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Die Jagd des Adlers

Titel: Die Jagd des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Petronius’ Gewicht an ihm zog, musste er Cato folgen, wobei er seinem Freund nur noch einen letzten kurzen Blick zuwerfen konnte. Cato konzentrierte sich auf die Lichter, um sicher zu sein, dass sie nicht vom Weg abkamen; er wagte es nicht, sich nach den Feinden umzusehen, die sie verfolgten. Als sie den Graben erreichten, kletterten und rutschten sie den Hang hinab, durchquerten den ausgehobenen Grund und stiegen mit der Last des Verletzten auf den Schultern den gegenüberliegenden Abhang hinauf. Sie folgten dem schmalen Streifen flacher Erde, der am Fuß der Mauer entlangführte, und näherten sich langsam dem Ausfalltor. Ein Stück vor sich konnte Cato die Umrisse des Rests seiner Truppe erkennen, und er zwang sich weiterzugehen. Nur noch wenige Augenblicke, dann wären sie alle hinter den Festungsmauern in Sicherheit.
    Plötzlich flogen leuchtende, in prasselnde Flammen gehüllte Reisigbündel über sie hinweg, die die Festungsmauern in einem hohen Bogen hinter sich ließen und im Graben landeten, wo sie das umgebende Terrain erhellten. Cato drehte sich um und sah, dass die ersten Judäer die äußeren Verteidigungsanlagen hinter sich gelassen hatten und im Licht des brennenden Reisigs in den Graben kletterten. Dann hörte er Macros bellende Stimme über sich.
    »Bogenschützen! Nehmt sie unter Beschuss!«
    Gefiederte Pfeile peitschten durch die Luft und gingen über den Männern nieder, die Cato und seine Truppe verfolgten. Einige stürzten getroffen zu Boden, andere hielten abrupt inne und starrten hinauf in Richtung der neuen Gefahr. Noch mehr Pfeile fanden ihr Ziel und beendeten das Vorrücken der Judäer. Cato konzentrierte sich wieder auf das Ausfalltor und eilte weiter. Das dicke hölzerne Tor war bereits offen. Sie halfen Petronius durch den Spalt und schoben sich hinter ihm in die Festung, wo sie, nach Luft schnappend, zu Boden gingen.
    »Schließt das Tor«, befahl Cato.
    Der Optio, der die Soldaten führte, die das Ausfalltor bewachten, spähte durch den offenen Spalt. »Wo ist der Rest deiner Männer, Herr?«
    »Sie sollten längst hier sein. Sycorax und die anderen.«
    »Sie sind nirgendwo zu sehen, Herr.«
    »Schließt das Tor«, wiederholte Cato. »Wenn sie jetzt noch nicht da sind, kommen sie nicht mehr.«
    Der Optio zögerte einen kurzen Moment, bevor er nickte, das Tor schloss und die Sperrbalken wieder in ihre Halterungen schob. Cato zwang sich aufzustehen. Er holte noch ein paarmal tief Luft, bevor er auf Petronius deutete. »Schafft ihn sofort in die Krankenstation.«
    Während der Optio den Befehl ausführte, stieg Cato zur Mauerbrüstung hinauf und schob sich an einigen Bogenschützen vorbei, bis er Macro gefunden hatte. Der Präfekt empfing ihn mit einem Lächeln.
    »Cato, du hast es geschafft. Wo sind die anderen Männer?«
    »Ich habe sechs Mann aus meiner eigenen Gruppe verloren, und Sycorax ist nirgendwo zu sehen.«
    »Ich weiß«, erwiderte Macro tonlos. »Aber wir werden weiter nach ihm und seinen Männern Ausschau halten. Und bis dahin sieh dir das an.« Er deutete über die Festungsmauer hinweg auf die Katapulte. Eines war vollkommen von den Flammen eingehüllt. Man konnte das Prasseln des Feuers sogar bis in die Festung hören. Das andere brannte zwar, doch noch während sie zusahen, gelang es dem Feind, die Flammen nach und nach zu ersticken. Kurz darauf war das Feuer erloschen.
    »Mach dir nichts draus«, sagte Macro, und er klang zufrieden dabei. »Auch das hier ist eine Weile außer Gefecht gesetzt, und das andere ist völlig zerstört. Dies hat unsere Aussichten ganz gewaltig verbessert. Saubere Arbeit, Cato.«
    Cato gab sich alle Mühe, das Erreichte zu genießen, doch er fühlte sich matt, leer und müde bis auf die Knochen. Wenn sie Sycorax und seine Männer verloren hatten, dann hatten sie ihren Angriff teuer bezahlt, gleichgültig, wie viel sie dabei gewinnen mochten. Er fühlte sich schuldig, weil mehrere Männer seinetwegen gestorben waren, und einen Moment lang starrte er über die Mauer, die brennenden Reisigbündel und die danebenliegenden Leichen hinweg in die Wüste. Er versuchte, die Dunkelheit mit seinem Blick zu durchdringen und die Stelle wiederzufinden, wo sie Glabarus hatten zurücklassen müssen, als rechne er fast damit, dass der Mann aus der Nacht auftauchte. Doch Glabarus war tot. Und Sycorax und die anderen ebenfalls. Cato begriff, dass es sogar besser war, wenn sie tot waren, denn der Feind würde keinem römischen Soldaten gegenüber, der ihm lebend

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