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Die Jäger des Roten Mondes

Die Jäger des Roten Mondes

Titel: Die Jäger des Roten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Bis jetzt hat sie nicht geweint, aber nun … Ihr hysterisches Weinen beruhigte sich endlich ein bißchen, und ihre Schluchzer wurden zu verständlichen Worten. »Ich kam hierher, um Wasser zu holen … um Riannas Wunden zu waschen. Sie wollte mit mir kommen, aber ich sagte ihr, ich hätte ja meine Schleuder. Wenn es Gefahr gäbe, könnte ich besser damit fertig werden als sie. Ich kam zu dem Platz hier am Brunnen, blickte auf und sah dich, Dane. Nur eine Minute, natürlich, dann wußte ich, daß du es nicht warst – es war dasselbe Wesen, das den Klippenkletterer getötet hat. Und dieser Jäger hatte vor, mit mir dasselbe zu tun. Nur … nur hatte ich keine Angst. Ich spürte dasselbe Gefühl wie er! Verstehst du? Er stand da, versuchte, mich wegzulocken und zu töten, und ich überlegte mir, wie ich ihm eine Falle stellen könnte! Oh, ich fühlte mich so schlau … und so grausam!« Sie schauderte in der Erinnerung daran. »Ich winkte und lächelte, als würde ich wirklich glauben, du seist es, und die ganze Zeit drehte ich mich halb um, so daß ich meine Schleuder unbemerkt laden konnte. Und ich gab ihm ein Zeichen, näher zu kommen, und wartete, während er den Platz überquerte. Ich lächelte ihn süß an … und dann, als ich ihn genau dort hatte, wo ich ihn haben wollte, als ich einen absolut sicheren Treffer landen konnte, gab ich es ihm genau zwischen die Augen!« Der Ausdruck von Entsetzen auf ihrem Gesicht vertiefte sich. »Er sah die Schleuder natürlich in der letzten Sekunde, als es zu spät war. Und das war das Schlimmste daran. Ich wollte, daß er sie sieht! Ich wollte ihn wissen lassen, daß ich ihn an Schlauheit übertroffen hatte, gerissener und hinterhältiger als er war … Er sollte wissen, daß ich gewonnen hatte. Ich war stolz darauf!« Sie lehnte sich an Dane und weinte heftiger denn je. »Oh, Dane ich mag diese Leute nicht; ich will nie wieder Teil von so etwas sein, nie wieder so denken und fühlen. Es ist nicht nur, daß sie mich töten wollen. Das kann ich aushalten. Die Mekhar waren wild und grausam, aber es war … oh, wie kann ich das ausdrücken … es war anständig – verglichen hiermit! Cliff – ich habe ihn wirklich gemocht am Schluß; er kämpfte immer so ehrlich und aufrichtig. Er hätte niemals etwas Ähnliches getan … er hätte es feige und ehrlos genannt …« Noch einmal erstickte Schluchzen ihre Worte. Durch ihr Weinen hindurch hörte Dane Arataks Stimme.
    »Dane«, sagte der große Echsenmann ruhig, »wenn du kannst, wenn sie dich läßt, dann komm für eine Minute hierher. Hier drüben ist etwas, was du sehen solltest – und was Dallith auf keinen Fall sehen sollte.« Und Dane hörte deutlich das Geräusch von reißendem Stoff.
    Dalliths Schluchzen hatte nachgelassen, und es war klar, daß sie gehört hatte, was Aratak gesagt hatte. Ihre Stimme klang leise und erstickt. »Nachdem das … das Ding tot war, war alles vorbei«, sagte sie. »Ich fühlte mich nicht mehr so wie vorher. Das war der Augenblick, als ich schrie. Weil ich fürchtete, daß irgendein … ein körperloses Ding in deinen Körper geschlüpft war, deinen Geist übernommen hatte, und ich dich tötete, als ich es umbrachte … ich wäre gestorben, wenn das passiert wäre.« Und Dane wußte, daß sie buchstäblich die Wahrheit sprach.
    »Komm, ich werde mich um sie kümmern, Dane«, sagte Rianna freundlich, und löste Dalliths Arme von seinem Nacken.
    Dallith kam etwas zu sich und erwiderte: »Es ist schon in Ordnung, Rianna … ich sollte mich um dich kümmern …« Aber sie ließ zu, daß Rianna sie festhielt. Dane ließ sie los und ging zu der Stelle, wo Aratak ihn erwartete. Der Saurier schaute, auf seine Keule gelehnt, auf den toten Jäger hinunter.
    Das Ding hatte die Gestalt eines Mannes gehabt. Danes eigene Gestalt. Aber jetzt, als er auf das, was da unter der Tunika, die Aratak aufgerissen hatte, auf den Pflastersteinen lag, hinuntersah, entdeckte Dane in einem einzigen Moment des Erstaunens und Begreifens das Geheimnis der Jäger.
    Das Ding, welches da auf dem Pflaster lag, war annähernd kugelförmig. Nur kleine, schrumpfende Ausbuchtungen, Tentakeln ähnlich, zeigten, wo es Arme und Beine gehabt hatte, die nun nicht einmal mehr entfernt menschlich waren. Der Kopf war rund, eingebettet in einen gewölbten Schädelknochen, den Dalliths Schleuderstein aufgebrochen hatte, und das Entsetzliche war, daß Danes Haar und seine Gesichtszüge immer noch wie eine dünne Haut über der Vorderseite des

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