Die Jagd beginnt
und Euren Lord. Soll ich Mutter Caredwain holen lassen? Sie hat viel Geschick mit Heilkräutern.«
Selenes Tonfall verschärfte sich. »Nein. Und ich will ein Zimmer für mich allein.«
Frau Madwen sah Rand an, doch im nächsten Moment verbeugte sie sich und geleitete Selene zur Treppe. »Wie Ihr wünscht, Lady. Lidan, hol die Sachen der Lady. Sei ein gutes Mädchen.« Eines der Mädchen eilte zu Hurin und nahm ihm Selenes Satteltaschen ab. Dann verschwanden die Frauen nach oben. Selene schritt mit steifem Kreuz hinauf.
Caldevwin blickte ihnen nach, bis sie nicht mehr zu sehen waren, dann schüttelte er sich wieder. Er wartete darauf, dass Rand sich setzte, und nahm wieder Platz. »Vergebt mir, Lord Rand, dass ich Eure Lady so anstarrte, aber Ihr seid wirklich ein beneidenswerter Mann.«
»Ist schon gut«, sagte Rand. Er fragte sich, ob alle Männer die gleichen Gefühle empfanden wie er, wenn sie Selene anblickten. »Als ich auf das Dorf zuritt, Hauptmann, sah ich eine riesige Kugel. Sie schien aus Kristall zu bestehen. Was ist das?«
Der Blick des Mannes aus Cairhien wurde schärfer. »Sie ist ein Teil der Statue, Lord Rand«, sagte er bedächtig. Sein Blick huschte zu Loial hinüber; einen Moment lang schien ein neuer Gedanke in seine Überlegungen einzufließen.
»Statue? Ich sah eine Hand und auch ein Gesicht. Sie muss riesig sein.«
»Das ist sie, Lord Rand. Und alt.« Caldevwin schwieg. »Aus dem Zeitalter der Legenden, hat man mir erzählt.«
Rand überlief es kalt. Das Zeitalter der Legenden, als überall die Eine Macht in Gebrauch war, falls man den Geschichten Glauben schenken konnte. Was ist dort geschehen? Ich weiß, da war etwas.
»Das Zeitalter der Legenden«, sagte Loial. »Ja, das muss stimmen. Keiner wusste seither solch großartige Arbeiten auszuführen. Eine sehr wichtige Aufgabe, diese Ausgrabungen, Hauptmann.« Hurin saß schweigend da, als höre er gar nicht zu und sei überhaupt nicht da.
Caldevwin nickte zögernd. »Ich habe fünfhundert Arbeiter im Lager bei den Ausgrabungen, trotzdem werden wir viel Zeit über den Sommer hinaus brauchen, um alles freizulegen. Das sind Leute aus Vortor. Meine Arbeit besteht zur Hälfte darin, sie zum Graben anzutreiben, und zur anderen Hälfte, sie vom Dorf fern zu halten. Die Leute aus Vortor haben eine Schwäche fürs Trinken und Austoben, versteht Ihr, und diese Menschen hier führen ein ruhiges Leben.« Seinem Tonfall nach lagen seine Sympathien eindeutig bei den Dorfbewohnern.
Rand nickte. Er interessierte sich nicht für die Menschen in Vortor, wo immer das auch sein mochte. »Was wird mit der Figur geschehen?« Der Hauptmann zögerte, aber Rand sah ihn so lange an, bis er sich äußerte.
»Galldrian selbst hat befohlen, dass sie in die Hauptstadt gebracht wird.«
Loial zwinkerte überrascht. »Das wird aber ein hartes Stück Arbeit. Ich möchte wissen, wie man diesen Koloss so weit transportieren will.«
»Seine Majestät hat es befohlen«, sagte Caldevwin in scharfem Ton. »Die Statue wird außerhalb der Stadt aufgestellt als Sinnbild der Größe Cairhiens und des Hauses Riatin. Ogier sind nicht die Einzigen, die es verstehen, mit Stein umzugehen.« Loial blickte verletzt drein, und der Hauptmann beruhigte sich sichtlich. »Verzeihung, Freund Ogier. Ich habe vorschnell und unhöflich gesprochen.« Er klang aber immer noch ein wenig barsch. »Werdet Ihr lange in Tremonsien bleiben, Lord Rand?«
»Wir reisen morgen früh ab«, sagte Rand. »Wir sind unterwegs nach Cairhien.«
»Wie der Zufall will, schicke ich morgen einige meiner Soldaten in die Stadt zurück. Ich muss sie immer wieder austauschen. Es ermüdet sie, Männern beim Schaufeln und Hacken zuzuschauen. Ihr habt doch nichts dagegen, in ihrer Gesellschaft zu reisen?« Er formulierte es als Frage, doch so, als sei ihr Einverständnis vorweggenommen. Frau Madwen erschien auf der Treppe, und er erhob sich. »Wenn Ihr mich nun entschuldigen würdet, Lord Rand; ich muss früh aufstehen. Also, dann bis morgen. Die Gnade des Lichts sei mit Euch.« Er verbeugte sich vor Rand, nickte Loial zu und ging.
Als sich die Tür hinter dem Offizier aus Cairhien schloss, kam die Wirtin zu ihnen an den Tisch.
»Ich habe Eure Lady gut untergebracht, mein Lord. Und ich habe schöne Zimmer für Euch und Euren Mann und Euch, Freund Ogier, herrichten lassen.« Sie hielt inne und musterte Rand. »Verzeiht mir, falls ich zu weit gehe, Lord Rand, aber ich glaube, ich kann frei mit einem Lord sprechen,
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