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Die Jagd nach dem Meteore

Die Jagd nach dem Meteore

Titel: Die Jagd nach dem Meteore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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wen traf nun die Regierung diese Vorsichtsmaßregeln? Gegen Zephyrin Xirdal? Dann wären fünfzig Mann etwas reichlich gewesen, zumal da die Feuerkugel sich ja allein genügend verteidigte. Ihre unerträgliche Hitze hielt auch die Wagemutigsten in gebührender Entfernung. Seit gestern konnte man sich ihr höchstens um einen Meter mehr nähern. Wenn das so weiter ging, würden Monate über Monate ins Land gehen, ehe Herr von Schnack im Namen Grönlands von dem Schatze Besitz ergreifen konnte.
    Auf das Ersuchen des Herrn von Schnack war eins der Schiffe auf der Reede abgedampft, um der ganzen Welt die große Neuigkeit auf telegraphischem Wege zu verkünden. Binnen achtundvierzig Stunden mußte das Herabfallen der Feuerkugel überall bekannt sein. War das nicht geeignet, die Pläne des Bankiers Lecoeur zu kreuzen? Keineswegs. Da der »Atlantic« schon vierundzwanzig Stunden früher ausgelaufen war und diese Jacht eine größere Schnelligkeit entwickelte, hatte der Bankier einen Vorsprung von sechsunddreißig Standen, eine hinreichende Frist, seine finanzielle Spekulation mit Vorteil durchzuführen.
    Wenn die grönländische Regierung sich infolge der Anwesenheit der fünfzig Wächter gesichert fühlte, um wieviel mehr mußte das am Nachmittage desselben Tages der Fall sein, als sie sich überzeugen konnte, daß künftig sogar hundertsiebzig und zuletzt dreihundertzwanzig Mann das Meteor überwachen würden?
    Gegen Mittag war ein Kreuzer vor Upernivik vor Anker gegangen, der das Sternenbanner der Vereinigten Staaten von Amerika führte. Kaum hatte sein Anker Grund gefaßt, als er zwanzig Mann ausschiffte, die unter dem Befehl eines Midshipmans ein kleines Lager in der Nähe der Feuerkugel bezogen.
    Als Herr von Schnack von dieser Vermehrung der Ordnungsmacht erfuhr, erregte es ihm freilich einander widerstrebende Gefühle. Einerseits befriedigt, die kostbare Feuerkugel so eifrig überwacht zu sehen, befürchtete er von dieser Ausschiffung amerikanischer Seeleute auf grönländischem Boden doch anderseits ernste Schwierigkeiten. Der Midshipman, an den er sich wendete, konnte ihm keine weitere Aufklärung geben, der gehorchte dem Befehle seiner Vorgesetzten und bekümmerte sich um weiter nichts.
    Herr von Schnack entschloß sich, seine Beschwerden am nächsten Tage an Bord des Kreuzers anzubringen, doch als er seine Absicht ausführen wollte, sah er sich plötzlich einer doppelten Aufgabe gegenübergestellt.
    In der Nacht war noch ein zweiter Kreuzer, diesmal ein englischer, eingetroffen. Der Kommandant hatte, als er hörte, daß der Fall der Feuerkugel tatsächlich erfolgt war, nach dem Vorgange seines amerikanischen Kollegen ebenfalls zwanzig Seeleute gelandet und diese begaben sich unter der Führung eines zweiten Midshipmans im Laufschritt nach dem Nordwesten der Insel.
    Herr von Schnack stutzte. Was hatte das alles zu bedeuten? Seine Verblüffung sollte sehr bald aber sogar noch zunehmen. Am Nachmittage meldete man die Ankunft eines dritten Kreuzers mit französischer Flagge, und zwei Stunden später schlossen sich wiederum zwanzig Seeleute unter dem Befehl eines Schiffsfähnrichs der schon vorhandenen »Feuerkugelwache« an.
    Die Sachlage verwickelte sich entschieden. Dabei sollte es aber noch nicht bleiben. In der Nacht vom 21. zum 22. kam noch ein vierter, ein russischer Kreuzer hinzu. Im Laufe des 23. sah man nacheinander sogar noch ein deutsches, ein japanisches und ein italienisches Kriegsschiff eintreffen. Am 23. kamen ein argentinischer und ein spanischer Kreuzer nur kurz vor einem chilenischen Fahrzeuge an, und diesen folgten in kurzem Zwischenraume endlich ein portugiesisches und ein holländisches Schiff.
    Am 25. August bildeten sechzehn Kriegsschiffe, zwischen denen der »Atlantic« seinen Ankerplatz wieder eingenommen hatte, vor Upernivik ein internationales Geschwader, wie es diese hochnordischen Gegenden noch niemals gesehen hatten. Jedes Schiff hat seine zwanzig Mann unter dem Befehle eines Offiziers ans Land gesetzt, und dreihundertzwanzig Seeleute mit sechzehn Offizieren von allen Nationen befanden sich nun auf einem Gebiete, das die grönländischen Soldaten trotz allen Heldenmutes gegen die Fremdlinge nicht hätten verteidigen können.
    Jedes Schiff brachte eine Menge neuer Nachrichten und diese schienen, nach ihrer Wirkung zu urteilen, nicht gerade die erfreulichsten zu sein. Wohl stimmten sie darin überein, daß die Internationale Konferenz in Washington noch immer fortdaure, doch auch darin,

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