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Die irische Signora

Die irische Signora

Titel: Die irische Signora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Binchy
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Nell und Brigid einen verwunderten Blick, als sie Aidan pfeifen hörten. Er konnte nicht besonders gut pfeifen, aber niemand erinnerte sich daran, wann er es das letztemal auch nur versucht hatte.
    Kurz nach acht klingelte das Telefon.
    »Laßt mich raten, wer das ist«, meinte Brigid und nahm sich noch eine Scheibe Toastbrot.
    »Sie ist sehr zuverlässig, und du auch«, erwiderte Nell, während sie an den Apparat ging.
    Aidan fragte sich, was es mit Zuverlässigkeit zu tun hatte, wenn seine Tochter die Nacht mit einem Mann verbrachte, den sie bei einem »wichtigen Rendezvous« getroffen hatte. Zumal sie noch vor gerade einer Woche leise Zweifel an dessen Zuverlässigkeit und Anständigkeit hatte anklingen lassen … Aber Aidan behielt diese Gedanken für sich. Er blickte Nell an, die gerade telefonierte.
    »Ja. Klar. Sicher. Hast du was Ordentliches zum Anziehen für die Bank, oder kommst du vorher noch heim? Ah, du hast dir einen Pulli mitgenommen, wie praktisch. Na gut, Kindchen, dann bis heute abend.«
    »Und, wie hat sie geklungen?« fragte Aidan.
    »Ach, nun reg dich doch nicht auf, Aidan. Waren wir nicht immer der Meinung, daß Grania lieber bei Fiona in der Stadt übernachten sollte, als sich von irgendwelchen dubiosen Leuten heimfahren zu lassen?«
    Er nickte. Keiner von ihnen glaubte auch nur einen Augenblick lang, daß Grania bei Fiona übernachtet hatte.
     
    »Dann gab’s keine Schwierigkeiten?« fragte Tony.
    »Nein, hab ich dir doch gleich gesagt … sie behandeln mich wie eine Erwachsene.«
    »Das tue ich auch, wenn auch auf andere Art.« Er versuchte, Grania wieder zu sich ins Bett zu ziehen.
    »Nicht, Tony, das geht nicht. Wir müssen doch zur Arbeit. Ich muß in meine Bank und du ins Mountainview College.«
    Er freute sich, daß sie sich den Namen seiner Schule gemerkt hatte. »Ach, das ist kein Problem, dort geht es recht lax zu. Die meiste Zeit können die Lehrer tun und lassen, was sie wollen.«
    »Nein, das stimmt nicht«, lachte Grania. »Kein bißchen. Steh auf und geh duschen, ich mache uns Kaffee. Wo ist denn die Kaffeemaschine?«
    »Tut mir leid, es gibt nur löslichen Kaffee.«
    »Oh, dann tut es mir auch leid, Mr. O’Brien, aber da bin ich wirklich Besseres gewöhnt«, erwiderte sie in gespielter Empörung. »Falls ich mich noch einmal bei Ihnen einfinden soll, wird sich hier einiges verbessern müssen.«
    »Ich hatte gehofft, du würdest mich heute abend wieder besuchen«, sagte Tony.
    Sie sahen sich in die Augen. Es gab nichts, was zwischen ihnen stand.
    »Gut, wenn du richtigen Kaffee hast.«
    »Darauf kannst du Gift nehmen.«
    Zum Frühstück aß Grania Toasts, und Tony rauchte zwei Zigaretten.
    »Du solltest das Rauchen wirklich einschränken«, meinte Grania. »Die ganze Nacht habe ich deinen pfeifenden Atem gehört.«
    »Das war die Leidenschaft«, behauptete er.
    »Von wegen. Das war die Qualmerei«, beharrte sie.
    Vielleicht, ja vielleicht würde er es dieser aufgeweckten, lebhaften jungen Frau zuliebe wirklich schaffen, das Rauchen aufzugeben. Es war schon schlimm genug, daß er soviel älter war als sie, da machte ihn ein pfeifender Atem nicht gerade attraktiver. »Weißt du, ich könnte mich ändern«, sagte er in ernstem Ton. »In meinem Leben stehen einige Veränderungen bevor, allein schon beruflich. Aber wichtiger ist, daß ich mich jetzt, da ich dich kenne, stark genug fühle, um mit einer Menge schlechter Gewohnheiten brechen zu können.«
    »Ich werde dir dabei helfen, glaub mir«, versicherte ihm Grania und legte ihre Hand auf die seine. »Und ich brauche dich auch. Hilf mir, geistig rege und wach zu bleiben. Seit dem Ende meiner Schulzeit habe ich kein Buch mehr in die Hand genommen, und ich möchte wieder anfangen zu lesen.«
    »Ich finde, wir sollten uns den Tag freinehmen, um dieses Versprechen feierlich zu begehen«, schlug Tony halb im Spaß vor.
    »He, so was kannst du dir im nächsten Schuljahr aber aus dem Kopf schlagen«, erwiderte sie lachend.
    »Wieso im nächsten Schuljahr?« Woher konnte sie von seiner Beförderung erfahren haben? Niemand wußte davon außer den Mitgliedern der Schulbehörde, die ihm den Posten angeboten hatten. Doch das sollte bis zur offiziellen Bekanntgabe streng vertraulich bleiben.
    Eigentlich hatte Grania ihm noch nicht sagen wollen, daß ihr Vater zum Lehrerkollegium gehörte. Aber nach allem, was zwischen ihr und Tony gewesen war, erschien ihr diese Geheimniskrämerei als unsinnig. Irgendwann würde es ohnehin herauskommen,

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