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Die irische Signora

Die irische Signora

Titel: Die irische Signora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Binchy
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Aber hören Sie … nein, das kann ich nicht von Ihnen verlangen … andererseits …« Gespannt blickte sie Barrys Mutter an.
    »Nur zu, was wollen Sie sagen?«
    »Am Dienstag und am Donnerstag ist Barry doch in seinem Abendkurs. Könnten Sie es mir da nicht beibringen, mir ein paar Tips geben oder so?« Als die ältere Frau nicht gleich antwortete, fuhr Fiona rasch fort: »Entschuldigen Sie, das ist wieder typisch für mich. Ich plappere einfach los, ohne mir zu überlegen, was ich sage.«
    »Es wäre mir ein Vergnügen, Ihnen Kochen beizubringen, Fiona«, erwiderte Barrys Mutter. »Nächsten Dienstag fangen wir an, mit Brot und Scones.«
     
    Brigid Dunne war höchst beeindruckt. »Ein kluger Schachzug, daß du seine Mutter dazu gebracht hast, dir Kochunterricht zu geben«, sagte sie bewundernd.
    »Nun, es hat sich ganz von selbst ergeben. Ich habe sie einfach gefragt.« Fiona staunte über ihren eigenen Mut.
    »Und dabei behauptest du, du kannst nicht gut mit Männern. Wann lernen wir denn diesen Barry kennen?«
    »Bald. Ich möchte nicht, daß er völlig überwältigt ist von all meinen Freundinnen, besonders von denen, die so sexy und selbstsicher sind wie du.«
    »Du hast dich wirklich verändert, Fiona«, stellte Brigid fest.
     
    »Grania? Hier spricht Fiona.«
    »Ah, wie schön, ich dachte, es wäre die Zentrale. Wie geht es dir? Hast du es schon getan?«
    »Was getan?«
    »Na, du weißt schon, mit ihm«, antwortete Grania.
    »Nein, noch nicht. Aber wir sind auf dem besten Weg. Ich wollte dich anrufen, um mich zu bedanken.«
    »Wofür denn?«
    »Dafür, daß du mich darauf aufmerksam gemacht hast, daß ich ein bißchen belemmert bin.«
    »Fiona, das habe ich nie gesagt!« entrüstete sich Grania.
    »Nein, aber du hast gesagt, ich soll mit mir ins reine kommen, und seitdem läuft alles wie am Schnürchen. Er ist absolut begeistert von mir, und seine Mutter auch. Besser hätte es gar nicht laufen können.«
    »Na, das ist ja toll«, freute sich Grania.
    »Ich wollte nur mal anrufen und nachfragen, ob du auch deinen Teil erledigt hast. Ob du deinen Vater besucht hast.«
    »Nein. Ich habe es versucht, aber im letzten Moment sind mir die Nerven durchgegangen.«
    »Grania!« sagte Fiona in tadelndem Ton.
    »He, willst ausgerechnet du mir eine Standpauke halten?«
    »Nein, aber wir haben versprochen, uns gegenseitig an das zu erinnern, was wir uns an diesem Abend vorgenommen haben.«
    »Ich weiß.«
    »Und Brigid hat seitdem kein einziges Wort über kalorienarmen Süßstoff verloren!«
    »Herrgott noch mal, Fiona, dann gehe ich eben heute abend zu ihm«, stöhnte Grania.
     
    Grania atmete tief durch, dann klopfte sie an die Tür. Ihr Vater öffnete. Seine Miene war unergründlich.
    »Du hast doch noch einen Schlüssel. Warum läßt du dir denn extra die Tür aufmachen?« fragte er.
    »Ich wollte nicht einfach reinmarschieren, als würde ich noch hier wohnen«, entgegnete sie.
    »Niemand hat gesagt, daß du nicht hier wohnen kannst.«
    »Ich weiß, Dad.« Noch immer standen sie im Flur. Ringsum herrschte beklemmende Stille. »Und wo sind die anderen alle? Sind sie da?«
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte ihr Vater.
    »Ach, komm, Dad. Das mußt du doch wissen.«
    »Nein. Vielleicht ist deine Mutter in der Küche und liest, Brigid ist möglicherweise oben. Ich war in meinem Zimmer.«
    »Wie ist es denn inzwischen geworden?« fragte sie in einem Versuch, von seiner Einsamkeit abzulenken. Denn dieses Haus war nicht so groß, daß man nicht merkte, ob Nell und Brigid da waren. Und es konnte ihm nicht gleichgültig sein.
    »Es ist hübsch geworden«, meinte er.
    »Zeigst du es mir?« Grania fragte sich, ob Gespräche mit ihrem Vater von nun an immer so zäh verlaufen würden.
    »Gern.«
    Als er sie ins Zimmer führte, raubte ihr der Anblick förmlich den Atem. Die Abendsonne, die durchs Fenster fiel, ließ die gelben und goldenen Farben rings um die Fensterbank erstrahlen, die Vorhänge in Purpurrot und Gold sahen aus wie eine Theaterkulisse. Auf den Regalen standen Bücher und Ziergegenstände, und der kleine Schreibtisch blitzte und glänzte im Abendlicht.
    »Dad, es ist wunderschön! Ich habe gar nicht gewußt, daß du so etwas zustande bringen kannst«, schwärmte Grania.
    »Es gibt vieles, was wir voneinander nicht wissen«, meinte er.
    »Bitte, Dad, laß mich einfach dein herrliches Zimmer bestaunen und diese Fresken ansehen, sie sind wundervoll.«
    »Ja.«
    »Und all diese Farben, Dad! Es ist

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