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Die Jäger des Roten Mondes

Die Jäger des Roten Mondes

Titel: Die Jäger des Roten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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ihr Wild sich befindet?«
    »Würde das in ihre Vorstellung von Ehre passen?« fragte Rianna.
    »Woher, zum Teufel, soll ich das wissen?« schrie Dane, und sie schwieg erschrocken. »Laßt uns endlich gehen!«
    Schweigend gingen sie auf die Tore zu. Dane sagte kurz: »Dallith, halte Ausschau. Du hast die Psychogabe. Sag uns, wenn diese Dinger sich nähern.«
    Sie wirbelte zu ihm herum, ihr Gesicht war angespannt und rebellisch. »Nein!« erwiderte sie rau. »Ich will nicht. Ich kann nicht. Ich kann es nicht ertragen! Ich kann es nicht ertragen, mit diesen … diesen Dingern in Berührung zu kommen.«
    Dane spürte ihre Angst, aber er wagte es nicht, sich Mitleid mit dem Mädchen zuzugestehen, sonst würde er sich zerreißen. Er ging ärgerlich auf sie zu und sah zu ihr hinunter, sein Gesicht war hart wie Stein.
    »Du willst doch leben, oder nicht?« Ihre Stimme klang traurig und monoton. »Eigentlich nicht. Aber ich will, daß du lebst – ihr alle. In Ordnung, Dane; ich werde tun, was ich kann. Aber wenn ich ihnen zu nahe komme, wenn ich ein Teil von ihnen werde, könnte ich euch … nicht von ihnen fort, sondern in sie hinein führen.«
    Danes Gesicht verzerrte sich krampfhaft. Er hatte nie an diese Möglichkeit gedacht … daß Dallith nicht nur die Angst der Gejagten übernehmen konnte, sondern auch die Verschlagenheit der Jäger. Er berührte sanft ihre Schulter. »Tu, was das beste ist«, sagte er. »Aber versuche, uns ein paar Sekunden bevor wir angegriffen werden, zu warnen.« Er wandte sich ab, ohne sie noch einmal zu berühren. Er wagte es nicht. »Laßt uns gehen«, sagte er und schritt ungefähr in Richtung der Stadttore davon.
    Sie mußten noch einmal den Brunnenplatz überqueren, und Dane spürte eine Gänsehaut. Er wußte, er wußte, jemand beobachtete sie … Der Angriff kam plötzlich und so unorganisiert, daß sich Dane bis zum Tage seines Todes an nichts anderes erinnern konnte als an dunkle Gestalten – drei oder vier davon –, die plötzlich alle um sie herum waren. Dallith schrie wild auf. Rianna taumelte zurück, stützte sich dabei auf ihren Speer und zog mit dem gesunden Arm ihr Messer heraus. Arataks riesige Keule krachte herunter. Dane schlug mit seinem Schwert zu. Er zielte auf den Bauch eines Wesens, das der Bluthund von Baskerville hätte sein können. Es heulte, spuckte Blut und stürzte nieder. Dallith hob hastig Riannas heruntergefallenen Speer auf und stieß ihn jemandem durch die Brust. Er sah Rianna in die Dunkelheit eines Gebäudes fliehen. An einem Punkt des Kampfes lag Dane auf dem Boden und schlug nach etwas, was zwischen ihm und dem Licht stand.
    Dann lagen überall tote, sich auflösende Gestalten auf dem Boden verstreut, in Stücke geschlagen, und die Jäger waren verschwunden.
    Und ebenso Rianna.

15
     
    Sie durchsuchten die ganze Ruinenstadt nach ihr, bis die Dunkelheit hereinbrach. Sie ließen alle Vorsicht außer acht, riefen ihren Namen laut und schrien nach ihr, durchsuchten die näherliegenden Gebäude und fanden nur verschüttete Wege und Sackgassen, aber keine Spur von Rianna. Die Sonne ging unter. Dane erinnerte sich vage, daß sie die Absicht gehabt hatten, jetzt in einer neutralen Zone zu sein, aber es schien keine Rolle zu spielen. Sie aßen während der Suche den Rest ihrer Verpflegung auf und ruhten sich vor Mondaufgang ein paar Stunden aus, aber Dane konnte nicht schlafen, und seine Gedanken waren bitter.
    Er hatte gehofft, seine ganze Gruppe lebend durchbringen zu können. Ich habe Cliff verloren und jetzt Rianna. Dallith lag dicht bei ihm und hielt ihn umfangen. Sie weinte auch, und Dane wußte, daß sie seine eigenen verzweifelten Sorgen und das Gefühl des Verlustes mit ihm teilte, als seien es ihre eigenen. Dane klammerte sich an das Wissen, daß sie Riannas Körper nicht gefunden hatten und auch nicht einen einzigen Tropfen Blut. Aber wohin kann sie gehen, verwundet, allein, ohne Nahrung oder Wasser, wahrscheinlich sterbend? Vielleicht stirbt sie irgendwo allein, während wir hier liegen und warten, dachte er. Da er nicht schlafen konnte, stand er schließlich auf, sobald Dallith und Aratak sich ein wenig ausgeruht hatten, und sie durchsuchten bei Mondlicht die Ruinen.
    Das wäre eine günstige Zeit für sie, uns zu überfallen. Wen kümmert es?
    Als die Sonne aufging und die Ruinen mit hellem Licht überströmte, bat Aratak ihn endlich einzuhalten. »Dane, mein lieber, mein sehr lieber Freund«, sagte er freundlich, »wir können nicht jedes alte

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