Die Jagd beginnt
manchmal hielten sie etwas zurück. Die Frauen schienen nur daran interessiert zu sein, ihr Leben im gleichen Trott fortzusetzen, gleich, wer gerade herrschte, aber sie bemerkten Dinge, die den Männern entgangen waren. Sie plapperten auch eher los, wenn sie einmal mit Schreien aufgehört hatten. Kinder plauderten am schnellsten alles aus, aber sie sagten nur selten etwas Wesentliches.
Er hatte drei Viertel des Gehörten als Unsinn und Gerüchte abgetan, die sich bereits zu Fabeln auswuchsen, aber nun musste er einige seiner Vorurteile zurücknehmen. Es schien, dass jedermann ungehindert nach Falme kommen konnte. Überrascht beobachtete er etwas anderes, was er als Unsinn abgetan hatte, als eine Gruppe von zwanzig Soldaten Falme verließ. Er konnte ihre Reittiere nicht genau sehen, aber es waren auf jeden Fall keine Pferde. Sie rannten mit einer fließenden Eleganz, und ihre dunkle Haut schien wie Schuppen in der Morgensonne zu glitzern. Er verdrehte den Hals, um sie zu beobachten, bis sie landeinwärts verschwunden waren, und dann gab er seinem Pferd die Stiefel zu spüren und ritt in Richtung auf die Stadt los.
Die Einheimischen, die zwischen den Ställen und abgestellten Wagen und Koppeln umherliefen, beachteten ihn kaum. Er kümmerte sich auch nicht um sie, sondern ritt weiter in die Stadt hinein. Gepflasterte Straßen neigten sich dem Hafen zu. Er konnte das ganze Hafenbecken überblicken und sah die großen, eigenartig eckig geformten Schiffe der Seanchaner, die dort ankerten. Niemand belästigte ihn, als er suchend durch kaum belebte Straßen ritt. Hier befanden sich nun doch mehr Soldaten der Seanchaner. Die Menschen eilten mit zu Boden gesenktem Blick ihren Geschäften nach und verbeugten sich, wenn sie an Soldaten vorbeikamen, doch die Seanchaner würdigten sie keines Blickes. An der Oberfläche erschien alles sehr friedlich – trotz der gerüsteten Seanchaner auf den Straßen und ihrer Schiffe im Hafen –, doch Fain spürte die Anspannung, die über allem lag. Er war immer dort besonders erfolgreich, wo Menschen nervös und verängstigt waren.
Er erreichte ein großes Haus, vor dem mehr als ein Dutzend Soldaten Wache hielt. Fain hielt an und stieg ab. Außer einem Offizier trugen alle schwarze Rüstungen, und ihre Helme erinnerten ihn an Heuschreckenköpfe. An jeder Seite des Haupteingangs stand eine Kreatur mit ledriger Haut, drei Augen und gekrümmtem Schnabel anstelle eines Mundes. Sie hockten da wie Frösche. Die Soldaten, die neben den Kreaturen standen, hatten jeweils drei Augen auf ihren Brustpanzer gemalt. Fain musterte die blau geränderte Flagge, die über dem Dach flatterte: ein Falke mit ausgebreiteten Schwingen, der in den Klauen Blitze trug. Er schnaubte verächtlich.
Auf der anderen Straßenseite gingen Frauen in einem Haus ein und aus, Frauen, die durch silberne Leinen miteinander verbunden waren, doch er schenkte ihnen keine weitere Beachtung. Er kannte die Damane aus den Erzählungen der Dorfbewohner. Später könnten sie einmal nützlich werden, doch nicht jetzt.
Die Soldaten musterten ihn, besonders der Offizier. Seine Rüstung war golden und rot und grün bemalt.
Fain zwang seine Gesichtszüge zu einem unterwürfigen Lächeln und verbeugte sich tief. »Meine Herren, ich habe hier etwas, das Euren Hochlord interessieren wird. Ich versichere Euch, er wird es und auch mich persönlich sehen wollen.« Er deutete auf den eckigen Gegenstand auf seinem Packpferd, der immer noch in die riesige, gestreifte Decke gehüllt war, in der ihn seine Leute vorgefunden hatten. Der Offizier musterte ihn von oben bis unten. »Ihr klingt, als wärt Ihr hier fremd. Habt Ihr die Eide abgelegt?«
»Ich gehorche, warte ab und werde dienen«, antwortete Fain unterwürfig. Jeder, den er befragt hatte, hatte die Eide erwähnt, obwohl keiner verstand, was sie bedeuten sollten. Wenn diese Leute Eide verlangten, dann würde er schwören, was man von ihm wollte. Er konnte die Eide schon lange nicht mehr zählen, die er alle geschworen hatte.
Der Offizier bedeutete zweien seiner Männer nachzusehen, was sich unter der Decke verbarg. Ihr überraschtes Ächzen ob des Gewichts, als sie die Ladung aus dem Packsattel hoben, wich einem Keuchen, als sie die Decke entfernten. Der Offizier blickte mit ausdruckslosem Gesicht die mit Silber und Gold verzierte Truhe an, die auf den Pflastersteinen stand, und dann sah er Fain wieder an. »Ein Geschenk, das selbst der Kaiserin würdig wäre. Ihr kommt mit mir.«
Einer
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