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Die Jagd am Nil

Die Jagd am Nil

Titel: Die Jagd am Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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ihren Kopf drehte, oder wie ihre Finger seinen Arm berührten, wenn sie sich auf der Straße bei ihm einhakte, um alles andere als väterliche Gefühle zu haben.
    Während er auf das Bild starrte, sah er eine verschwommene Reflexion auf dem Monitor. Ein Mann mit einem Motorradhelm schlich sich von hinten heran. Knox wirbelte herum, doch es warzu spät. Der Mann packte seine Arme und drückte sie runter. Es war, als würde Knox in einer Zwangsjacke stecken. Er schlug mit den Füßen und dem Kopf aus, aber es war zwecklos. Der Mann war zu kräftig für ihn. Er zerrte Knox durch die offene Glastür auf den Balkon, hob ihn hoch und schleuderte ihn über die Brüstung in die Tiefe.

Kapitel 22
    I
    Instinktiv streckte Knox seine Arme aus, als er von Augustins Balkon geworfen wurde, bekam ein Handgelenk seines Angreifers zu fassen und klammerte sich daran fest. Statt im hohen Bogen hinunterzufallen, pendelte er wie eine Abrissbirne am Arm des Mannes und krachte gegen den Betonboden des Balkons. Der Aufprall nahm ihm den Atem und die letzte Kraft. Er konnte sich nicht mehr halten und stürzte ein Stockwerk tiefer auf das Geländer des nächsten Balkons. Sofort wurde er wieder nach außen geschleudert, sein linkes Knie gab nach, er ruderte verzweifelt mit den Armen. Im Fallen bekam er einen gusseisernen Pfosten zu fassen, an dem er hinabrutschte und sich die Haut abschürfte. Er ließ los und fiel tiefer, schwang dieses Mal aber so weit nach innen, dass er gegen das Geländer darunter schlug und auf den Balkon knallte. Einmal mehr blieb ihm die Luft weg, alle Knochen taten ihm weh, aber irgendwie war er am Leben.
    Er rappelte sich auf, lehnte sich über das Geländer und schaute nach oben. Sein Angreifer hatte das Visier des Helms hochgeklappt, und für einen kurzen Moment sah Knox einen Teil seines Gesichts, das ihm irgendwie bekannt vorkam. Doch er verschwand, ehe Knox sich erinnern oder die Züge einprägen konnte.
    Er schaute sich um. Vor der Balkontür war ein stählerner Rollladen herabgelassen. Er versuchte, ihn aufzuhebeln, aber ohne Erfolg. Er rüttelte daran, hämmerte darauf ein, um sich bemerkbar zu machen. Niemand kam. Er lehnte sich wieder über das Geländer. Der Parkplatz unten war verlassen. Er wollte schon um Hilferufen, überlegte es sich dann aber anders. Selbst wenn er jemanden auf sich aufmerksam machen konnte, würde der bestimmt nur die Polizei rufen, und Knox verspürte keinerlei Lust, sich den Beamten zu erklären. Immerhin glaubte man noch immer, er wäre für Omars Tod verantwortlich. Für den Moment blieb ihm nichts anderes übrig, als dort draußen zu bleiben, während ihm ein Fremder mit einem Motorradhelm nach dem Leben trachtete.

II
    Da im Krankenhaus niemand etwas sagen wollte, fuhr Augustin weiter in die Antiquitätenbehörde, wo die Gerüchteküche brodelte und Trauer herrschte. Omar gehörte offenbar zu jenen Menschen, die erst nach ihrem Tod richtig gewürdigt wurden. In seinem unordentlichen Büro traf Augustin auf Mansoor, Omars Stellvertreter. «Furchtbare Sache», sagte er und schüttelte den Kopf. Er sah blass und gequält aus. «Ich kann nicht glauben, dass Knox etwas damit zu tun hat.»
    «Hat er auch nicht.»
    «Hier war aber ein Polizist, der das glaubt.»
    «Die Polizei!», knurrte Augustin. «Was wissen die schon?»
    Mansoor kniff die Augen zusammen. «Haben Sie etwas gehört?»
    «Nein.»
    «Sie können mir vertrauen.»
    «Ich weiß», sagte Augustin. Er nahm einen Stapel Berichte von einem Stuhl und setzte sich. «Aber was soll ich Ihnen erzählen? Ich weiß nicht einmal, was los ist. Im Krankenhaus wollte mir keiner etwas sagen.»
    «Sie sollten mit diesem Polizisten sprechen», schlug Mansoorvor. «Er muss noch irgendwo im Haus sein. Ich habe versprochen, mit ihm nach Borg el-Arab zu fahren.»
    «Borg el-Arab?», wiederholte Augustin. «Ist dort der Unfall passiert?»
    «Ja.»
    «Was haben die beiden denn dort gewollt?»
    «Sie haben offenbar eine Ausgrabungsstätte besucht.»
    «Eine Ausgrabungsstätte? In Borg?»
    Mansoor nickte. «Hier weiß auch keiner darüber Bescheid. Sieht so aus, als hätte das Ausgrabungsteam die Genehmigungen direkt aus Kairo bekommen.» Er ging zu einem Aktenschrank und schob eine Kiste mit Equipment für Luftaufnahmen zur Seite, um eine Schublade aufzuziehen.
    «Ein ferngesteuertes Modellflugzeug», bemerkte Augustin beeindruckt. «Woher haben Sie denn das Budget für so etwas?»
    «Hat mir Rudi geliehen», sagte Mansoor. «Das ist

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