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Die Jagd beginnt

Die Jagd beginnt

Titel: Die Jagd beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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lege vielleicht noch selbst ein oder zwei Kronen drauf.«
    »Du Narr«, hauchte Thom. Dafür ist Dena gestorben? O Licht, sie ist tot. Er hätte am liebsten losgeheult. »Der Junge ist bloß ein Schäfer.« Ein Schäfer mit einem prächtigen Mantel und mit Aes Sedai, die ihn umschwärmen wie Bienen eine Honigrose. »Nur Schäfer.« Er griff dem Mann noch fester ins Haar.
    »Wartet! Wartet! Ihr könnt mehr als fünf Kronen verdienen, sogar mehr als zehn! Eher schon hundert! Jedes Haus will etwas von diesem Rand al’Thor wissen. Zwei oder drei haben sich an mich gewandt. Mit Eurem Wissen können wir beide unsere Taschen füllen. Und da war auch noch eine Frau, eine Lady. Die habe ich mehr als einmal gesehen, als ich nach ihm suchte. Falls wir herausfinden können, wer sie ist … also, das könnten wir auch noch verkaufen.«
    »Du hast bei allem nur einen schlimmen Fehler begangen«, sagte Thom.
    »Fehler?« Die entferntere Hand des Mannes näherte sich seinem Gürtel. Zweifellos hatte er dort einen weiteren Dolch stecken. Thom schenkte ihr keine Beachtung.
    »Du hättest das Mädchen nicht anrühren sollen.«
    Die Hand des Mannes fuhr zum Gürtel, und dann zuckte die große Gestalt krampfartig zusammen, denn Thoms Messer hatte gnadenlos sein Ziel gefunden.
    Thom ließ ihn von der Tür wegfallen und stand einen Augenblick lang bloß da, bevor er sich müde bückte und seine Messer herauszog. Die Tür schlug auf, und er wirbelte mit wildem Gesichtsausdruck herum.
    Zera zuckte zurück, eine Hand an der Kehle, und blickte ihn mit großen Augen an. »Diese dumme Ella hat mir gerade erzählt«, sagte sie unsicher, »dass zwei von Barthanes’ Männern gestern Abend nach dir gefragt haben, und nach dem, was ich heute Morgen schon gehört habe … Ich dachte, du hättest mir gesagt, du spielst das Spiel nicht mehr.«
    »Sie haben mich gefunden«, sagte er erschöpft.
    Ihr Blick wandte sich von seinem Gesicht ab, und dann machte sie große Augen, als sie die Leichen der beiden Männer entdeckte. Schnell trat sie ins Zimmer und schloss die Tür hinter sich. »Das ist schlimm, Thom. Du wirst Cairhien verlassen müssen.« Ihr Blick fiel auf das Bett, und ihr stockte der Atem. »O nein! Nein. O Thom, es tut mir so Leid.«
    »Ich kann noch nicht weg, Zera.« Er zögerte, und dann zog er sanft eine Decke über Dena, um ihr Gesicht zu bedecken. »Ich muss zuerst noch einen anderen Mann töten.«
    Die Wirtin schüttelte sich und wandte sich vom Bett ab. Ihre Stimme klang gehetzt. »Wenn du damit Barthanes meinst, kommst du zu spät. Darüber spricht doch schon jeder. Er ist tot. Seine Diener fanden ihn heute früh. Er ist in seinem Schlafzimmer in Stücke gerissen worden. Sie konnten nur erkennen, dass er es war, weil man seinen Kopf auf einen Spieß gesteckt und über dem Kamin zur Schau gestellt hatte.« Sie legte ihm eine Hand auf den Arm. »Thom, du kannst nicht abstreiten, dass du letzte Nacht dort warst, jedenfalls nicht vor einem, der das in Erfahrung zu bringen versucht. Nimm noch diese beiden dazu, und keiner in Cairhien wird glauben, du hättest nichts damit zu tun.« In ihren letzten Worten schwang ein wenig von einer Frage mit, als sei auch sie selbst nicht sicher.
    »Es spielt wohl keine Rolle«, sagte er stumpf. Er konnte nicht aufhören, die verhüllte Gestalt auf dem Bett zu betrachten. »Vielleicht gehe ich zurück nach Andor. Nach Caemlyn.«
    Sie nahm ihn bei den Schultern und drehte ihn vom Bett weg. »Ihr Männer«, seufzte sie. »Ihr denkt nur immer entweder mit den Muskeln oder dem Herzen, aber euren Kopf benützt ihr nicht. Caemlyn ist für dich genauso schlecht wie Cairhien. Hier wie dort wirst du entweder sterben oder im Gefängnis enden. Glaubst du, das hätte sie gewollt? Wenn du ihr Andenken in Ehren halten willst, dann musst du leben.«
    »Kümmerst du dich um …« Er konnte es nicht aussprechen. Ich werde alt , dachte er. Gefühlsduselig . Er zog den schweren Geldbeutel aus der Tasche und drückte ihn ihr in die Hand. »Das sollte reichen für … alles. Und hilf bitte auch, wenn sie nach mir fragen.«
    »Ich kümmere mich um alles«, sagte sie sanft. »Du musst fort, Thom. Jetzt gleich.«
    Er nickte zögernd und begann langsam einige Sachen in zwei Satteltaschen zu stopfen. Währenddessen betrachtete Zera zum ersten Mal den fetten Mann, der halb im Kleiderschrank lag, und sie schnappte hörbar nach Luft. Er blickte sie fragend an. Solange er sie kannte, war sie nicht die Frau gewesen, die wegen ein

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