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Die irische Signora

Die irische Signora

Titel: Die irische Signora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Binchy
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meinte, er müsse sich deshalb nicht abhetzen. Bestimmt würde er nach dem Kurs noch gern ein wenig mit den anderen plaudern. Sie könne ebensogut mit dem Bus nach Hause fahren. Schließlich sähen sie sich an anderen Abenden ja oft genug.
    Stück für Stück erfuhr sie die Geschichte vom untreuen Ehemann. Anfangs wollte sie nichts davon hören. »Bitte, Mrs. Healy, erzählen Sie mir das nicht alles. Wenn Sie und Mr. Healy sich wieder vertragen, werden Sie es bereuen.«
    »Nein, ich werde nichts bereuen, denn du bist meine Freundin. Das mußt du viel feiner schneiden, Fiona, sonst haben wir nachher diese dicken Brocken im Essen. Nein, du mußt mir zuhören. Du mußt wissen, was für ein Mensch Barrys Vater ist.«
    Bis vor zwei Jahren sei alles in Ordnung gewesen. Na ja, mehr oder weniger jedenfalls. Seine Arbeitszeiten waren immer schon problematisch gewesen, aber sie hatte sich damit arrangiert. Manchmal begann seine Tour morgens um halb fünf, ein andermal mußte er bis spät nachts arbeiten. Aber dafür hatte er auch viel Freizeit, oft mehrere Stunden mitten am Tag. Sie konnte sich erinnern, wie sie manchmal zur Nachmittagsvorstellung ins Kino gegangen waren, danach hatten sie Tee getrunken und Rosinenbrötchen gegessen. Alle anderen Frauen ringsum hatten sie beneidet, denn keine von ihnen konnte tagsüber mit ihrem Mann ins Kino gehen. Und damals hatte er nie gewollt, daß sie arbeiten ging. Er hatte gemeint, er bringe genug Geld für sie beide und den Jungen heim. Sie solle lieber für ein hübsches Zuhause sorgen, kochen und für ihn dasein, wenn er frei hatte. Und so hatte es sich ganz gut aushalten lassen.
    Doch vor zwei Jahren war alles anders geworden. Ganz offensichtlich hatte er eine andere Frau kennengelernt und ein Verhältnis mit ihr angefangen.
    »Woher wollen Sie das so genau wissen, Mrs Healy?« fragte Fiona, während sie die Rosinen und Sultaninen für den englischen Kuchen abwog. »Vielleicht ist er ja auch seltener zu Hause, weil er mehr arbeiten muß.«
    »Ich habe mich bei seiner Firma erkundigt, er arbeitet achtundzwanzig Stunden in der Woche. Aber er ist fast die doppelte Zeit weg. Außerdem ist er ins Gästezimmer gezogen.«
    »Und wenn es wirklich jemanden gibt, wer könnte es sein?« Fiona senkte die Stimme zu einem Flüstern.
    »Ich weiß es nicht, aber ich werde es herausfinden.«
    »Meinen Sie, es ist jemand von der Arbeit?«
    »Nein, die kenne ich alle. Da kommt wahrscheinlich keine in Frage. Aber wahrscheinlich ist es jemand, den er über die Arbeit kennengelernt hat.«
    Es war sehr bedrückend, mit anhören zu müssen, wie sie ihr ganzes Elend ausbreitete. Und Barry zufolge bildete sie sich das alles ja nur ein.
    »Redet sie eigentlich mit dir darüber?« fragte Barry Fiona.
    Fiona hatte irgendwie das Gefühl, daß es indiskret gewesen wäre, ihm davon zu erzählen … von diesen Unterhaltungen zwischen mehlbestäubten Anrichten und blubbernden Kasserollen, bei einer Tasse Kaffee nach dem Kochen, wenn Fiona auf dem Sofa saß und der große, halb blinde Cascarino schnurrend auf ihrem Schoß lag.
    »Hin und wieder eine Andeutung, aber nichts Genaues«, log sie.
    Für Nessa Healy war Fiona eine Freundin, und Freunde mußten manchmal auch verschwiegen sein.
    Barry und Fiona trafen sich recht oft. Sie gingen zusammen zu Fußballspielen oder ins Kino, und als das Wetter besser wurde, fuhren sie mit dem Motorrad nach Wicklow oder Kildare und sahen Gegenden, wo Fiona noch nie gewesen war.
    Er hatte sie noch nicht gefragt, ob sie bei der Romreise, der
viaggio
, wie sie es immer nannten, mitfahren wollte. Allerdings hoffte Fiona, daß er es bald einmal tun würde, und hatte vorsorglich schon einen Reisepaß beantragt.
    Manchmal gingen sie zu viert aus, mit Suzi und Luigi, die sie zu ihrer Hochzeit Mitte Juni in Dublin eingeladen hatten. Zum Glück, sagte Suzi, seien sie wieder davon abgekommen, in Rom zu heiraten. Ihre Eltern seien dagegen gewesen, ebenso Luigis Eltern; und all ihre Freunde, die nicht in diesem Italienischkurs saßen, hatten es für eine Schnapsidee gehalten. Nun würden sie statt dessen ihre Flitterwochen in Rom verbringen.
    »Lernst du auch Italienisch?« erkundigte sich Fiona.
    »Nein. Wenn sie mit mir reden wollen, müssen sie es schon in meiner Sprache tun«, erwiderte Suzi. Dieses attraktive Mädchen strotzte vor Selbstbewußtsein; wenn sie zum Nordpol gefahren wäre, hätte sie sogar von den Eskimos erwartet, daß sie ihre Sprache erlernten.
    Der Italienischkurs

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