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Die irische Signora

Die irische Signora

Titel: Die irische Signora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Binchy
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meine richtigen Freunde«, schnauzte sie ihn an.
    »Ist da drin alles in Ordnung?« wollte Lizzie wissen.
    »Stör uns jetzt nicht, Lizzie«, bat Bill.
    »Bei Gott, das wirst du mir büßen, Elizabeth«, drohte ihre Mutter.
    »Wo wohnen sie denn, Ihre Freunde?«
    »Ich weiß es nicht, das ist es ja. Wir wollten abwarten, wie die Vernissage läuft, und falls Harry auch da wäre, wollten wir danach alle zu ihm gehen. Er wohnt in einem Mordsschuppen, wo wir schon mal übernachtet haben. Und wenn alle Stricke reißen, hätte Chester noch ein paar fabelhafte kleine Frühstückspensionen gewußt, wo man für einen Spottpreis übernachten kann.«
    »Ob Chester wohl die Polizei verständigt hat, was meinen Sie?«
    »Warum hätte er das tun sollen?«
    »Weil er sich Sorgen macht, was mit Ihnen geschehen ist.«
    »Die Polizei?«
    »Nun, wenn er Sie erwartet hat und Sie nicht aufgetaucht sind.«
    »Er glaubt bestimmt, ich habe in der Ausstellung jemanden getroffen und bin mit ihm weggegangen. Vielleicht denkt er auch, ich hätte keine Lust gehabt, überhaupt zu kommen. Das ist ja das Ärgerliche an dieser ganzen Geschichte.«
    Bill seufzte erleichtert auf. Lizzies Mutter nahm es mit Verabredungen nicht so genau. Also gab es wohl keine patrouillierenden Streifenwagen auf der Suche nach einer Blondine in einem Kaftan. Lizzie würde nicht den Rest der Nacht in einer Gefängniszelle verbringen müssen.
    »Sollen wir sie hereinlassen, was meinen Sie?« Es gelang ihm, den Eindruck zu vermitteln, als stünde er auf Mrs. Duffys Seite.
    »Wird sie dann wieder mit diesem Unsinn anfangen, daß wir nie miteinander reden und keine richtige Beziehung haben und ich immer vor ihr davonlaufe?«
    »Nein, ich sorge dafür, daß sie das bleibenläßt. Vertrauen Sie mir.«
    »Gut. Aber erwarten Sie bloß nicht, daß ich alles vergebe und vergesse, nach all dem, was sie mir angetan hat.«
    »Nein, es ist völlig verständlich, daß Sie verärgert sind.« Er schob sich an ihr vorbei und ging zur Tür. Draußen im dunklen Flur kauerte Lizzie. »Ach, Lizzie«, sagte Bill, als begrüße er einen unerwarteten, aber willkommenen Besuch. »Komm doch herein. Vielleicht könntest du uns allen eine Tasse Tee machen.«
    Lizzie trippelte hinter ihm her in die Küche und vermied es, ihrer Mutter in die Augen zu sehen.
    »Warte nur, bis dein Vater von diesem Vorfall erfährt«, drohte ihre Mutter.
    »Mrs. Duffy, nehmen Sie Ihren Tee mit Milch und Zucker?« unterbrach Bill sie.
    »Nein, danke.«
    »Schwarz für Mrs. Duffy«, rief Bill, als gebe er dem Personal Anweisungen. Er machte sich in der kleinen Wohnung zu schaffen, räumte ein bißchen auf, zog die Tagesdecke auf dem Bett glatt, hob Sachen vom Boden auf, als ob er auf diese Weise alles wieder ins Lot bringen könnte. Nach kurzer Zeit saß das seltsame Dreiergespann zusammen und trank Tee.
    »Ich habe Teegebäck dazu besorgt«, erklärte Lizzie stolz und stellte eine mit Schottenmuster bedruckte Blechdose auf den Tisch.
    »Das kostet doch ein Vermögen«, sagte Bill entsetzt.
    »Ich wollte etwas zu Hause haben, wenn meine Mutter kommt.«
    »Ich habe nie behauptet, daß ich zu dir komme, das war allein deine Idee. Eine Schnapsidee.«
    »Na, wenigstens sind sie in einer Dose«, meinte Bill. »Da halten sie bestimmt lange.«
    »Sind Sie nicht ganz richtig im Kopf?« wandte sich Lizzies Mutter plötzlich an Bill.
    »Ich finde eigentlich schon. Warum fragen Sie?«
    »In so einer Situation fangen Sie an, über Kekse zu reden.«
    »Nun, das ist immer noch besser, als ewig herumzuschreien oder über Bedürfnisse und Beziehungen und das alles zu sprechen. Hatten Sie nicht vorhin erwähnt, Sie wollten nichts davon hören?« Bill war gekränkt.
    »Nein, das ist nicht besser. Wenn Sie mich fragen, ist es verrückt. Sie sind genauso durchgedreht wie Lizzie. Ich bin in einem Irrenhaus gelandet.«
    Ihr Blick wanderte zur Tür, und ihm fiel auf, daß ihre Reisetasche dort lag. Würde sie versuchen, damit zu entwischen? Und wäre das vielleicht auch am besten so? Oder steckten sie alle jetzt schon so tief in dieser Sache, daß es besser war, sie bis zum Ende durchzustehen? Sollte Lizzie ihrer Mutter doch erklären, was sie störte, und sollte diese es akzeptieren oder abstreiten. Sein Vater hatte immer gesagt, es sei das beste, erst einmal abzuwarten und zu sehen, was passiere. Bill konnte mit dieser Einstellung wenig anfangen. Worauf warten? Was sehen? Da aber sein Vater offenbar gut damit gefahren war, hatte dieser

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