Die irische Signora
plante eine große Party, mit deren Erlös die Romreise finanziert werden sollte. Für die Speisen sollten die dreißig Teilnehmer selbst sorgen, die Getränke hingegen wurden von verschiedenen Kneipen und dem Supermarkt spendiert. Jemand kannte eine Musikgruppe, die kostenlos spielen würde, wenn dafür ihr Foto in der Zeitung erschien. Es war so kalkuliert, daß jeder Kursteilnehmer mindestens fünf Gäste mitbringen sollte, die pro Kopf fünf Pfund Eintritt bezahlen würden. Dadurch käme ein Betrag von 750 Pfund für die
viaggio
zusammen. Außerdem würde es eine große Tombola mit tollen Preisen geben, die noch einmal mindestens 150 Pfund einbrachte. Und das Reisebüro konnte ihnen ständig noch günstigere Konditionen anbieten. In Rom war bereits eine
pensione
für sie gebucht. Auf dem Programm stand auch ein Ausflug nach Florenz, wo sie in einer Herberge übernachten würden, ehe es über Siena zurück nach Rom ginge.
Barry trommelte seine fünf Partygäste zusammen.
»Ich hätte gern, daß du kommst, Dad«, meinte er. »Es bedeutet mir sehr viel, und Mam und ich sind ja auch immer zu deinen Betriebsausflügen mitgegangen.«
»Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich freimachen kann, mein Junge. Wenn es geht, dann werde ich dasein, aber mehr kann ich dir nicht versprechen.«
Außerdem hatte Barry Zusagen von Fiona, seiner Mutter, einem Arbeitskollegen und einem Nachbarn. Fiona wollte auch ihre Freundinnen Grania und Brigid fragen, doch die beiden gingen bereits mit ihrem Vater hin. Und Suzi würde mit Luigi kommen. Bestimmt würde es ein wundervoller Abend werden.
Barrys Mutter gab Fiona weiterhin Kochunterricht. Für die Party wollten sie ein ganz exotisches Dessert zubereiten: nämlich
cannoli
, fritierte Teigtaschen mit einer Füllung aus Früchten, Nüssen und Ricotta.
»Seid ihr sicher, daß das nicht eine Nudelsorte ist?« fragte Barry zweifelnd.
Nein, versicherten ihm die Frauen, das seien
cannelloni
. Als er noch immer nicht überzeugt war, sagten sie ihm, er solle sich doch bei der Signora erkundigen. Und die Signora meinte,
cannoli alla siciliana
sei eines der leckersten Gerichte auf der ganzen Welt, und ihr laufe schon beim Gedanken daran das Wasser im Mund zusammen.
Während sie zusammen kochten, faßten Fiona und Nessa Healy immer mehr Vertrauen zueinander. Fiona offenbarte ihr, sie habe Barry wirklich sehr gern, er sei ein hochherziger und freundlicher Mensch. Aber sie wolle ihn nicht drängen, weil sie glaube, daß er noch nicht bereit sei für ein gesetzteres Leben und einen eigenen Hausstand.
Und Barrys Mutter erzählte Fiona, sie habe die Hoffnung bei ihrem Mann noch nicht aufgegeben. Vor einer Weile habe sie sich beinahe damit abfinden können, daß er sie nicht mehr liebte, und sie hätte ihn zu seiner Geliebten oder wem auch immer gehen lassen können. Aber jetzt nicht mehr.
»Wie ist das gekommen?« wollte Fiona wissen.
»Als ich damals im Krankenhaus war und eine ziemliche Dummheit begangen habe, da hat er mir Blumen gebracht. Das macht ein Mann nur, wenn ihm etwas an einem liegt. Er brachte einen Strauß Freesien, den er für mich abgegeben hat. Auch wenn er noch so große Töne spuckt und sagt, er wolle sich nicht unter Druck setzen lassen – er macht sich etwas aus mir, Fiona. Das gibt mir Halt.«
Und Fiona saß mit mehlbestäubten Händen da und verfluchte sich für ihre Dummheit. Sie wußte, wenn sie aussprechen wollte, was ihr auf dem Herzen lag, mußte sie es jetzt tun.
Als sie jedoch in Nessa Healys Gesicht blickte, das so voller Leben und Hoffnung war, wurde ihr klar, daß das nicht ging. Wie sollte sie dieser Frau sagen, daß ausgerechnet sie, ein Mädchen, das in der Krankenhaus-Cafeteria bediente, ihr diese verdammten Freesien geschickt hatte? Zumal Fiona offiziell gar nichts von dem Selbstmordversuch wußte, denn Barrys Mutter hatte ihr gegenüber nie etwas davon erwähnt. Was immer Fiona unternehmen würde, um den von ihr angerichteten Schaden wiedergutzumachen, sie durfte dieser Frau nicht ihre Hoffnung und ihren Lebensmut rauben. Sie würde einen anderen Weg finden.
Es mußte doch irgendeine andere Möglichkeit geben, dachte Fiona verzweifelt, während die Tage vergingen und die Frau, die vielleicht einmal ihre Schwiegermutter sein würde, ihr erzählte, wer Blumen schenke, dessen Liebe könne nicht völlig erloschen sein.
Suzi hätte bestimmt einen Ausweg gewußt, aber Fiona würde sich ihr nicht anvertrauen, nie im Leben. Womöglich erzählte Suzi es
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