Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die irische Signora

Die irische Signora

Titel: Die irische Signora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Binchy
Vom Netzwerk:
sind«, meinte Jacko voller Neid.
    Doch Connie fand, daß ihre Freundin äußerst unklug gehandelt hatte, als sie Kevin das Jawort gegeben hatte. Aber sie schwieg, auch wenn sie vermutete, daß Vera ihr neues Leben bald satt haben würde. Vera mit ihren dunklen, fröhlichen Augen und den dunklen Ponyfransen eines Schulmädchens würde bald Mutter werden. Und sie schaffte es sogar, die mißbilligenden Mienen ihrer Eltern zu ignorieren und dafür zu sorgen, daß die ganze Gesellschaft sich auf ihrem Hochzeitsfest gut unterhielt. Da stand sie, mit ihrem kleinen, sich bereits abzeichnenden Bäuchlein, und stimmte zur Klavierbegleitung »Hey Jude« an. Bald fielen die Anwesenden mit ein. »La la la la la la la, Hey Jude« trällerten alle.
    Vera schwor Connie hoch und heilig, daß es genau das war, was sie sich wünschte.
    Und erstaunlicherweise schien das die Wahrheit zu sein. Sie schloß den Kurs ab und fing im Büro von Kevins Vater zu arbeiten an. Nach kürzester Zeit hatte sie Ordnung in das kümmerliche Buchführungssystem gebracht. Ein anständiger Aktenschrank löste die bisherige Zettelwirtschaft ab, und es gab einen Terminkalender, in den sich jeder eintragen mußte. Die so gefürchtete Steuererklärung verlor ihre Schrecken. Schritt für Schritt hob Vera das Niveau.
    Das Baby war ein Engel, ein winziges Bündel mit dunklen Augen und Veras und Kevins dichtem schwarzen Haar. Bei seiner Taufe empfand Connie zum erstenmal so etwas wie Neid. Sie und Jacko waren die Paten. Jacko hatte seine neue Freundin mitgebracht, ein kesses kleines Ding. Ihr Rock war zu kurz und ihre ganze Aufmachung unpassend für einen solchen Anlaß.
    »Ich hoffe, du bist glücklich«, flüsterte Connie ihm am Taufstein zu.
    »Ich käme schon morgen zu dir zurück. Noch heute abend, Connie«, entgegnete er.
    »Das ist nicht drin. Und außerdem ist es gemein, an so etwas auch nur zu denken«, sagte sie.
    »Ich bin nur mit ihr zusammen, damit ich dich vergessen kann«, verteidigte er sich.
    »Vielleicht schafft sie das sogar.«
    »Sie oder die nächsten siebenundzwanzig. Allerdings bezweifle ich das.«
    Die Feindseligkeit, die Veras Familie gegenüber Kevin empfunden hatte, war nun wie weggeblasen. Und nicht zum erstenmal gab ein winziges, unschuldiges Baby im Taufkleid dazu den Anstoß. Während man es herumreichte, versuchte man, die charakteristische Familiennase, die typische Augen- oder Ohrenform an dem kleinen Wesen zu entdecken. Vera mußte nicht mehr »Hey Jude« singen, um alle aufzuheitern, sie waren bereits vollkommen glücklich.
    Die Freundinnen hatten den Kontakt zueinander nicht abreißen lassen. Vera hatte sich erkundigt: »Willst du wissen, wie sehr Jacko sich nach dir verzehrt oder nicht?«
    »Bitte, nicht. Kein Wort davon.«
    »Und was soll ich ihm sagen, wenn er fragt, ob du dich mit jemandem triffst?«
    »Die Wahrheit. Sag, daß ich hin und wieder eine Verabredung habe, du aber nicht glaubst, daß ich mich ernsthaft für einen interessiere. Und daß ich ganz bestimmt nicht vorhabe zu heiraten.«
    »In Ordnung«, versprach Vera. »Aber ganz unter uns, hast du seit ihm schon jemanden kennengelernt, den du gern hattest?«
    »Ein paar davon konnte ich gut leiden, ja.«
    »Aber du bist noch mit keinem von ihnen ins Bett gegangen?«
    »Solche Themen kann ich mit einer ehrbaren, verheirateten Frau und Mutter nicht erörtern.«
    »Das heißt also nein«, befand Vera, und dann kicherten die beiden wie damals, als sie zusammen Maschineschreiben gelernt hatten.
    Connies attraktives Aussehen und ihre souveräne Art waren bei Vorstellungsgesprächen ein großer Pluspunkt. Sie schaffte es stets, nur zurückhaltendes Interesse an der Stelle zu bekunden, dennoch wirkte sie niemals arrogant. Einen begehrten Posten in einer Bank lehnte sie ab, weil es sich nur um einen Zeitvertrag handelte.
    Der Herr, bei dem sie sich vorstellte, war überrascht und sehr beeindruckt von ihr. »Warum haben Sie sich eigentlich beworben, wenn Sie die Stelle nicht interessiert?« wollte er wissen.
    »Dem Text Ihrer Anzeige war nicht zu entnehmen, daß es sich um eine zeitlich befristete Aushilfstätigkeit handelt«, entgegnete sie.
    »Aber es wäre sicherlich von Vorteil, bereits einen Fuß in der Bank zu haben, Miss O’Connor.«
    Connie ließ sich nicht beirren. »Wenn ich bei einer Bank anfange, dann möchte ich zum Stammpersonal gehören und in einem regulären Arbeitsverhältnis stehen«, sagte sie.
    Der Eindruck, den sie bei ihm hinterließ, war so

Weitere Kostenlose Bücher