Die irische Signora
geblümtes Umstandskleid mit einem weißen Kragen. Von oben war das Brummen des Staubsaugers zu hören. Bald würde der Lieferwagen vom Supermarkt kommen.
Dieser Haushalt wurde vorbildlich geführt. Mit häuslichen Problemen wurde er nicht belastet, er bekam nicht einmal etwas davon mit. Seine schmutzige Wäsche fand er sauber gewaschen und gebügelt wieder in Schrank und Kommode vor. Er mußte sich keine Socken oder Unterwäsche kaufen, nur seine Anzüge, Hemden und Krawatten suchte er selbst aus.
Harry blieb stehen und musterte seine wundervolle Frau und seinen hübschen kleinen Sohn. Bald würden sie noch ein Baby haben. Connie hatte sich an jeden Punkt der Vereinbarung gehalten. In gewisser Hinsicht hatte sie völlig recht, wenn sie ihre Investition schützen wollte. Bisher hatte sie nicht bemerkt, daß er da war, und sie fuhr hoch, als er eine Bewegung machte.
Doch er stellte fest, daß sie erfreut war, ihn zu sehen. »Oh, schön, du hast es geschafft, kurz nach Hause zu kommen. Soll ich uns Kaffee machen?«
»Ich war schon bei ihnen«, sagte er.
»Bei wem?«
»Bei deinen Anwälten«, erwiderte er scharf.
Sie zeigte keine Regung. »Es ist viel einfacher, wenn man sie den ganzen Papierkram erledigen läßt. Das sagst du ja selbst auch immer, vergeude keine Zeit, hole dir dafür einen Fachmann.«
»Ich würde sagen, T. P. Murphy wird für seinen fachmännischen Rat nicht schlecht bezahlt, nach seinem Anzug und seiner Uhr zu urteilen.«
»Ich kenne ihn schon eine Ewigkeit.«
»Ja, das hat er erzählt.«
Sie kitzelte Richard unter dem Kinn. »Sag hallo zu deinem Daddy, Richard. Es kommt nicht oft vor, daß er tagsüber zu Hause ist.«
»Soll es von nun an immer so sein? Bissige Bemerkungen und Anspielungen darauf, daß ich nicht da bin? Wird er in dieser Atmosphäre aufwachsen, und auch das zweite Baby … böser Daddy, Daddy hat keine Zeit für uns … soll unser Leben so aussehen?«
Sie wirkte zerknirscht. Und soweit er sich überhaupt in sie hineinfühlen konnte, glaubte er, daß es ihr aufrichtig leid tat.
»Harry, ich wollte keine bissige Bemerkung machen, das mußt du mir glauben. Ich habe mich so gefreut, dich zu sehen, und da habe ich ihm in dieser albernen Babysprache gesagt, daß er sich auch freuen soll. Glaub mir, unser Leben wird nicht voller bissiger Bemerkungen sein, das kann ich bei anderen Leuten nicht ausstehen, und auch bei uns wird es nicht so sein.«
Seit Monaten schon war sie nicht mehr so liebevoll und zärtlich mit ihm umgegangen. Aber als sie ihn so mutlos vor sich stehen sah, wurde ihr Herz weich. Sie ging zu ihm hinüber. »Harry, bitte, sei nicht so. Du bist doch immer gut zu mir, und wir haben es so schön. Können wir nicht unser Leben genießen und uns freuen, anstatt argwöhnisch und reserviert zu sein?«
Er hob nicht einmal die Hände, um sie zu umarmen, obwohl sie ihre Arme um seinen Hals geschlungen hatte. »Du hast mich noch nicht gefragt, ob ich unterschrieben habe«, sagte er.
Sie trat zurück. »Ich wußte, daß du es tun würdest.«
»Woher? Haben sie dich angerufen, kaum daß ich ihr Büro verlassen hatte?«
»Nein, natürlich nicht.« Sie fand diesen Gedanken abscheulich.
»Warum nicht? Sie haben ihren Auftrag doch bestens erledigt.«
»Du hast unterschrieben, weil es eine faire Sache war und weil du erkannt hast, daß es letztendlich auch zu deinem Besten sein wird«, entgegnete sie.
Da zog er sie an sich und fühlte die Wölbung ihres Bauches an seinem Bauch. Noch ein Kind, noch ein Kane für die Dynastie, die er sich wünschte in diesem schönen Haus. »Wenn du mich doch lieben könntest«, sagte er.
»Das tue ich.«
»Aber nicht richtig«, sagte er. Es klang sehr traurig.
»Ich versuche es doch. Du weißt, daß ich jede Nacht da bin, wenn du mich willst. Ich würde gerne das Zimmer, das Bett mit dir teilen. Du willst schließlich, daß wir getrennt schlafen.«
»Ich war sehr, sehr wütend, als ich heimkam, Connie. Ich wollte dir sagen, wie gemein ich es finde, daß du mich so hintergehst und mir den letzten Penny aus der Tasche ziehst. Ich wollte dir sagen, was für eine miese Betrügerin du bist, mit deinen faulen Tricks … ich wollte dir vieles sagen.« Sie stand da und wartete. »Aber eigentlich denke ich, daß du, genau wie ich, einen großen Fehler gemacht hast. Du bist genauso unglücklich.«
»Ich bin eher einsam als unglücklich«, sagte sie.
»Wie immer du es nennen möchtest.« Er zuckte die Schultern. »Bist du jetzt mit all
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