Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Jagd am Nil

Die Jagd am Nil

Titel: Die Jagd am Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
Vom Netzwerk:
warten.
    Er kletterte über das Geländer, drehte sich zum Gebäude um und stellte die Füße zwischen die Pfosten. Jetzt, wo nichts mehr zwischen ihm und dem Asphalt unten war, fühlte sich die Brise nicht mehr so sanft an. Er beugte sich vor, packte mit jeder Hand einen Pfosten, holte tief Luft und ließ sich dann vorsichtig hinab. Seine Beine baumelten in der Luft. Sein Bauch und seine Brust schabten an dem nackten Beton entlang, dann knallte sein Kinn dagegen. Ihm schmerzten die Arme. Er versuchte, seine Position zu verändern und einen Moment zu verschnaufen, doch da rutschten seine Hände hinab, bis er zitternd zum Stillstand kam und sich verzweifelt am Ende der beiden Pfosten festklammerte.
    In dem Moment kam eine übergewichtige Frau mit silbrigem Haar auf den Balkon. Als sie Knox dort hängen sah, ließ sie ihren Wäschekorb fallen und begann zu schreien.

III
    Gaille konnte sehen, wie Röte an Staffords Hals hochstieg. Die Fäuste auf seinem Schoß ballten sich immer fester. Instinktiv rückte sie auf dem Fahrersitz weiter von ihm ab, so als wäre er eine Landmine, die jeden Moment hochgehen konnte. Als die Detonation schließlich kam, begann sie allerdings leiser, als sie erwartet hatte.
    «Meinen Glückwunsch», sagte er an Lily gewandt.
    «Entschuldigung?»
    «Dass Sie meinen Film ruiniert haben. Glückwunsch.»
    «Ich glaube nicht, dass   …»
    «Was soll ich jetzt machen, verdammt nochmal? Sagen Sie es mir.»
    Gaille sagte: «Es kann nicht so schlimm sein, dass   …»
    «Habe ich um Ihre Meinung gebeten?»
    «Nein.»
    «Dann halten Sie die Klappe.» Er wandte sich wieder an Lily. «Und? Ihre Vorschläge, bitte!»
    «Wir werden nach Assiut fahren», sagte Lily. «Ich werde vom Hotel aus ein paar Anrufe machen. Wir klären die Sache. Morgen kommen wir zurück und   …»
    «Morgen drehen wir woanders», brüllte Stafford, dunkelrot vor Zorn. «Und dann sitzen wir im Scheißflugzeug. Ich habe Verpflichtungen, wie Sie wissen. Ich werde in Amerika erwartet. Wollen Sie, dass ich meine Interviewtermine absage, weil Sie Ihre Arbeit nicht anständig gemacht haben?»
    «Ich hatte die Genehmigungen», verteidigte sich Lily. «Alles war in Ordnung.»
    «Aber Sie haben es nicht vor Ort geregelt, oder? Die ersteRegel, wenn man im Ausland dreht, lautet, alles vor Ort zu regeln.»
    «Ich wollte ja herkommen. Aber Sie wollten mir den Flug nicht bezahlen.»
    «Ach, dann ist es also mein Fehler, ja? Mein Gott, ich glaube es nicht!»
    «So hatte ich es nicht gemeint.»
    «Sie sind dazu da, solche Dinge zu regeln. Das ist Ihr Job. Das ist alles, was Sie zu tun haben. Nur deswegen habe ich Sie eingestellt.»
    «Warum filmen Sie den Sonnenuntergang nicht hier vom westlichen Ufer aus?», fragte Gaille. «Sie werden Ihren Sonnenuntergang bekommen.»
    «Aber ohne Amarna. Ohne das königliche Wadi. Oder wollen Sie mir vorschlagen, dass ich mein Publikum betrügen soll? Ist es das, was Sie wollen?»
    «Reden Sie nicht in diesem Ton mit mir.»
    «Reden Sie nicht in diesem Ton mit mir?», äffte er sie nach. «Mein Gott, für wen halten Sie sich denn?»
    «Ich bin diejenige, die den Wagen fährt», erwiderte Gaille. «Und wenn Sie nicht zu Fuß gehen wollen   …»
    «Das ist eine Katastrophe», fluchte Stafford. «Eine verdammte Katastrophe.» Er wandte sich wieder an Lily. «Ich kann nicht glauben, dass ich Sie engagiert habe. Was habe ich mir nur dabei gedacht?»
    «Hören Sie auf», sagte Gaille.
    «Ich werde die ganze Welt vor Ihnen warnen, darauf können Sie sich verlassen. Ich werde dafür sorgen, dass Sie nie wieder einen Job beim Fernsehen bekommen.»
    «Jetzt reicht’s!» Gaille hielt am Seitenstreifen an, zog den Schlüssel aus der Zündung, stieg aus und ging davon. Als sichhinter ihr Türen öffneten, schaute sie sich um. Lily eilte auf sie zu und wischte sich mit dem Handrücken über ihre feuchten Augen. «Wie können Sie sich das nur gefallen lassen?», fragte Gaille.
    «Es geht um meine Karriere.»
    «Ist sie das wert?»
    «Ja», sagte Lily. «Kennen Sie das nicht?»
    Gaille seufzte. Irgendwie hatte Lily recht. Sie hatte sich in ihrem Beruf auch schon eine Menge gefallen lassen müssen. «Wie kann ich helfen?», fragte sie.
    «Können Sie jemanden anrufen? Was ist mit Fatima?»
    «Die ist im Krankenhaus.»
    «Es muss doch jemanden geben. Bitte.»
    Gaille schaute an Lily vorbei zu Stafford, der am Discovery lehnte und die beiden finster anstarrte. Gaille kannte diese Masche der Tyrannen. Sie machten jedem in

Weitere Kostenlose Bücher