Die Jagd des Adlers
ist das ein schwacher Trost. Ich frage mich, ob die Männer, die …« Catos Stimme verklang, als sein Blick auf eine Gruppe feindlicher Kämpfer fiel, die in der Nähe des verbrannten Katapults an etwas arbeiteten. Sie waren eifrig damit beschäftigt, das nicht vollständig verkohlte Holz zu sichern und gleich neben den Resten der Belagerungsmaschine etwas zusammenzubauen. Jetzt verteilten mehrere kleine Gruppen von Arbeitern zusammengenagelte Holzbalken, die jeweils mit einer Art Querstange versehen waren. Cato deutete darauf, um es Macro zu zeigen.
»Was soll das werden?«
Der ältere Offizier hielt einen Moment lang angestrengt danach Ausschau und schüttelte schließlich den Kopf. »Keine Ahnung. Vielleicht der Rahmen für einen Rammbock.«
Noch während sie zusahen, kam es zu einer kurzen Unruhe im feindlichen Lager, und dann marschierte eine Gruppe von Männern auf die Belagerungsmaschinen zu. Als die Männer näher kamen, erkannte Cato, dass sie eine Handvoll Gefangener mit geschwärzter Haut, die dunkle Tuniken trugen, vor sich hertrieben. Er hatte ein flaues Gefühl im Bauch, als er einen der Gefangenen erkannte.
»Ich glaube, das ist Sycorax.«
Während er Zeuge wurde, wie sich die Männer mit ihren Gefangenen den hastig zusammengenagelten Konstruktionen näherten, konnte Cato bereits ahnen, was als Nächstes kommen würde. Er spürte, wie sich sein Magen zusammenkrampfte, und hatte Angst, dass ihm übel würde. Die Gefangenen wurden aufgeteilt, und je ein Mann wurde zu einem mit einer Querstange versehenen Holzbalken geführt. Die Tuniken wurden ihnen vom Körper gerissen, und dann wurden sie gegen das Holz gedrückt, während man ihnen schwere Eisennägel durch die Hand- und Fußgelenke trieb. Der Klang der Hammerschläge hallte über die offene Wüste, begleitet von den entsetzten Schmerzensschreien der römischen Gefangenen.
Weder Macro noch Cato sprachen, als sie entsetzt zusehen mussten, wie das erste behelfsmäßige Kreuz aufgerichtet und das untere Ende des Längsbalkens in das eigens dafür ausgehobene Loch gesenkt wurde. Es gab einen deutlich hörbaren, dumpfen Schlag, und wegen des heftigen Aufpralls löste sich ein Handgelenk des Gefangenen vom Querbalken, sodass sein geschundener Arm nach unten sank und der Mann ein durchdringendes Kreischen ausstieß. Die Feinde ließen sich von diesem Zwischenfall nicht beeindrucken. Einer der Männer lehnte eine Sturmleiter von hinten an das Kreuz, kletterte hinauf, griff von oben über den Querbalken nach dem zerfetzten Arm und nagelte ihn wieder an. Glücklicherweise war die Qual für den Gefangenen so heftig, dass er nach den ersten Schlägen ohnmächtig wurde, wie seine entsetzten Kameraden, die diese Gräuel von den Festungsmauern aus mit ansahen, zu ihrer Erleichterung feststellen konnten. Es handelte sich jedoch nur um ein kurzes Atemholen, denn gleich darauf wurde ein Gefangener nach dem anderen nach oben gehievt, bis sich einige Schritte vor dem unzerstörten Katapult eine Linie von Kreuzen entlangzog.
Cato schluckte und spürte einen bitteren, sauren Geschmack in seinem Mund. »Ich könnte mir vorstellen, dass das jeden von uns erwartet, der ihnen lebendig in die Hände fällt.«
»Ja«, erwiderte Macro leise. »Bannus versucht, unseren Leuten Angst zu machen.«
»Ich glaube, das ist ihm gelungen.« Cato sah die Mauer entlang, und dabei konnte er beobachten, wie ein Soldat sich vornüberbeugte und sich auf die Mauerplattform erbrach.
»Natürlich«, fuhr Macro tonlos fort, »ist das, aus seiner Perspektive betrachtet, ziemlich ironisch. Nach all den Rebellen, die wir in den letzten Jahren gekreuzigt haben, zahlt er es uns jetzt heim. Hör sie dir an. Sie lieben es einfach.«
Als das letzte Kreuz aufgerichtet wurde, brach der Feind in Jubel aus, und rasch verwandelte sich dieser Jubel in grausames Gelächter, verächtliche Bemerkungen und höhnisches Grölen, als die Opfer sich in Todesqualen wanden und Blut aus ihren Armen rann, das ihre nackte Brust leuchtend rot färbte.
»Sie haben ihren Spaß gehabt«, knurrte Macro. »Jetzt sind wir an der Reihe. Bogenschützen!« Er wandte sich den Männern auf der Mauer zu. Einige von ihnen waren mit den mächtigen Kompositbögen ausgerüstet. »Bogenschützen! Schießt auf die Menge. Schießt, verdammt noch mal!«
Seine offensichtliche Wut ließ die Soldaten sofort handeln. Nachdem sie eilends die Bogensehnen mit dem Rahmen ihrer Waffen verbunden hatten, legten die schnellsten von ihnen
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