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Die Jaeger

Die Jaeger

Titel: Die Jaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Marthens
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ich lieber gehen«, bot ich an, doch Pfarrer Bernhard sah mich an und schüttelte vorsichtig seinen bandagierten Kopf.
    »Ich freue mich, dass du hier bist. Es ist sonst so langweilig.«
    »Soll ich Ihnen vielleicht die Post vorlesen?«
    »Das wäre nett.«
    Ich stand auf und nahm die beiden Briefe an mich. Der eine war vom Moosberger Kirchenvorstand. Woher die so schnell wussten, dass Pfarrer Bernhard im Krankenhaus lag, war mir ein Rätsel. Aber hieß es nicht, die Wege des Herrn seien unerforschlich? Ich riss den Umschlag auf und las ihm die guten Wünsche der Herren und Damen vor. Doch nur wenige Zeilen später tadelten sie ihn, in seiner Gemeinde zwei gefährliche Grabflüchter geduldet zu haben. Der Tod sei eine Gnade Gottes und wer das umginge und als Vampir wiederauferstände, wäre ein Gotteslästerer und gehöre der Brut des Teufels an.
    Er verzog den Mund. »Wenn die wüssten, was ich wirklich bin ...« Er ließ das Ende des Satzes offen, und ich stellte mir lebhaft die entsetzten Gesichter des Vorstandes bei dieser Enthüllung vor. Auf dem Umschlag des zweiten Briefes stand kein Absender. Die Adresse war getippt. Als ich den Sinn der wenigen Zeilen erfasste, verschlug es mir den Atem. Ich hatte bisher noch niemals einen in der Hand gehalten, aber ich wusste sofort was ich vor mir hatte: einen Erpresserbrief.
    »Das ist die letzte Warnung. Ich weiß, wer du bist. Und wo du bist. Zahle 50.000 Euro auf dieses Konto, dann wird niemand erfahren, was du getan hast.« Es folgte eine Bankverbindung.
    Ich wusste nicht, ob ich diese Zeilen wirklich laut vorlesen sollte, denn die würden Pfarrer Bernhard mit Sicherheit aufregen. Doch er schien darauf zu warten, dass ich etwas sagte.
    »Also, was steht da? Noch mehr gute Genesungswünsche?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, unwichtiges Zeugs. Eine Rechnung.«
    Ich wollte den Brief zur Seite legen, doch er griff mit seiner gesunden Hand nach mir. Er war erstaunlich stark. »Was steht da?«
    Ich räusperte mich. »Jemand weiß, was Sie sind.«
    »Das ist unmöglich.« Ich konnte sehen, wie er unter den Bandagen noch blasser wurde.
    Ich las ihm den Brief schließlich vor, wobei er mich unverwandt ansah. Als ich fertig war, schien er erleichtert.
    »Das ist in Ordnung.«
    »In Ordnung?«, fragte ich überrascht. »Da will jemand viel Geld dafür haben, dass Ihr Geheimnis geheim bleibt, und Sie sagen dazu nichts weiter? Vielleicht werden Sie auch deportiert, wenn Sie die Summe nicht zusammenbekommen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Dabei geht es um etwas anderes. Das kann ich dir aber jetzt nicht erzählen. Ich bin zu erschöpft.«
    So viel also zu meinem Helden. Auch er hatte ein Geheimnis, das offensichtlich nicht tageslichttauglich und anderen viel Geld wert war. Und es hatte nichts mit seiner Herkunft zu tun, über die ebenfalls niemand etwas wissen durfte. Was für eine Welt!
    Ich erhob mich, um zu gehen. »Dann wünsche ich Ihnen gute Besserung und nochmals vielen Dank für Ihre Hilfe.«
    »Gern geschehen.«
    Bevor ich die Tür erreicht hatte, rief er mich zurück.
    »Moona. Ich bin kein Verbrecher, ich möchte nicht, dass du das denkst. Ich habe für meine Vergehen gebüßt. Es ist nur … nein, ich kann nicht. Noch nicht. Bitte hab Verständnis dafür.«
    Ich nickte. »Kein Problem. Wir haben alle unsere kleinen Geheimnisse.«
    Er versuchte ein Lächeln. »Ich hoffe, deines ist keine fünfzigtausend Euro wert.«
    »Nein«, log ich. »Das ist es sicherlich nicht.«
    Damit verabschiedete ich mich endgültig und überließ ihn seinen Schmerzen und den Gedanken an sein teures Geheimnis.
    Wieder in Mullendorf angekommen fuhr ich schleunigst zurück in die Tankstelle, um das Geschäft wenigstens noch für ein paar Stunden zu öffnen. Es wartete bereits ein Kunde auf mich, allerdings einer, den ich nicht so gerne sehen wollte: Pedro.
    Sein Porsche brauchte Sprit, er ebenfalls, aber den für menschliche Kehlen gebrannten.
    »Hallo Moona, immer noch die gute Fee von der Tankstelle? Ich habe gehört, dein Chef hat sich als übler Grabflüchter entpuppt und dein neuer Freund ebenfalls. Was für ein Abstieg! Willst du nicht lieber zurück zu uns Warmblütern? Ich hätte noch eine Seite frei in meinem Bett.«
    »Ich schlafe auch gerne alleine«, antwortete ich kurz. Ich empfand überhaupt nichts mehr für ihn. Obwohl meine Trennung von ihm noch gar nicht lange zurücklag, kam es mir wie eine Ewigkeit vor, und der Gedanke an unsere Beziehung schien mir so absurd wie die

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