Die irische Signora
Gruppe. »Das gibt ein reizendes Bild«, sagte er in seiner üblichen ungezwungenen Art. »Mein Sohn, am Tag seiner Taufe von den Vertretern des Rechts und der Geistlichkeit umringt. Kann man sich einen besseren Start für ihn vorstellen, im heiligen Irland?«
Sie lächelten, und Connie ergriff das Wort. »Ich habe Father O’Hara und Mr. Murphy eben erzählt, welch glücklicher Tag das heute für dich sein muß. Angesichts dessen, was du mir eine Woche nach unserer Hochzeit gesagt hast.«
»Ach ja, was habe ich denn da gesagt?«
»Du hast gesagt, du möchtest ein Flitterwochenbaby, das deine Firma übernehmen kann, wenn du fünfundfünfzig bist, und eine Familie, die für dich da ist, wenn du sie brauchst.« Auf die anderen wirkten ihre Worte freundlich und bewundernd, doch er hörte den scharfen Unterton heraus. Sie hatten seitdem nie wieder über diesen Vorfall gesprochen. Er hatte nicht erwartet, daß sie sich noch wortwörtlich an seine Bemerkung erinnern würde, die, wie er schon damals gefunden hatte, ziemlich schroff gewesen war. Und daß sie sie in aller Öffentlichkeit noch einmal wiederholen würde, hätte er nie für möglich gehalten. Wollte sie ihm etwa drohen?
»Bestimmt habe ich mich etwas liebevoller ausgedrückt, Connie«, wandte er lächelnd ein. »Wir waren auf den Bahamas und frisch verheiratet.«
»Genau so hast du es gesagt. Und ich habe Father O’Hara und Mr. Murphy gerade erklärt, daß ich das Schicksal nicht herausfordern möchte, aber bis jetzt scheint alles mehr oder weniger so zu laufen wie geplant.«
»Hoffen wir, daß Richard die Versicherungsbranche zusagt.«
Es war etwas Bedrohliches, das wußte er nun – er wußte nur nicht, woher es kam.
Monate später bat ein Anwalt Harry, ihn in seiner Kanzlei aufzusuchen.
»Benötigen Sie ein Versicherungskonzept für Ihre Firma?« wollte Harry wissen.
»Nein, es handelt sich um eine rein private Angelegenheit, und es wird auch ein renommierter Kollege anwesend sein«, erwiderte der Anwalt.
In der Kanzlei erwartete ihn T. P. Murphy, der Freund von Connies Vater. Freundlich lächelnd saß er schweigend daneben, während der andere Anwalt erklärte, er sei von Mrs. Kane beauftragt worden, gemäß dem Gesetz über das Eigentum verheirateter Frauen ihr gemeinsames Vermögen aufzuteilen.
»Sie weiß doch, daß die Hälfte von meinem Besitz ihr gehört.« Harry war erschüttert wie nie zuvor in seinem Leben. Er hatte schon viele geschäftliche Verhandlungen geführt, bei denen die Gegenseite ihn überrascht hatte, aber noch nie hatte ihn das so aus der Fassung gebracht.
»Ja, aber es müssen gewisse andere Faktoren berücksichtigt werden«, wandte der Anwalt ein. Der renommierte T. P. Murphy sagte nichts, er blickte nur von einem zum anderen.
»Welche zum Beispiel?«
»Das hohe Risiko in Ihrem Geschäft, Mr. Kane.«
»Jedes verdammte Geschäft birgt ein gewisses Risiko, Ihres übrigens auch«, gab er patzig zurück.
»Sie werden zugeben müssen, daß Ihre Firma in sehr kurzer Zeit stark expandiert hat. Da wäre es doch möglich, daß einige der Vermögenswerte nicht so sicher sind, wie es auf dem Papier den Anschein hat.«
Diese verdammte Connie hatte den Anwälten doch tatsächlich von dieser Gesellschaft erzählt, die auf tönernen Füßen stand, dem einzigen Bereich, der ihm und seinen Partnern wirklich Sorgen machte. Woher hätten sie sonst davon erfahren sollen?
»Wenn meine Frau etwas gegen unsere Firma gesagt hat, damit sie selbst einen Anteil in die Hände bekommt, wird ihr das leid tun«, sagte er, völlig aus der Reserve gelockt.
An diesem Punkt lehnte sich T. P. Murphy vor und sprach mit samtweicher Stimme: »Mein lieber Mr. Kane, wir sind bestürzt darüber, daß Sie die Sorge Ihrer Frau um Sie so völlig mißdeuten. Wahrscheinlich kennen Sie ein wenig von ihrer Lebensgeschichte. Das Erbe ihres eigenen Vaters reichte nicht aus, um seine Familie zu versorgen, als er …«
»Das war etwas ganz anderes. Er war ein verrückter alter Zahnarzt, der alles Geld, das ihm seine Zahnfüllungen einbrachten, auf Pferde oder Hunde setzte.« In der Kanzlei herrschte Schweigen. Harry Kane erkannte, daß er sich mit diesem Ausbruch keinen Gefallen getan hatte. Die beiden Anwälte warfen einander einen stummen Blick zu. »Trotzdem war er natürlich in jeder Hinsicht ein Ehrenmann«, fügte er widerwillig hinzu.
»Ja, wie Sie sagen, ein Ehrenmann. Er war viele Jahre lang einer meiner engsten Freunde«, fuhr
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