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Die irische Signora

Die irische Signora

Titel: Die irische Signora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Binchy
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und sie war einfach so stolz auf Dads neue Stelle. »Nun, du mußt dich mit meinem Vater gutstellen. Er wird nämlich der neue Direktor des Mountainview College werden.«
    »Dein Vater wird
was

    »Direktor. Bis nächste Woche ist es noch geheim, aber ich glaube, daß sich das ja jeder schon gedacht hat.«
    »Wie heißt dein Vater?«
    »Dunne, so wie ich. Aidan Dunne, er ist der Lateinlehrer. Erinnerst du dich noch, als wir uns kennengelernt haben, habe ich dich gefragt, ob du ihn kennst?«
    »Du hast aber nicht gesagt, daß er dein Vater ist.«
    »Na ja, es waren so viele Leute da, und ich wollte nicht, daß du denkst, ich wäre noch ein Kind. Und später war es dann nicht mehr wichtig.«
    »O mein Gott«, stöhnte Tony O’Brien. Er wirkte alles andere als erfreut.
    Grania biß sich auf die Lippe und bereute, überhaupt davon angefangen zu haben. »Bitte sag ihm nicht, daß du es weißt, ja? Bitte!«
    »Er hat dir das gesagt? Daß er Direktor wird?« Auf Tonys Gesicht malte sich ungläubiges Staunen. »Wann? Wann hat er dir das erzählt? Ist das schon lange her?«
    »Er redet schon seit einer Ewigkeit immer wieder davon, aber das hat er gestern abend gesagt.«
    »Gestern abend? Nein, du täuschst dich bestimmt. Du mußt das falsch verstanden haben.«
    »Nein, habe ich nicht. Wir haben darüber gesprochen, kurz bevor ich mich mit dir getroffen habe.«
    »Und hast du ihm gesagt, daß du mit mir verabredet bist?« Mit einem beinahe irren Blick starrte er sie an.
    »Nein. Tony, was ist denn los?«
    Er nahm sie bei den Händen und sprach ganz langsam und eindringlich: »Was ich dir jetzt sage, ist das Wichtigste, was ich je in meinem Leben gesagt habe. In meinem ganzen langen Leben, Grania. Du darfst deinem Vater niemals verraten, was du mir gerade erzählt hast. Niemals, hörst du?«
    Grania lachte verlegen und versuchte, ihre Hände zurückzuziehen. »Ach, hör auf. Das klingt ja wie in irgendeinem Melodram.«
    »Es ist auch ein bißchen so, ganz im Ernst.«
    »Mein Vater darf also niemals wissen, daß ich dich kennengelernt habe, daß wir uns treffen, daß ich dich mag … was für eine Beziehung soll das eigentlich sein?« Sie funkelte ihn an.
    »Nein, wir sagen es ihm natürlich schon. Aber später. Vorher muß ich allerdings mit ihm reden.«
    »Worüber?« wollte Grania wissen.
    »Das kann ich dir nicht sagen. Wenn es auf dieser Welt noch so etwas wie Würde und Anstand gibt, dann kommt es darauf an, daß du mir jetzt vertraust und mir glaubst, daß ich nur das Beste, das Allerbeste für dich will.«
    »Wie soll ich dir vertrauen, wenn du mir nicht sagst, worum es bei dieser ganzen Heimlichtuerei geht?«
    »Es geht darum, daß du mir vertraust.«
    »Es geht einzig und allein darum, daß du mich im ungewissen läßt, und das paßt mir überhaupt nicht!«
    »Was hast du zu verlieren, wenn du mir vertraust, Grania? Schau, vor zwei Wochen haben wir uns noch nicht mal gekannt, heute sind wir ein Liebespaar. Kannst du mir nicht noch einen oder zwei Tage geben, bis ich die Sache geklärt habe?« Er stand auf und zog seine Jacke an. Dafür, daß es am Mountainview College angeblich recht lax zuging und keiner sich darum kümmerte, wann man eintrudelte, hatte Tony O’Brien es ziemlich eilig.
     
    Aidan Dunne war im Lehrerzimmer. Er wirkte etwas erregt, vielleicht sogar ein wenig fiebrig. In seinen Augen lag ein unnatürlicher Glanz. Litt er möglicherweise unter irgendwelchen Wahnvorstellungen? Oder ahnte er, daß seine geliebte Tochter von einem Mann verführt worden war, der so alt war wie er, aber zehnmal unsolider?
    »Aidan, ich muß Sie ganz, ganz dringend sprechen«, raunte Tony O’Brien ihm zu.
    »Vielleicht nach Schulschluß, Tony …«
    »Jetzt sofort. Kommen Sie, wir gehen in die Bibliothek.«
    »Tony, in fünf Minuten läutet die Glocke.«
    »Zum Teufel mit der Glocke.« Tony zerrte ihn förmlich aus dem Lehrerzimmer.
    In der Bibliothek blickten zwei strebsame Mädchen aus der Oberstufe verdutzt auf.
    »Raus«, befahl Tony in einem Ton, der keine Widerrede duldete.
    Eines der Mädchen setzte trotzdem zu einem Widerspruch an. »Aber wir
lernen
hier, wir arbeiten an …«
    »Habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt?«
    Da begriff sie, und die beiden verschwanden.
    »So geht man nicht mit Kindern um! Wir sollten sie zum Lernen ermuntern. Herrgott, wir sollten froh sein, wenn sie in die Bibliothek gehen, und sie nicht vor die Tür setzen wie diese Rausschmeißer in den Nachtlokalen, in denen Sie

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