Die irische Signora
nicht gefällt und du dazu noch Angst vor einer Schwangerschaft hast?« fragte Connie verwundert.
»Ich habe nicht gesagt, daß es mir nicht gefällt«, protestierte Vera. »Ich habe nur gesagt, es ist nicht so toll, wie einem weisgemacht wird, und ich habe keine Ahnung, was dieses Stöhnen und Schnaufen eigentlich soll. Außerdem habe ich keine Angst davor, schwanger zu werden, weil ich nämlich ab jetzt die Pille nehme.«
Obwohl Verhütungsmittel Anfang der siebziger Jahre in Irland noch verboten waren, konnte man sich die Pille bei unregelmäßiger Menstruation verschreiben lassen. Daher war es nicht verwunderlich, daß ein großer Anteil der weiblichen Bevölkerung an diesem Symptom litt. Connie fand, es könne von Vorteil sein, ebenso zu verfahren. Man wußte schließlich nie, wann genau man in die Lage kam, mit jemandem zu schlafen, und dann wäre es schade gewesen, warten zu müssen, bis die Wirkung der Pille einsetzte.
Jacko erfuhr allerdings nichts davon, daß Connie die Pille nahm. Und er gab die Hoffnung nicht auf, daß Connie irgendwann einsehen würde, daß sie ebenso füreinander geschaffen waren wie Kevin und Vera. Um ihr zu gefallen, ließ er sich alles mögliche einfallen. Er schwärmte ihr von einer gemeinsamen Reise nach Italien vor und daß sie zuvor auf irgendeiner Abendschule oder mit Hilfe von Schallplatten Italienisch lernen würden. In Italien würde man sie kaum mehr von echten Italienern unterscheiden können, so fließend würde ihnen
scusi
und
grazie
über die Lippen kommen. Jacko sah gut aus, und er begehrte sie leidenschaftlich. Aber Connie blieb hart. Sie wollte keine Affäre mit ihm, nicht richtig mit ihm zusammensein. Daß sie die Pille nahm, war nur ihrer praktischen Ader zuzuschreiben.
Vera vertrug die Pille nicht, und gerade, als sie mal wieder zu einer anderen Marke wechselte, wurde sie schwanger.
Kevin freute sich. »Wir hatten sowieso vor, irgendwann zu heiraten«, meinte er bloß.
»Aber vorher wollte ich noch etwas von meinem Leben haben«, schluchzte Vera.
»Das hattest du doch, und jetzt fängt das Leben erst richtig an für uns. Für dich, das Baby und mich.« Kevin war überglücklich, daß sie nun nicht mehr zu Hause leben mußten. Jetzt konnten sie in eine eigene Wohnung ziehen.
Es war dann allerdings keine sehr komfortable Wohnung. Vera kam nicht gerade aus begüterten Verhältnissen, und ihre Eltern waren verärgert, daß ihre Tochter die kostspielige Schulausbildung und den teuren Sekretärinnenkurs nun völlig umsonst gemacht hatte, denn sie hatte ja noch keinen einzigen Tag in ihrem Leben gearbeitet.
Auch über Veras neue Verwandtschaft waren sie alles andere als erfreut. Obwohl sie Kevins Familie für außerordentlich respektabel hielten, war sie doch beileibe nicht das, was sie sich für ihre Tochter erhofft hatten.
Ihrer Freundin Connie brauchte Vera die angespannte Situation nicht zu erklären, denn Connies Mutter hätte ebenfalls getobt. Sie konnte sie förmlich keifen hören: »Sein Vater ist Anstreicher. Und Kevin will in das Geschäft einsteigen. Ein Geschäft nennen sie das!«
Es wäre völlig sinnlos gewesen zu erklären, daß Kevins Vater eine kleine Bau- und Malerfirma besaß, die sich im Laufe der Zeit durchaus zu einem bedeutenden Unternehmen entwickeln konnte.
Seit seinem siebzehnten Lebensjahr hatte Kevin sich seinen Lebensunterhalt selbst verdient. Jetzt war er einundzwanzig und außerordentlich stolz darauf, daß er Vater wurde. Er hatte das Kinderzimmer in dem kleinen Reihenhäuschen dreimal gestrichen. Es sollte einfach perfekt sein, wenn das Baby kam.
Auf Veras Hochzeit, bei der Jacko als Brautführer und Connie als Brautjungfer fungierten, faßte Connie einen Entschluß. »Von nun an können wir nicht mehr miteinander ausgehen«, sagte sie.
»Das ist doch wohl nicht dein Ernst. Was habe ich dir denn getan?«
»Nichts, Jacko, du warst immer wahnsinnig nett zu mir. Aber ich möchte nicht heiraten, sondern arbeiten und ins Ausland gehen.«
Sein offenes, ehrliches Gesicht nahm einen verwunderten Ausdruck an. »Du könntest weiterhin arbeiten, und wir würden jedes Jahr nach Italien in Urlaub fahren.«
»Nein, Jacko. Lieber Jacko, nein.«
»Ich hatte eigentlich gedacht, wir würden noch heute abend unsere Verlobung bekanntgeben«, sagte er. Die Enttäuschung stand ihm ins Gesicht geschrieben.
»Wir kennen uns doch kaum, du und ich.«
»Wir kennen uns genauso gut wie das Brautpaar hier, und sieh mal, wie weit die schon gekommen
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