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Die Jagd nach dem Meteore

Die Jagd nach dem Meteore

Titel: Die Jagd nach dem Meteore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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lotrechten, etwa dreißig Meter über die Wasserfläche emporragenden Wand. Auf den Rand dieser Fläche war die Feuerkugel niedergefallen. Nur wenige Meter weiter rechts, und sie wäre in den Abgrund versunken, in den der Fuß des Steilufers eintauchte.
    »Ja, mußte Francis Gordon unwillkürlich vor sich hinmurmeln, zwanzig Schritt weiter und sie läge jetzt auf dem Grunde…
    – Von wo sie zu holen nicht leicht genesen wäre, meinte Mrs. Arcadia Walker.
    – O, Herr von Snack hat sie noch lange nicht, bemerkte Mr. Seth Stanfort, erst maß sie in den Panzerschränken der Regierung Grönlands untergebracht sein.«
    Dazu würde es jedoch wohl früher oder später kommen, nur die gehörige Geduld mußte man haben. Es genügte ja offenbar, die Abkühlung der Masse abzuwarten, und da sich jetzt schon der arktische Winter näherte, konnte das nicht allzu lange dauern.
    Von dem Anblicke dieser Goldmasse, die ihnen in die Augen brannte, standen Mr. Dean Forsyth und Mr. Sydney Hudelson unbeweglich, wie hypnotisiert, möchte man sagen, auf einem Flecke da. Beide hatten vorher einmal versucht, weiter vorzudringen, hatten aber ebenso zurückweichen müssen, wie Omikron, der dabei bald wie ein Roastbeef geröstet worden wäre. In dieser Entfernung von vierhundert Metern erreichte die Temperatur noch fünfzig Zentigrade und die vom Meteor ausstrahlende Wärme machte die Luft fast unatembar.
    »Na, gleichviel… sie ist da… sie liegt auf der Insel und nicht unten auf dem Meeresgrunde. Sie ist nicht für immer verloren, ist im Besitze des glücklichen Grönland! Abwarten, nur abwarten gehört dazu!«
    So erklang es aus den Reihen der Neugierigen, die an dieser Stelle der Uferwand durch die erstickende Hitze aufgehalten waren.
    Jawohl, abwarten… doch wie lange Zeit? Würde die Feuerkugel nicht ein, zwei Monate zum Kaltwerden brauchen? So gewaltige und auf so hohe Temperatur erhitzte Metallmassen können sehr lange glühend heiß bleiben. Das hat man schon an weit weniger umfänglichen Meteoriten erfahren.
    Drei Stunden verstrichen, ohne daß jemand daran dachte, den Platz zu verlassen. Es sah beinahe aus, als wollten die Leute warten, bis sie sich der Feuerkugel mehr nähern könnten. Das würde aber doch weder heute noch morgen möglich sein. Wenn man nicht ein Lager herrichten und es mit Lebensmitteln versorgen wollte, blieb doch nichts übrig, als nach den Schiffen zurückzukehren.
    »Glauben Sie, Mister Stanfort, fragte Mrs. Arcadia Walker, daß einige Stunden genügen werden, diesen glühenden Block abzukühlen?
    – Weder einige Stunden, noch einige Tage, Mistreß Walker.
    – Dann begebe ich mich an Bord des ›Oregon‹ zurück und komme erst später wieder hierher.
    – Damit haben Sie ganz recht, antwortete Seth Stanfort, und Ihrem Beispiele folgend, werde ich auf den ›Mozik‹ zurückkehren. Die Frühstücksstunde hat, denke ich, schon geschlagen.«
    Das war gewiß das klügste, was man tun konnte, es war Francis Gordon und Jenny aber unmöglich, die Herren Forsyth und Hudelson ebenfalls dazu zu vermögen. Vergeblich verlief sich nach und nach die Menge und vergeblich entschloß sich als letzter Herr von Schnack, nach der Station Upernivik zurückzukehren, die beiden Tollköpfe bestanden darauf allein, ihr Meteor vor Augen, hier auszuhalten.
    »Nun, Papa, kommst du endlich mit?« fragte Jenny Nachmittag gegen zwei Uhr wohl zum zehnten Male.
    Als Antwort machte der Doktor Hudelson ein Dutzend Schritte vorwärts, mußte aber sofort wieder zurücktaumeln. Es war, als hätte er sich an die Ausstoßmündung eines Schmelzofens herangewagt. Dean Forsyth, der es ihm sofort gleichgetan hatte, mußte ebenso zum Rückzuge blasen.
    »Ich bitte Sie, lieber Onkel, mahnte jetzt Francis Gordon, und auch Sie, Mr. Hudelson, es ist wahrlich Zeit, an Bord zurückzukehren. Was zum Kuckuck, die Feuerkugel erhebt sich doch nicht wieder, und sie mit den Augen zu verzehren, davon hat der Magen nichts.«
    Vergebliche Liebesmüh’! Erst am Abend entschlossen sich, von Anstrengung und Hunger aufs äußerste erschöpft, Mr. Forsyth und Mr. Hudelson den Platz zu verlassen, doch mit dem festen Vorsatze, morgen hierher zurückzukehren.
    Schon zu früher Stunde waren sie wirklich wieder zur Stelle, doch nur, um auf fünfzig Bewaffnete – die ganze grönländische Kriegsmacht – zu stoßen, die jetzt hier war, in der Umgebung des kostbaren Meteors die Ordnung aufrecht zu erhalten.
     

    In dieser Entfernung von vierhundert Metern…
     
    Gegen

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