Die irische Signora
heißen …«
»Bill«, kam er ihr zu Hilfe.
»Ja, nun, Bill, aber jemand, der mich hierherlockt und mich einsperrt, der ist doch nicht mehr ganz richtig im Kopf.«
»Ich habe dich nicht hergelockt. Ich habe mir von Bill das Geld für dein Taxi geborgt, dich in meine Wohnung eingeladen und Teegebäck und Schinken und Hühnerleber und Sherry gekauft. Ich habe mein Bett für dich gemacht. Ich wollte, daß du bleibst. War das wirklich so viel verlangt?«
»Aber ich konnte doch nicht.« Bernie Duffys Stimme war jetzt viel sanfter.
»Du hättest vorschlagen können, dann eben am nächsten Tag zu kommen. Aber du hast nur gelacht. Das konnte ich nicht ertragen, und dann bist du immer wütender geworden und hast schreckliche Dinge gesagt.«
»Was ich gesagt habe, war nicht normal, weil die Person, mit der ich gesprochen habe, nicht normal war. Du hast mich völlig aus der Fassung gebracht, Lizzie. Du bist mir wie eine Geisteskranke vorgekommen. Wirklich. Du hast nur wirres Zeug geredet. Immer wieder hast du erzählt, daß du dich in den letzten sechs Jahren wie eine verlorene Seele gefühlt hättest …«
»So war es auch.«
»Du warst siebzehn, als ich weggegangen bin. Dein Vater wollte, daß du mit ihm nach Galway ziehst, aber das wolltest du nicht … Du seist alt genug, hast du gesagt, um allein in Dublin zu leben. Ich erinnere mich noch, du hast bei einer chemischen Reinigung angefangen. Du hast dir dein eigenes Geld verdient. Und du wolltest es so. Zumindest hast du das behauptet.«
»Ich bin hiergeblieben, weil ich dachte, du würdest zurückkommen.«
»Wohin zurück? Hierher?«
»Nein, zurück in unser Haus. Daddy hat es noch ein Jahr lang behalten, weißt du noch?«
»Ja, ich weiß noch, und dann hat er jeden Penny, den er dafür bekommen hat, auf Pferde gesetzt, die auf irgendwelchen englischen Rennbahnen unter ›ferner liefen‹ abschneiden.«
»Warum bist du nicht zurückgekommen, Mummy?«
»Was hätte mich hier erwartet? Dein Vater hat sich nur noch dafür interessiert, ob seine Pferde in Form waren, John war in die Schweiz gegangen, Kate nach New York, und du bist mit deiner Clique herumgezogen.«
»Ich habe auf dich gewartet, Mummy.«
»Nein, das stimmt nicht, Lizzie. Du kannst nicht die ganze Geschichte hindrehen, wie es dir paßt. Warum hast du mir das denn nicht geschrieben, wenn es wirklich so war?«
Es trat Schweigen ein.
»Du wolltest nur etwas von mir hören, wenn es mir gutging, also habe ich mich auf das Gute beschränkt. Ich habe dir Ansichtskarten und Briefe geschickt, in denen ich dir von meinen Reisen nach Griechenland und auf die Achill-Insel erzählt habe. Daß ich mir wünschte, du würdest zurückkommen, habe ich verschwiegen, aus Angst, daß du sonst böse mit mir wärst.«
»Es wäre mir jedenfalls bedeutend lieber gewesen, als entführt und festgehalten zu werden …«
»Und ist es schön dort, wo Sie wohnen, in West-Cork?« Wieder war Bill ganz der interessierte Gesprächspartner. »Nach den Bildern von der Küste zu schließen, die man so kennt, muß es ein wundervolles Fleckchen sein.«
»Es ist etwas ganz Besonderes. Dort leben viele freie Geister, Leute, die zurück aufs Land gezogen sind und malen, kreativ sind, töpfern.«
»Und haben Sie sich auch einer dieser Künste verschrieben … ähm … Bernie?« Seine Frage klang aufrichtig interessiert; sie konnte sie nicht als Beleidigung auffassen.
»Nein, ich persönlich nicht. Aber künstlerisch tätige Menschen und ihre Lebensart haben mich schon immer angezogen. Wenn ich irgendwo eingesperrt bin, habe ich das Gefühl zu ersticken. Deshalb ist diese ganze Geschichte auch …«
Bill bemühte sich, das Gespräch rasch auf ein anderes Thema zu lenken. »Und haben Sie ein eigenes Haus, oder leben Sie mit Chester zusammen?«
»Nein, du lieber Himmel, nein«, lachte sie, fröhlich und schallend, wie er es von ihrer Tochter kannte. »Nein, Chester ist schwul, er lebt mit Vinnie zusammen. Nein, nein. Sie sind meine besten Freunde. Sie wohnen etwa sechs Kilometer von mir entfernt. Nein, ich habe ein Zimmer, ein Apartment, wie man es heute wohl nennt. Das Haus war früher das Nebengebäude eines größeren Anwesens.«
»Das klingt gut. Liegt es in der Nähe der Küste?«
»Ja, sicher. Dort ist man überall in der Nähe der Küste. Es hat sehr viel Charme. Es ist mir richtig ans Herz gewachsen. In den sechs Jahren, seit ich dort wohne, habe ich ein richtiges kleines Zuhause daraus gemacht.«
»Und wie verdienen
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