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Die irische Signora

Die irische Signora

Titel: Die irische Signora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Binchy
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nachhaltig, daß er noch am selben Abend zwei Freunden im Golfclub von ihr erzählte. »Könnt ihr euch noch an Richard O’Connor erinnern, den Zahnarzt, der bis zum letzten Hemd alles verloren hat? Seine Tochter war heute bei mir, eine richtige kleine Grace Kelly, sehr souverän. Ich wollte ihr eine Stelle geben, weil ich dachte, daß ich es dem armen alten Richard schuldig wäre. Aber sie hat abgelehnt. Trotzdem, sie ist ein kluges kleines Ding.«
    Einer der Männer besaß ein Hotel. »Würde sie sich an der Rezeption gut machen?«
    »Sie ist genau das, was du suchst. Vielleicht sogar ein bißchen zu elegant.«
    Also wurde Connie am nächsten Tag zu einem Vorstellungsgespräch gebeten.
    »Die Arbeit ist sehr einfach, Miss O’Connor«, erklärte der Mann.
    »Ja, aber was könnte ich dann dabei lernen? Ich möchte eine Aufgabe haben, die mich fordert, an der ich wachsen kann.«
    »Es handelt sich um eine Stelle in einem neu eröffneten erstklassigen Hotel. Sie wird das sein, was Sie daraus machen.«
    »Warum glauben Sie, daß ich dafür geeignet bin?«
    »Aus drei Gründen: Sie sind attraktiv, Sie wissen sich auszudrücken, und ich kannte Ihren Vater.«
    »Meinen verstorbenen Vater habe ich Ihnen gegenüber gar nicht erwähnt.«
    »Nein, aber ich weiß, wer er war. Seien Sie nicht dumm, Mädchen, sagen Sie zu. Ihr Vater würde es gerne sehen, daß Sie versorgt sind.«
    »Nun, falls das sein Wunsch war, dann hat er zu seinen Lebzeiten jedenfalls nicht sehr viel dazu beigetragen.«
    »Hören Sie auf, so über ihn zu sprechen. Er hat Sie alle sehr geliebt.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Er hat uns auf dem Golfplatz ständig Fotos von Ihnen und Ihren Geschwistern gezeigt. Sie wären die klügsten Kinder auf der ganzen Welt, hat er uns erzählt.«
    Ihre Augen begannen zu brennen. »Ich möchte die Stelle nicht aus Mitleid bekommen, Mr. Hayes.«
    »Ich würde mir von meiner Tochter ebenfalls wünschen, daß sie so denkt, aber auch, daß sie sich nicht von übertriebenem Stolz leiten läßt. Stolz ist nicht nur eine Todsünde, er ist auch ein schlechter Gefährte an einem kalten Winterabend, das sollten Sie wissen.«
    Einer der wohlhabendsten Männer Dublins gab ihr seine Lebensansichten preis. »Danke, Mr. Hayes, ich weiß Ihr Angebot zu schätzen. Am besten denke ich in Ruhe darüber nach.«
    »Es wäre mir lieber, Sie würden gleich zusagen. Ein Dutzend anderer junger Frauen wartet nur auf die Stelle. Greifen Sie zu, und machen Sie etwas daraus.«
    An jenem Abend rief Connie ihre Mutter an.
    »Ich arbeite ab Montag im Hayes-Hotel. Bei der Hoteleröffnung werde ich als Empfangschefin vorgestellt, ausgewählt aus einer Schar von Hunderten von Bewerberinnen. Das hat mir die Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit mitgeteilt. Stell dir bloß vor, mein Bild wird in der Abendzeitung erscheinen.« Connie wirkte sehr aufgeregt.
    Ihre Mutter war davon nicht beeindruckt. »Die wollen dich nur als dumme kleine Blondine hinstellen, die für die Fotografen in die Kamera lächelt.«
    Connie spürte, wie ihr Inneres sich verhärtete. Bis jetzt hatte sie sich den Wünschen ihrer Mutter bis in alle Einzelheiten gefügt, sie hatte den Sekretärinnenkurs gemacht, bei ihren Verwandten gewohnt, sich eine Stelle gesucht. Da hatte sie es wirklich nicht nötig, sich von oben herab behandeln zu lassen. »Falls du dich noch erinnerst, Mutter, wollte ich eigentlich die Universität besuchen und Anwältin werden. Das sollte nicht sein, also tat ich hier mein Bestes. Tut mir leid, daß du so wenig davon hältst. Ich dachte, du würdest dich freuen.«
    Ihre Mutter bereute ihren Ton sofort. »Entschuldige, tut mir wirklich leid. Wenn du wüßtest, wie gereizt ich in letzter Zeit geworden bin … Hier heißt es schon, ich wäre genauso wie unsere gute Tante Katie, und du weißt bestimmt noch, welch legendären Ruf sie in unserer Familie hatte.«
    »Ist schon gut, Mutter.«
    »Nein, das ist es nicht. Ich schäme mich. Denn ich bin sehr stolz auf dich. Und diese schlimmen Dinge habe ich nur gesagt, weil ich den Gedanken nicht ertragen kann, daß wir Leuten wie diesem Mr. Hayes, einem Golfkameraden deines Vaters, dankbar sein müssen. Er weiß sicher, daß du die arme Tochter von Richard bist, und hat dir die Stelle aus Barmherzigkeit gegeben.«
    »Nein, das weiß er mit Sicherheit nicht, Mutter«, log Connie sie ungerührt an.
    »Du hast recht, woher auch? Es sind beinahe zwei Jahre vergangen seitdem.« Ihre Mutter klang traurig.
    »Ich rufe dich

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