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Die irische Signora

Die irische Signora

Titel: Die irische Signora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Binchy
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gekümmert, wenn Sie Hausaufgaben gemacht haben?«
    »Ich weiß schon, was Sie damit andeuten möchten – vielleicht, daß er sich an mir vergangen hat oder so. Aber es war überhaupt nichts.«
    »Nein, das möchte ich keineswegs andeuten. Warum glauben Sie das?«
    Sie bewegten sich im Kreis. Manchmal fing Connie an zu weinen. »Ich habe das Gefühl, meinen Vater zu verraten, wenn ich so über ihn spreche.«
    »Sie haben doch gar nichts Nachteiliges über ihn gesagt, nur, daß er freundlich und gütig und liebevoll war und daß er den Leuten auf dem Golfplatz Fotos von Ihnen gezeigt hat.«
    »Trotzdem habe ich das Gefühl, daß er für irgend etwas verantwortlich gemacht wird, zum Beispiel dafür, daß ich nicht gut im Bett bin.«
    »Sie haben ihn dessen nicht beschuldigt.«
    »Ich weiß, aber ich fühle, daß das irgendwie im Hintergrund steht.«
    »Und warum glauben Sie das?«
    »Ich weiß nicht. Wahrscheinlich, weil ich mich so im Stich gelassen fühlte. Ich mußte meine ganze Lebensgeschichte neu schreiben. Er hat uns gar nicht geliebt. Wie konnte er uns lieben, wenn irgendwelche Hunde oder Pferde wichtiger für ihn waren?«
    »Sehen Sie das jetzt so?«
    »Er hat mich nie angerührt, das kann ich Ihnen versichern. Und ich verdränge auch nichts oder so.«
    »Aber er hat Sie im Stich gelassen. Er hat Sie enttäuscht.«
    »Daran kann es doch wohl nicht liegen, oder? Weil ein Mann unsere Familie im Stich gelassen hat, sollte ich vor allen Männern Angst haben?« Connie mußte bei der Vorstellung lachen.
    »Ist das so unwahrscheinlich?«
    »Ich habe täglich mit Männern zu tun, ich arbeite mit ihnen zusammen. Gefürchtet habe ich mich noch nie vor ihnen.«
    »Aber Sie haben auch noch nie einen nahe an sich herankommen lassen.«
    »Ich werde darüber nachdenken, was Sie gesagt haben«, versprach Connie.
    »Denken Sie darüber nach, was
Sie
gesagt haben«, riet ihr die Psychiaterin.
     
    »Hat sie etwas herausgefunden?« fragte Harry hoffnungsvoll.
    »Jede Menge Unsinn. Weil mein Vater unzuverlässig war, denke ich angeblich das gleiche von allen Männern.« Connie lachte spöttisch.
    »Das könnte doch stimmen«, meinte er zu ihrer Überraschung.
    »Aber Harry, wie sollte das möglich sein? Wir sind so offen zueinander, du würdest mich nie im Stich lassen.«
    »Ich hoffe nicht«, entgegnete er so ernst, daß Connie ein Schauder überlief.
    Die Wochen vergingen. Es wurde nicht besser, doch Connie flehte ihn an: »Bitte, gib die Hoffnung nicht auf, Harry, gib mich nicht auf. Ich liebe dich und möchte so gerne ein Kind von dir. Vielleicht bin ich entspannter, wenn wir erst ein Kind haben, und vielleicht gefällt es mir dann sogar, so wie es eigentlich sein sollte.«
    »Ruhig, ruhig«, erwiderte er und streichelte die Sorgenfalten aus ihrem Gesicht, und es war überhaupt nicht abstoßend oder schmerzhaft, nur so schrecklich schwierig. Sie hätte längst schwanger sein können, so oft hatten sie schon miteinander geschlafen. Wie viele Frauen wurden schwanger, obwohl sie alles Erdenkliche taten, um eine Schwangerschaft zu verhüten. In ihren schlaflosen Nächten fragte sich Connie, ob sie zu allem anderen auch noch unfruchtbar war. Aber nein. Ihre Regel blieb aus, und da sie kaum zu hoffen wagte, wartete sie noch eine Weile, bis sie absolut sicher war. Dann erzählte sie ihm die Neuigkeit.
    Sein Gesicht leuchtete. »Du hättest mich nicht glücklicher machen können«, sagte er. »Ich werde dich niemals im Stich lassen.«
    »Ich weiß«, sagte sie. Aber sie wußte es nicht, denn in seinem Leben gab es etwas, das sie nie würde mit ihm teilen können, und sie fühlte, daß er es irgendwann einmal mit jemand anderem teilen würde. Bis es soweit war, mußte sie alles in ihrer Macht Stehende tun, ihn bei jenen Dingen zu unterstützen, die
sie
mit ihm teilen konnte.
    Sie besuchten viele öffentliche Empfänge zusammen, und Connie bestand darauf, als Mrs. Constance Kane vom Hayes-Hotel vorgestellt zu werden anstatt nur als Harrys Frau. Zusammen mit den Frauen anderer erfolgreicher Männer sammelte sie Geld für zwei wohltätige Organisationen. Und sie gab selbst Gesellschaften in ihrem neuen, prachtvollen Haus, in dem Kevins Familie die gesamten Maler- und Tapezierarbeiten ausgeführt hatte.
    Ihre Mutter erfuhr nicht, wie es um sie und Harry stand. Doch Vera erzählte sie alles. »Wenn das Baby erst da ist«, riet Vera, »läßt du dich mit einem anderen Mann ein. Vielleicht gefällt es dir mit dem, und dann kommst du

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