat: „Vater, tut das nicht. Die Sache ist erledigt.“
„Es ist noch lange nicht erledigt“, sagte Connor. Ohne auf die Regeln der Höflichkeit zu achten, stand er auf. „Wir sehen uns morgen.“
Er drehte dem Clanführer den Rücken zu und trat hinter die Linie der Soldaten.
„Warte!“, hörte er Deirdres Stimme. Connor blieb stehen, wandte sich ihr aber nicht zu. „Wir haben eine Kammer für dich vorbereitet. Ein Diener wird dich hinführen.“
Einer der Bediensteten senkte den Kopf, und Connor folgte ihm. Der Anstand hätte es eigentlich verlangt, dass er sich für die Gastfreundschaft bedankte, aber er konnte die entsprechenden Worte einfach nicht über die Lippen bringen. Der Diener führte ihn zu einem kleinen Raum im Obergeschoss der Festung.
Connor lehnte das Angebot eines Bades ab. Nachdem er allein war, sank er in einen Stuhl gegenüber dem Feuer. Als er Deirdre ansichtig wurde, war all seine Wut ohne Vorwarnung zurückgekehrt. Wenn sie ein Mann wäre, hätte er sie für ihre Lügen getötet.
Stattdessen würde jetzt ihr Vater sterben. Er versuchte, Trost darin zu finden, aber die Rache würde die Leere, die er in sich fühlte, nicht füllen. Er dachte an Eileen und daran, wie er sie letzte Nacht neben dem Fluss geliebt hatte. An ihren Unwillen, ihn zu verlassen.
Belenus, er hatte sich in sie verliebt. Er wollte neben ihr aufwachen, ihr mehr Kinder schenken. Er wollte Rhiannon zu einer jungen Frau heranwachsen sehen und einen guten Ehemann für sie finden.
Sein Herz war leer. Alles hing von diesem Kampf ab.
20. KAPITEL
„Sagt Flann Ó Banníon, dass König Patrick von Laochre gekommen ist, um Zeuge bei dem heutigen Kampf zu sein“, rief Patrick den Wachen am Festungstor zu. „Wir sind die Brüder von Connor MacEgan. Verwehrt uns nicht den Zutritt.“
Die Wachen zeigten sich nicht überrascht, sie zu sehen.
„Meine Befehle sind, Euch in die Große Halle zu bringen“, sagte einer der Männer und senkte seine Kampfaxt. „Unser Oberhaupt erwartet Euch.“
Er bat sie einzutreten. Eileen stand hinter den Brüdern und blickte über den Hof. Er war nicht so sauber wie der in Laochre. Unangenehme Gerüche zogen an ihr vorbei, der Gestank von Fäulnis und Verfall, gemischt mit dem ungewaschener Körper. Sie spürte Krankheit, und ihr Blick konzentrierte sich auf einen hustenden Mann.
Sie betraten die Große Halle, in der die Tische schon zur Seite geschoben worden waren, um eine freie Fläche für den Kampf zu haben. Bänke säumten den Rand der
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