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Die Jagd nach dem Meteore

Die Jagd nach dem Meteore

Titel: Die Jagd nach dem Meteore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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daß sie ihre Sitzungen nur noch
pro forma
abhalte. Für die Zukunft hatte die Diplomatie das Wort, im Falle nicht, wie man sich im Vertrauen zuflüsterte, die Kanonen zu sprechen anfingen. In allen Staatskanzleien pflog man schon ernsthafte Verhandlungen, denen es auch an einer gewissen Schärfe nicht fehlte.
    Je mehr Schiffe ankamen, desto beunruhigender wurden die Nachrichten. Etwas Sicheres wußte zwar niemand, doch immer schwirrten beunruhigende Gerüchte durch die Luft, und zwischen den verschiedenen Okkupationsabteilungen wurde die Lage von Tag zu Tag gespannter.
    Wenn der amerikanische Kommodore anfänglich seinen englischen Kollegen zur Tafel geladen und dieser in Erwiderung dieser Höflichkeit die Gelegenheit benützt hatte, auch dem Befehlshaber des französischen Kreuzers seine Hochachtung zu bezeugen, so war von solchen internationalen Liebenswürdigkeiten jetzt nicht mehr die Rede. Jeder hielt sich für sich zurück, bezüglich seines fernern Verhaltens nur darauf wartend, von welcher Seite der Wind kommen würde, der nach seinen ersten Stößen auf einen nahenden Sturm deutete.
    Zephyrin Xirdals Zorn legte sich inzwischen nicht. Lecoeur hielt sich seinen unaufhörlichen Aufschuldigungen gegenüber die Ohren zu und bemühte sich vergebens, ihn wieder zur Vernunft zu bringen.
    »Du mußt doch einsehen, lieber Zephyrin, sagte er, daß Herr von Schnack nicht unrecht hat, daß es unmöglich ist, einem einzelnen die freie Verfügung über eine so kolossale Summe zuzugestehen. Es ist also ganz natürlich, daß er hier Einspruch erhebt. Doch überlasse das weitre nur mir. Wenn sich die erste Aufregung gelegt hat. werde ich schon auftreten, und ich halte es für unmöglich, daß man unsren Ansprüchen nicht in weitem Maße gerecht werden sollte. Jedenfalls erreiche ich etwas, darüber besteht kein Zweifel.
    – Etwas! rief Xirdal. Ihr »Etwas« reizt mich zum Lachen. Was soll ich denn mit jenem Golde anfangen? Brauche ich, ich es etwa?…
    – Nun, warum ereiferst du dich dann so sehr?
    – Nur weil die Feuerkugel eben mir gehört, daß man sie mir wegnehmen will, bringt mich in Wut. Nein, das ertrage ich nimmermehr!
    – Was könntest du gegen die ganze Welt ausrichten, mein armer Zephyrin?
    – Wenn ich das schon wüßte, würde ich es sofort tun. Doch nur Geduld!… Als jener Staatsvertreter sich anmaßte, mir die Feuerkugel rauben zu wollen, war das einfach verdrießlich. Was soll man dagegen heute sagen? Soviel Länder, soviel Diebe! Ohne zu erwähnen, daß sie einander darum schließlich selbst zerfleischen dürften, wie man das ja annimmt. Zum Teufel, hätte ich wirklich nicht besser daran getan, die Feuerkugel da zu lassen, wo sie war? Mir erschien nur das Experiment gar zu interessant. Ja, wenn ich die Folgen vorhergeahnt hätte! Arme Schlucker, die nicht zehn Sous in der Tasche haben und die sich nun um Milliarden katzbalgen wollen! Sie mögen sagen, was Sie wollen, das vertrage ein andrer!«
    Xirdal blieb bei seiner Anschauung.
    Er hatte jedenfalls unrecht, gegen Herrn von Schnack aufgebracht zu sein. Der unglückliche Delegierte war nicht an dem jetzigen Unheil schuld. Der Einfall auf das grönländische Gebiet ging ihm gewiß im Kopfe herum, und der ungeheure Schatz schien ihm für sein Land schon lange nicht mehr gesichert zu sein. Doch was sollte er tun? Konnte er mit seinen fünfzig Mann die dreihundertzwanzig fremden Seeleute, Kanoniere und Torpeder etwa ins Meer werfen oder die sechzehn gepanzerten Mastodons, die ihn umringten, kurzer Hand versenken?
    Nein, das konnte er natürlich nicht. Das eine, was er konnte und mußte, bestand darin, gegen die Verletzung des vaterländischen Gebietes im Namen seines Landes zu protestieren.
    Als der englische und französische Befehlshaber da eines Tages einfach aus Neugier ans Land gegangen waren, ergriff Herr von Schnack diese Gelegenheit, von ihnen Aufklärungen zu verlangen und ihnen offiziöse Vorstellungen zu machen, die trotz diplomatischer Mäßigung eine gewisse Heftigkeit nicht verleugneten.
    Der englische Kommandant gab ihm darauf Antwort. Herr von Schnack, sagte er in der Hauptsache, täte unrecht daran, sich so aufzuregen. Die Befehlshaber der Schiffe auf der Reede befolgten einfach nur die Befehle ihrer betreffenden Admiralitäten. Ihre Sache sei es nicht, diese zu erörtern oder willkürlich auszulegen, sie hätten sie nur auszuführen. Immerhin meinten sie, die Ausschiffung der Mannschaften würde nur den einen Zweck haben, in Gegenwart

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