Die Jagd nach dem Vampir
ich gewusst hätte, wie schlecht die Straße ist, hätte ich sie nicht befahren.«
»Halb so schlimm«, erwiderte er. »Annelises Wagen hat das Verfallsdatum schon lange überschritten. Ich wollte ihn ohnehin durch einen neuen ersetzen, als Hochzeitsgeschenk. Sicherlich hat sie nichts dagegen, es ein paar Monate früher zu bekommen.«
»Du bist der netteste Mann auf der Welt«, sagte ich zärtlich.
»Ja, nicht wahr?« Er schwieg eine Weile, als müsste er das ehrfurchtgebietende Ausmaß seiner Nettigkeit erst einmal verdauen, dann lachte er leise und fragte: »Und was steht morgen auf deinem Plan?«
»Kit und ich wollen uns ein historisches Haus ansehen«, sagte ich und hoffte, Bill würde nicht fragen, welches. »Das bietet ihm eine weitere Gelegenheit, vom Reitstall wegzukommen, und mir eine, ihn davon zu überzeugen, Nell zu heiraten.«
»Viel Glück«, sagte Bill.
»Glück«, entgegnete ich pikiert, »hat nichts damit zu tun. Kuppelei ist ein altehrwürdiges Handwerk.«
Wir plauderten noch einige Minuten, und als wir das Gespräch beendeten, hatten sich auch die letzten Spuren atavistischen Schreckens verflüchtigt. Der Geschirrspüler brummte, meine Söhne machten im Wohnzimmer Dinosaurier-Geräusche, und mein Ehemann blieb meinem Fahrstil gegenüber weiterhin misstrauisch. Alles lief wieder normal. Was im flackernden Kaminfeuer von Hilltop Farm so gruselig, aber glaubhaft geklungen hatte, schien in meinem hell erleuchteten und lebhaften Cottage absolut lächerlich.
»Wenn ich mir um etwas Sorgen machen sollte«, murmelte ich, »dann um etwas Reales – wie zum Beispiel ein Auto zu finden, das nicht so klingt, als hätte man eine Handvoll Schraubenschlüssel im Motorraum vergessen.«
Bills Angebot, Annelise einen neuen Wagen zu kaufen, zeugte zwar von fürstlichem Großmut, löste mein aktuelles Transportproblem aber nicht. Annelise brauchte den Range Rover, um die Zwillinge zu befördern, und so verlockend es auch schien, mich der zahlreichen Verehrer Nells als Chauffeure zu bedienen, wollte ich mich nicht von ihrem Wohlwollen abhängig machen. Ich brauchte meine eigenen vier Räder.
Ich griff zum Telefon und rief Mr Barlow an. Der örtliche Mann für alles reparierte auch Autos, und hinter seinem Cottage standen meist ein paar Vehikel, an denen er herumschraubte. Kaum hatte ich ihm meine Lage erklärt, bot er auch schon an, mir einen Morris Mini zu leihen, den er gerade instand gesetzt hatte. Ich wusste, dass Bill mich ohne Ende aufziehen würde, wenn er erfuhr, welche Marke ich fuhr, denn es war ein Morris Mini gewesen, den ich in den Graben gesetzt hatte. Doch als Preis für Mobilität schien mir das eher gering.
»Das wäre großartig, Mr Barlow«, sagte ich. »Könnten Sie ihn morgen nach Anscombe Manor bringen? Annelise kann mich am Morgen mitnehmen – sie fährt die Zwillinge für ihren sonntäglichen Reitausflug nach Anscombe, aber ich brauche den Mini später, um nach Hause zu kommen.«
»Kein Problem«, meinte Mr Barlow. »Wo stecken Sie denn die ganze Zeit, Lori?«, fragte er im Plauderton. »Hab Sie seit Ewigkeiten nicht mehr im Dorf gesehen.«
»Ich war erst gestern auf dem Treffen des Guy-Fawkes-Komitees«, entgegnete ich überrascht.
»Ach ja?«, sagte er. »Sie müssen sich versteckt haben – keine schlechte Entscheidung, wenn Peggy Taxman den Vorsitz hat. Aber zum Tee sind Sie nicht geblieben?«
»Nein. Ich musste nach Hause.«
»Nun, beim nächsten Mal nehmen Sie sich aber etwas mehr Zeit«, schalt Mr Barlow. »Ich vermisse unsere kleinen Plaudereien. Also gut, ich stelle den Mini morgen um zwölf auf Anscombe Manor ab.«
Ich dankte ihm, wünschte ihm einen guten Abend und legte auf. Sein Kommentar über unsere kleinen Plaudereien irritierte mich etwas. Es war sicherlich nicht »Ewigkeiten« her, seit er und ich unser kleines Tête-à-Tête gehabt hatten, aber vielleicht war es ihm so vorgekommen, schließlich war er ein alter Mann, der allein lebte. Ich nahm mir vor, ihn bald zu besuchen, und wandte mich dann dem nächsten Punkt meines abendlichen Terminkalenders zu.
Ich bat Annelise in die Küche, um ihr sowohl die schlechten als auch die guten Nachrichten bezüglich ihres Autos mitzuteilen. Beide nahm sie gelassen zur Kenntnis – Annelise war so schnell nicht aus der Ruhe zu bringen. Aber als ich ihr erzählte, wo ich durch die Schlaglöcher gefahren war, verschränkte sie die Arme und sah mich missbilligend an.
»Was wolltest du denn von Lizzie Black?«, fragte
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