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Die irische Signora

Die irische Signora

Titel: Die irische Signora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Binchy
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jetzt. Hoffentlich krallte Cascarino sich nicht an Fionas neuem Rock fest oder fing an, sich vor aller Augen den Unterleib zu lecken. Doch der Kater legte den Kopf auf Fionas Schoß und ließ ein Schnurren vernehmen, das wie der aufheulende Motor eines Leichtflugzeugs klang.
    »Haben Sie zu Hause auch Katzen?« fragte Barrys Mutter.
    »Nein. Ich hätte gern eine, aber mein Vater fürchtet, sie würde einem bloß Scherereien machen.«
    »Das ist schade. Ich finde, sie können einem ein großer Trost sein. Cascarino ist vielleicht keine Schönheit, aber für ein Männchen ist er recht verständig.«
    »Ja«, bestätigte Fiona. »Ist es nicht komisch, daß die Männer so schwierig sind? Ich glaube, ehrlich gesagt, nicht, daß es böser Wille ist. Es liegt einfach in ihrer Natur.«
    »Sie sind von Natur aus herzlos«, bemerkte Mrs. Healy mit einem gefährlichen Glitzern in den Augen. »Barrys Vater zum Beispiel hielt es nicht für nötig, heute abend hier zu sein, obwohl er gewußt hat, daß Barry eine Freundin zum Essen mitbringt. Er hat es gewußt und ist trotzdem nicht da.«
    Barry schluckte. Er hatte nicht erwartet, daß seine Mutter sich schon in der ersten halben Stunde über die Familienverhältnisse verbreiten würde.
    Doch zu seiner Überraschung schien Fiona damit problemlos umgehen zu können.
    »Tja, so sind die Männer. Wenn ich Barry nach Hause mitnehme und ihn meinen Eltern vorstelle, werde ich von meinem Vater auch schwer enttäuscht werden. Gut, er wird zwar dasein, er ist ja immer da. Aber ich wette, innerhalb der ersten fünf Minuten wird er Barry erzählen, wie gefährlich es ist, einen Supermarktlieferwagen zu fahren, daß man beim Motorradfahren Gesundheit und Leben riskiert, daß Fußballspiele doch etwas völlig Idiotisches sind. Und wenn er am Italienischlernen irgend etwas auszusetzen findet, wird er auch damit nicht hinter dem Berg halten. Er sieht an allem nur das Negative, nicht das Positive. Es ist ziemlich deprimierend.«
    »Und was sagt Ihre Mutter dazu?« Offenbar nahm Barrys Mutter soviel Anteil an Fionas häuslicher Situation, daß sie die Kritik an ihrem eigenen Mann vorläufig zurückstellte.
    »Nun, ich denke, im Lauf der Jahre hat sie sich ihm angepaßt. Wissen Sie, Mrs. Healy, sie sind alt, viel älter als Sie und Barrys Vater. Ich bin die Jüngste in unserer großen Familie. Das Leben meiner Eltern verläuft seit langem in engen Bahnen, man kann sie nicht mehr ändern.« Sie wirkte so lebendig mit ihrer funkelnden Brille und der großen pinkfarbenen Schleife, die das schöne, glänzende Haar zusammenhielt. Jede Mutter würde sich freuen, so ein aufgewecktes Mädchen als Schwiegertochter zu haben.
    Barry merkte, daß sich seine Mutter allmählich entspannte.
    »Barry, sei so gut und schieb die Pastete ins Rohr. Und könntest du auch den Tisch decken?«
    Er ging hinaus und hantierte klappernd mit dem Geschirr, dann schlich er zur Tür zurück, um zu lauschen, was im Wohnzimmer passierte. Aber sie unterhielten sich so leise, daß er nichts verstehen konnte. Lieber Gott, hoffentlich trat Fiona nicht in irgendein Fettnäpfchen! Und hoffentlich fing seine Mutter nicht mit ihren absurden Geschichten über Dads angebliche Seitensprünge an. Seufzend ging er in die Küche zurück und deckte den Tisch für sie drei. Es ärgerte ihn, daß sein Vater nicht hier war. Dad sollte sich wirklich mehr Mühe geben. Begriff er denn nicht, daß er dadurch nur Mams Mißtrauen schürte?
    Warum konnte er nicht einfach dasein und einen Abend lang seine Rolle spielen? Aber immerhin hatte Barrys Mutter eine Hühnerpastete und zum Dessert einen Apfelkuchen gemacht. Das war schon ein Fortschritt.
    Der Abend verlief besser, als Barry zu hoffen gewagt hatte. Fiona aß alles auf, was man ihr vorsetzte, bis zum letzten Krümel. Sie meinte, leider könne sie weder kochen noch backen. Da kam ihr plötzlich ein Gedanke. »Genau das wäre es – ich sollte einen Kochkurs machen«, rief sie. »Barry hat mich gefragt, was ich denn gern lernen würde, und angesichts dieses fürstlichen Mahls ist es mir klargeworden.«
    »Eine gute Idee«, meinte Barry und freute sich, daß sie das Essen seiner Mutter lobte.
    »Aber Backen kann Ihnen nur jemand beibringen, der sich wirklich damit auskennt«, bemerkte seine Mutter.
    Sie mußte natürlich immer ein Haar in der Suppe finden, dachte Barry wütend.
    Doch Fiona schien sich nicht daran zu stören. »Ja, ich weiß, und gerade jetzt, da die Kurse längst begonnen haben …

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