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Die Jagd beginnt

Die Jagd beginnt

Titel: Die Jagd beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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den man an eine Tür genagelt hatte. Wer im Licht konnte so etwas fertig bringen? Oder wer nicht im Licht? Bevor er in ein Zimmer eingetreten war, wo einer Familie das Abendessen und das Lachen abgeschnitten worden waren. Ich muss mir das eingebildet haben. Bestimmt. Das klang selbst in seinen eigenen Gedanken nicht überzeugend. Er hatte auch den Wind auf der Turmspitze nicht vorhergesehen oder dass die Amyrlin sagte …
    »Rand?« Er fuhr zusammen, als Ingtar ihn aus nächster Nähe ansprach. »Werdet Ihr die ganze Nacht damit verbringen, auf einem Bein stehen zu bleiben?«
    Rand setzte den Fuß auf den Boden. »Ingtar, was ist dort in dem Dorf geschehen?«
    »Die Trollocs haben sie mitgenommen, genau wie die Leute aus dem Dorf an der Fähre. Das ist geschehen. Der Blasse …« Ingtar zuckte die Achseln und blickte hinunter auf ein flaches, in Segeltuch gehülltes, quadratisches großes Bündel. Er sah es an, als erblicke er dort verborgene Geheimnisse, die er lieber nicht lüften wollte. »Die Trollocs haben sie als Verpflegung mitgenommen. Das tun sie mitunter auch in den Dörfern und auf Bauernhöfen in der Nähe der Fäule, wenn ihnen bei Nacht ein Vorstoß über die Grenzen gelingt. Manchmal können wir die Menschen zurückholen, manchmal nicht. Manchmal holen wir sie zurück und wünschen beinahe, wir hätten es nicht getan. Die Trollocs töten sie gelegentlich nicht gleich, wenn sie mit dem Schlachten beginnen. Und die Halbmenschen machen sich auch mal ihren … Spaß. Das ist noch schlimmer als das, was die Trollocs tun.« Seine Stimme klang so fest, als beschreibe er ganz alltägliche Dinge, na ja, und vielleicht war es auch so, jedenfalls für einen Soldaten aus Shienar.
    Rand atmete tief ein, um seinen Magen zu beruhigen. »Der Blasse dort hinten hat sich keinen Spaß mehr erlaubt, Ingtar. Wer mag einen Myrddraal lebendig an eine Tür nageln?«
    Ingtar zögerte, schüttelte den Kopf und schob Rand das große Bündel zu. »Hier, Moiraine Sedai trug mir auf, Euch das im ersten Lager südlich des Erinin zu übergeben. Ich weiß nicht, was darin ist, aber sie sagte, Ihr werdet es benötigen. Sie sagte, ich solle Euch mahnen, es sorgfältig zu behüten; Euer Leben könne davon abhängen.«
    Rand nahm es nur zögernd; bei der Berührung der Segeltuchhülle prickelte seine Haut. Etwas Weiches war darin. Vielleicht aus Stoff. Er hielt das Bündel vorsichtig. Er denkt auch lieber nicht über den Myrddraal nach. Was ist in diesem Zimmer geschehen? Ihm wurde plötzlich klar, dass es ihm immer noch lieber war, an den Blassen und sogar an dieses Zimmer zu denken, als daran, was Moiraine ihm geschickt haben mochte.
    »Man hat mir ebenfalls aufgetragen, Euch zu sagen, dass die Lanzenträger Eurem Befehl gehorchen werden, falls mir etwas geschieht.«
    »Mir?«, keuchte Rand und vergaß das Bündel und alles andere. Ingtar begegnete seinem ungläubigen Blick mit einem gelassenen Nicken. »Aber das ist doch verrückt! Ich habe noch nie etwas anderes angeführt als eine Herde Schafe, Ingtar. Sie würden mir sowieso nicht gehorchen. Außerdem kann Moiraine Euch nicht vorschreiben, wer Euer Stellvertreter ist. Das ist doch Uno.«
    »Uno und ich wurden am Morgen vor unserer Abreise zu Lord Agelmar gerufen. Moiraine Sedai war auch dabei. Doch Lord Agelmar hat mir diesen Befehl erteilt. Ihr seid mein Stellvertreter, Rand.«
    »Aber warum, Ingtar? Warum?« Moiraine hatte ganz klar ersichtlich dabei die Hand im Spiel gehabt und die Amyrlin wohl auch. Sie stießen ihn einfach auf den Weg, den sie für ihn erwählt hatten, aber er hatte trotzdem diese Frage stellen müssen.
    Ingtar schien es auch nicht zu verstehen, aber er war Soldat und in diesem endlosen Krieg am Rande der Fäule an eigenartige Befehle gewöhnt. »Ich hörte aus den Frauenquartieren Gerüchte, Ihr wärt in Wirklichkeit ein …«
    Er spreizte die Hände in den dicken Handschuhen. »Spielt keine Rolle. Ich weiß, dass Ihr es abstreitet. Genauso wie Ihr Euer eigenes Aussehen bestreitet. Moiraine Sedai sagt, Ihr seid ein Schäfer, aber ich habe noch nie einen Schäfer mit einem Reiherschwert gesehen. Macht nichts. Ich behaupte ja nicht, dass ich Euch als meinen Stellvertreter ausgewählt hätte, aber ich glaube, Ihr habt die Fähigkeit, das zu tun, was notwendig ist. Wenn es sich als nötig erweist, werdet Ihr Eure Pflicht tun.«
    Rand wollte eigentlich sagen, das gehöre gewiss nicht zu seinen Pflichten, doch stattdessen sagte er: »Uno weiß davon. Wer noch,

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