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Die irische Signora

Die irische Signora

Titel: Die irische Signora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Binchy
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wieder an und erzähle dir alles, Mutter.«
    »Tu das, mein Liebes, und laß dich durch mich nicht irritieren. Weißt du, mehr als mein Stolz ist mir nicht geblieben. Aber ich werde niemals zu Kreuze kriechen, egal, wo oder bei wem, mein Stolz ist ungebrochen.«
    »Ich bin froh, daß du dich für mich freust. Grüße die Zwillinge von mir.« Connie wußte, daß sie für die beiden vierzehnjährigen Jungen, die anders als geplant nicht eine private Jesuitenschule besuchten, sondern eine Knabenschule in einer Kleinstadt, bald eine Fremde sein würde.
    Ihr Vater war tot, ihre Mutter konnte ihr nicht helfen. Sie war auf sich allein gestellt. Deshalb würde sie tun, was Mr. Hayes ihr geraten hatte. Es war ihre erste richtige Stellung, und sie würde sich bewähren. Man würde sie im Hayes-Hotel als die erste und beste Empfangsdame, die sie je hatten, in Erinnerung behalten.
     
    Mit Connie hatte er eine ausgezeichnete Wahl getroffen, beglückwünschte sich Mr. Hayes wieder und wieder. Sie war eine richtige kleine Grace Kelly. Er fragte sich, wie lange es dauern würde, bis sie ihrem Fürsten begegnete.
    Es dauerte zwei ganze Jahre. Natürlich gab es in der Zwischenzeit alle möglichen Angebote. Geschäftsleute, die regelmäßig im Hotel abstiegen, rissen sich darum, die elegante Miss O’Connor von der Rezeption in eines der schicken Restaurants oder auch in Nachtklubs, die überall in der Stadt wie Pilze aus dem Boden schossen, auszuführen. Doch sie blieb zurückhaltend. Stets pflegte sie mit einem herzlichen Lächeln zu erwidern, daß sie Arbeit und Privatleben strikt trenne.
    »Es muß ja nicht mit Ihrer Arbeit verquickt sein«, stieß Teddy O’Hara verzweifelt hervor. »Ich ziehe in ein anderes Hotel, wenn Sie nur mit mir ausgehen.«
    »Da würde ich dem Hayes-Hotel einen schlechten Dienst erweisen, nachdem ich diesen guten Posten bekommen habe«, entgegnete Connie lächelnd, »wenn ich unsere Kunden vergraule.«
    Sie erzählte Vera alles von ihren Verehrern. Einmal in der Woche besuchte sie Vera, Kevin und Deirdre, der bald ein zweites Baby folgte.
    »Teddy O’Hara wollte mit dir ausgehen?« Vera machte große Augen. »Oh, bitte heirate ihn, Connie, dann beauftragt er uns mit der Renovierung seiner Geschäfte. Wir hätten ausgesorgt. Komm schon, du mußt ihn heiraten, uns zuliebe.«
    Connie lachte nur, aber es wurde ihr bewußt, daß sie es bisher versäumt hatte, ihren Freunden Aufträge zu verschaffen, was ihr leicht möglich gewesen wäre. Am nächsten Tag erzählte sie Mr. Hayes, daß sie eine sehr gute kleine Bau- und Malerfirma kenne, die man doch in die Liste der Dienstleistungsbetriebe aufnehmen könne, welche für das Hotel arbeiteten. Mr. Hayes entgegnete, das falle in den Entscheidungsbereich der entsprechenden Abteilung, aber er brauche gerade jemanden für sein eigenes Haus draußen in Foxrock.
    Kevin und Vera wurden nicht müde davon zu schwärmen, wie groß und prächtig das Haus und wie nett die Familie Hayes sei, zu der eine kleine Tochter namens Marianne gehörte. Kevin und sein Vater hatten ihr Kinderzimmer renoviert, mit allem Luxus, den man sich nur vorstellen konnte. Sie hatte sogar ihr eigenes kleines Badezimmer, ganz in Rosa. Und das für ein Kind!
    Doch aus Veras und Kevins Worten klang niemals Neid. Sie blieben Connie stets dankbar dafür, daß sie bei den Hayes ein Wort für sie eingelegt hatte. Denn Mr. Hayes war mit ihrer Arbeit sehr zufrieden und empfahl die Firma auch an Bekannte weiter. Schon bald konnte sich Kevin einen besseren Lieferwagen kaufen. Man sprach sogar davon, in ein größeres Haus zu ziehen, wenn das zweite Baby da war.
    Sie waren noch immer mit Jacko befreundet, der in der Elektrobranche tätig war. Ob sie auch für
ihn
ein paar Aufträge an Land ziehen sollte? Connie hatte darüber nachgedacht. Vera wollte vorfühlen. Jacko meinte dazu lediglich: »Du kannst dieser eingebildeten Ziege ausrichten, sie soll sich ihre Gefälligkeiten sonstwo hinstecken.«
    »Er schien nicht besonders angetan«, lautete Veras Version, denn sie war ein friedliebender Mensch.
    Und gerade als Veras und Kevins zweites Baby geboren wurde, lernte Connie Harry Kane kennen. Er war der attraktivste Mann, den sie jemals gesehen hatte, mit seinem dichten, braunen Haar, das in Locken bis auf die Schultern fiel – ganz anders als die Geschäftsleute, mit denen sie üblicherweise zu tun hatte. Er hatte für jedermann ein Lächeln übrig, und sein Benehmen ließ darauf schließen, daß er daran

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