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Die Jagd des Adlers

Titel: Die Jagd des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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hältst du von ihnen? Denk nach.«
    »Ich soll nachdenken?« Cato runzelte ein wenig verärgert die Stirn. »Ich habe bereits nachgedacht, als du mich unterbrochen hast.«
    »Oh?«, erwiderte Macro, wobei seine Aufmerksamkeit jedoch auch weiterhin den Männern vor ihnen galt. »Ich nehme an, dass deine Betrachtungen irgendeinem Thema von welterschütternder Bedeutung galten. Es kann gar nicht anders sein, wenn ich an deinen leeren Blick denke.«
    »Wie nett. Zufällig habe ich an Narcissus gedacht.«
    »Narcissus?« Macros Miene verdüsterte sich bei der Erwähnung des kaiserlichen Sekretärs, auf dessen Befehl hin sie gen Osten geschickt worden waren. »Dieser Bastard? Warum solltest du irgendwelche Zeit an ihn verschwenden?«
    »Ich glaube, er hat uns diesmal in ziemliche Schwierigkeiten gebracht. Ich bezweifle, dass wir diese Mission zu einem guten Ende bringen können. Die ganze Sache stinkt.«
    »Und das soll eine Neuigkeit sein? Jeder Auftrag, den uns dieser Bastard bisher gegeben hat, stinkt bis in alle Ewigkeit zum Himmel. Wir verrichten unseren Dienst für das Reich wie ein Reinigungsschwamm an einem Stock. Wir stecken immer in der Scheiße.«
    Cato betrachtete seinen Freund mit angewidertem Gesichtsausdruck und wollte gerade etwas antworten, als Macro plötzlich den Hals reckte und zischte: »Sieh nur! Jetzt gehen sie anscheinend zur Sache!«
    Unmittelbar vor den beiden Offizieren befand sich der hohe Torbogen, der den Eingang zum großen Außenhof des Tempels bildete. Für einen kurzen Augenblick konnten sie im gleißenden Licht die Köpfe und Schultern der Menschen vor ihnen nur als dunkle Umrisse erkennen, und es dauerte ein wenig, bevor Cato die Männer mit den Kapuzen erneut ins Visier nehmen konnte. Als die Truppe den Torbogen passierte, hatte sie sich ihren Weg so durch die Menge gebahnt, dass sich jetzt alle Männer auf der einen Seite der Straße befanden, von wo aus sie rasch auf die Tische der Geldverleiher und Steuereintreiber in der Mitte des Platzes zuhielten.
    »Auf geht’s.« Macro bohrte seine Fersen in die Seiten seines Maulesels, der daraufhin eine Art Wiehern ausstieß. Die Leute vor ihm warfen nervöse Blicke über die Schulter und beeilten sich, dem Tier auszuweichen. »Komm mit.«
    »Warte!« Cato packte ihn am Arm. »Du jagst einem Schatten nach. Wir sind kaum angekommen in dieser Stadt, und schon verdirbst du alles, indem du mit irgendwem Streit provozierst.«
    »Ich sage dir, Cato, die führen nichts Gutes im Schilde.«
    »Das weißt du nicht. Du kannst dich nicht einfach auf sie stürzen und jeden niedertrampeln, der dir dabei in den Weg kommt.«
    »Warum nicht?«
    »Weil du damit für Unruhe sorgen wirst.« Cato glitt aus dem Sattel und stellte sich neben seinen Maulesel. »Wenn du ihnen folgen willst, gehen wir zu Fuß.«
    Macro warf den Männern mit den Kapuzen rasch einen Blick hinterher. »Meinetwegen. Optio!«
    Ein großer Gallier mit hartem Gesicht löste sich von der Spitze der Kolonne und salutierte vor Macro. »Herr?«
    »Halte unsere Zügel. Centurio Cato und ich werden ein wenig herumschlendern.«
    »Herumschlendern, Herr?«
    »Du hast richtig gehört. Warte auf uns unmittelbar hinter dem Tor. Aber die Männer sollen in Formation bleiben, nur für den Fall.«
    Der Optio runzelte die Stirn. »Für welchen Fall, Herr?«
    »Für den Fall, dass es Schwierigkeiten gibt – was sonst?«Macro lächelte. »Komm, Cato. Bevor wir sie verlieren.«
    Seufzend folgte Cato seinem Freund und mischte sich wie er unter die Menge, die in den großen Hof strömte. Die Männer, denen sie folgten, waren inzwischen schon ein ganzes Stück weiter weg und hielten noch immer auf die Tische der Geldverleiher und Steuereintreiber zu. Die beiden Centurionen fädelten sich durch die Menschenmasse, wobei sie gelegentlich jemanden anrempelten, was ihnen empörte Blicke und gemurmelte Flüche einbrachte.
    »Römische Bastarde …«, knurrte jemand auf Griechisch mit ausgeprägtem lokalem Akzent.
    Macro blieb abrupt stehen und wirbelte herum. »Wer hat das gesagt?«
    Angesichts seiner wütenden Miene zog sich die Menge erschrocken zurück, sah den Centurio jedoch aus einiger Entfernung mit feindseligen Augen an. Macro entdeckte einen großen, jungen Mann mit breiten Schultern, dessen Lippen zu einem höhnischen Grinsen verzerrt waren.
    »Oh, du warst das also?« Wieder lächelte Macro. Er winkte den Mann zu sich. »Komm her, wenn du den Mut dazu hast.«
    Cato packte Macro am Arm und zog ihn zurück.

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