Die Jaeger
brutal und gefühllos. Sie sind, wie die Medien sie beschreiben und dürften niemals auf dieser Erde wandeln. Vor denen musst du dich unbedingt in Acht nehmen. Hörst du? Falls die Vampirjäger mich finden und ins Reservat bringen oder töten sollten, dann musst du mir versprechen, in Zukunft einen großen Bogen um jeden meiner Art zu machen. Hörst du?«
Seine Stimme klang so eindringlich, dass ich wusste, er meinte es todernst.
Ich nickte.
»Versprich es mir!«, forderte er.
»Ich verspreche es dir«, sagte ich. »Aber ich möchte erst gar nicht, dass sie dich erwischen. Du musst mir dafür versprechen, dass du auf dich aufpasst. Du wirst den Vampirjägern entkommen – und der Sekte.«
Er lächelte. »Ich verspreche es dir.«
Er drückte meine Hand dabei. Ich strich mit der anderen über seine Wange. »Ich bin trotz allem froh, dass ich dir begegnet bin«, sagte ich. Meine Stimme war ganz leise geworden. »Und ganz ehrlich: Ich würde dir alles versprechen, nur um dich hier zu behalten.«
Er schüttelte leicht den Kopf. »Tu das nicht. Nimm keine Rücksicht auf mich. Ich will, dass du zuerst an dich denkst. Dir darf nichts passieren, das würde ich mir niemals verzeihen.« Er nahm meine Hand von seiner Wange und zog sie an seinen Mund. Er küsste sie, dann das Handgelenk. Ein leiser Schauer rieselte durch meinen Körper, als ich seine kühlen Lippen auf meiner Haut spürte. Seine Fingerspitzen fuhren zärtlich über meinen Arm, dann legte er die Hand zurück auf den Tisch. Doch ich wollte nicht, dass es schon zu Ende war.
»Bitte nicht aufhören«, sagte ich flehend und rückte mit meinem Stuhl ein Stückchen näher zu ihm. Er zögerte einen winzigen Moment, dann nahm er meine Hand und küsste sie erneut. Als er sich an meinem Arm Stück für Stück emporarbeitete, fuhren mit einem Mal seine Reißzähne heraus und er knabberte ganz sanft an meiner Haut. Ich ließ es geschehen. Ich ließ alles geschehen. Ich strich über sein Gesicht, als er mit seinen Küssen an meiner Schulter angelangt war. Und ich küsste seinen Nacken, als er meinen Hals und meine Ohrläppchen erreichte. Immer wieder rieselten Schauer durch mich hindurch und wurden stärker und stärker, je mehr von meinem Körper Robert eroberte. Schließlich lagen wir uns in den Armen und küssten uns lange und heftig.
Er war ein verdammt guter Küsser. Ich hatte das Gefühl, dass er mir die Luft nahm, so intensiv brannten seine kalten Lippen auf meinem Mund. Aber ich konnte auch nicht mehr richtig denken, als wir uns küssten. Ich wollte auch gar nichts tun oder denken, nur in seinen Armen liegen und ihn spüren. Ich knöpfte sein Hemd auf. Einen Herzschlag lang hielt er den Atem an, dann ließ er es geschehen. Ich bekam eine Gänsehaut, als er die Träger meines BHs herunter streifte. Seine Hände strichen über meine Haut. »Ist dir kalt?«, flüsterte er in mein Ohr.
»Nein«, antwortete ich.
»Sonst hätte ich dich ins warme Bett gebracht«.
»Wenn das so ist, dann ist mir sehr kalt«, antwortete ich prompt.
Er lächelte, stand auf und zog mich an sich. Er küsste mich noch einmal, bevor wir ins Schlafzimmer gingen.
Zu viel versprochen
Als ich aufwachte, lachte die Sonne ungeniert in Roberts Schlafzimmer. Die Vögel zwitscherten im Garten und eine Hummel brummte unentwegt in den Rosenbüschen vor dem Fenster. Müde blickte ich zu Robert, der friedlich neben mir lag und beim Schlafen leise atmete. Er sah so ruhig und zufrieden aus, so friedlich und sorglos. Dabei hatte er mir erst vor einigen Stunden von seinen schrecklichen Erlebnissen erzählt und vermutet, dass er wahrscheinlich bald aus Mullendorf fliehen musste, wenn seine Verfolger ihn aufspürten. Ich hatte keine Ahnung, ob sie wirklich so grausam waren, wie er sie geschildert hatte, aber ich beschloss, ihm in dieser Beziehung einfach zu vertrauen. Er kannte sich mit diesen Geschöpfen aus, ich nicht. Ich schob die Gedanken an Roberts Vergangenheit schnell zur Seite, denn ich wollte die schönen Erinnerungen vom Rest der Nacht nicht zerstören. Robert war ein sensationeller Liebhaber gewesen. Ausdauernd und unglaublich darauf bedacht, mich glücklich zu machen. Das war ihm gelungen. Mehrere Male. Ich muss allerdings zugeben, dass ich bisher nicht gerade üppige Erfahrungen in Sachen Sex und Liebe sammeln konnte. Dafür ist so ein Kaff wie Mullendorf wirklich nicht geeignet. Nur mit Pedro war ich länger liiert gewesen, und der hatte sich nicht sonderlich viel Mühe gegeben.
Weitere Kostenlose Bücher