Die Jagd beginnt
riss ein Kind an sich. Die Frau ergriff ein weiteres und bedeutete den anderen verzweifelt etwas, wobei ihr Mund sich lautlos und aufgeregt bewegte. Alle stürzten zu einer Tür am hinteren Ende des Zimmers.
Die Tür sprang auf und …
Ein Wimpernschlag.
Rand kämpfte dagegen an, doch seine Muskeln schienen eingefroren zu sein. Das Zimmer war kälter. Er wollte vor Kälte zittern, aber er konnte sich nicht bewegen. Fliegen krabbelten über den Tisch. Er suchte nach dem Nichts. Das trübe Licht war da, aber es kümmerte ihn nicht. Er musste …
Ein Wimpernschlag.
Ein lächelnder, glatzköpfiger Mann in grober Kleidung legte eine Scheibe Fleisch auf einen Teller, den eine Frau mit verhärmtem Gesicht hielt. Auch sie lächelte. Sie fügte Erbsen und Rüben hinzu und gab den Teller einem der Kinder, die am Tisch saßen. Es war ein halbes Dutzend Kinder, Jungen und Mädchen; die einen schon fast erwachsen, während andere kaum groß genug waren, um über den Tisch zu schauen. Die Frau sagte etwas, und das Mädchen, das ihr den Teller abnahm, lachte. Der Mann begann, eine weitere Scheibe abzuschneiden.
Plötzlich schrie ein anderes Mädchen auf und deutete auf die Eingangstür. Der Mann ließ das Messer fallen und fuhr herum. Dann schrie auch er mit angstverzerrtem Gesicht und riss ein Kind an sich. Die Frau ergriff ein weiteres und bedeutete den anderen verzweifelt etwas, wobei ihr Mund sich lautlos und aufgeregt bewegte. Alle stürzten zu einer Tür am hinteren Ende des Zimmers.
Die Tür sprang auf und …
Ein Wimpernschlag.
Das Zimmer war eiskalt. So kalt. Fliegen krochen wie eine schwarze Masse über den Tisch; sie schoben sich über die Wände, den Fußboden, die Decke; alles war schwarz von ihnen. Sie krochen über Rand, bedeckten ihn, krabbelten ihm über das Gesicht, über die Augen, in die Nase und den Mund. Licht, hilf mir! Kalt. Die Fliegen summten wie Donner. Kalt. Es durchdrang das Nichts, verhöhnte die Leere, schloss ihn in Eis ein. Verzweifelt suchte er nach dem flackernden Licht. Sein Magen drehte sich um, aber das Licht war warm. Warm. Heiß. Ihm war heiß.
Plötzlich krallte er sich in … etwas hinein. Er wusste nicht, was oder wie. Spinnweben aus Stahl. Mondstrahlen aus Stein. Sie zerbröckelten unter seiner Berührung, aber er wusste, dass er gar nichts berührt hatte. Sie schrumpften und schmolzen in der Hitze, die ihn durchfloss, Hitze wie vom Feuer einer Schmiede, Hitze, als brenne die Welt, Hitze wie … Es war vorbei. Schwer atmend sah er sich mit weit aufgerissenen Augen um. Ein paar Fliegen lagen auf dem angeschnittenen Braten und auf dem Teller. Tote Fliegen. Sechs Fliegen. Nur sechs. In den Schüsseln lagen weitere; ein halbes Dutzend winzige schwarze Flecke im kalten Gemüse. Alle tot. Er taumelte auf die Straße hinaus.
Mat kam gerade aus einem Haus auf der anderen Straßenseite und schüttelte den Kopf. »Niemand da«, sagte er zu Perrin, der immer noch auf dem Pferd saß. »Es hat den Anschein, als seien sie einfach beim Essen aufgestanden und weggegangen.«
Vom Platz her erklang ein Ruf.
»Sie haben etwas gefunden«, sagte Perrin und gab seinem Pferd die Fersen zu spüren. Mat kletterte in den Sattel und galoppierte ihm nach.
Rand bestieg den Braunen etwas langsamer; der Hengst scheute, als fühle er seine Unruhe. Er betrachtete die Häuser, während er langsam zum Dorfplatz ritt, aber er konnte sich nicht dazu bringen, länger hinzuschauen. Mat ist hineingegangen, und ihm ist nichts passiert. Er beschloss, in diesem Dorf kein Haus mehr zu betreten, egal, aus welchem Grund.
Alle standen wie Statuen vor einem großen Gebäude mit einer breiten Doppeltür. Rand glaubte nicht, dass es eine Schenke sei, denn kein Schild hing über dem Eingang. Vielleicht war es ein Treffpunkt der Dorfbewohner. Er schloss sich der schweigenden Runde an und starrte entsetzt wie die anderen auf den sich ihm bietenden Anblick.
Ein Mann hing mit ausgebreiteten Armen und Beinen an der Tür. Dicke Dornen waren ihm durch Handgelenke und Schultern getrieben worden. Weitere Dornen steckten in seinen Augen, um seinen Kopf oben zu halten. Dunkles, geronnenes Blut verkrustete seine Wangen. Trittspuren auf dem Holz hinter seinen Stiefeln zeigten, dass er noch am Leben gewesen war, als man ihm das antat. Zumindest, als man damit begann.
Rand stockte der Atem. Kein Mann. Diese schwarze Kleidung, schwärzer als schwarz, war niemals von einem Menschen getragen worden. Der Wind ließ einen Zipfel des vom
Weitere Kostenlose Bücher