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Die Jagd nach dem Vampir

Titel: Die Jagd nach dem Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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zu hören , dass sie Dir den Weg geebnet hat . Hat Lizzie Dir etwas über die DuCarals erzählt?
    »Sie sagte, sie seien Draculas Cousins«, sagte ich kichernd. »Offenbar hat sie den Roman von Bram Stoker gelesen und ihn mit einem historischen Werk verwechselt. Angeblich tranken die DuCarals das Blut ihrer Hausmädchen, allesamt Waisen, bis die Quelle versiegte – sozusagen. Heute ernähren sie sich von Hirschblut.« Ich unterdrückte ein weiteres Lachen und fuhr etwas ernster fort: »Es tut mir leid, Dimity, ich weiß, dass du mit Lizzie befreundet warst, aber ich fürchte, sie ist im Alter recht exzentrisch geworden. Annelise nannte sie eine durchgeknallte alte Jungfer«, fügte ich milde hinzu.
    Man macht sich gerne über ältere Frauen lustig , die allein leben , Lori . Hast Du sie auch » durchgeknallt « gefunden?
    »Nein«, räumte ich aufrichtig ein. »Als sie davon sprach, wie sie lebt, klang sie vollkommen normal, vielleicht ein bisschen enttäuscht von den Menschen. Und als sie von den anderen Dingen sprach, über die blutsaugenden DuCarals und die unmarkierten Gräber auf Aldercot Hall, da … konnte ich nicht anders, als ihr gebannt zu lauschen. Sie ist eine gute Erzählerin, Dimity, und ihr Farmhaus ist sehr … atmosphärisch. Ich wurde irgendwie von ihr gefangen genommen. Aber als ich wieder zu Hause war, kam ich wieder zur Vernunft und erkannte, dass sie Unsinn geredet hat.«
    Bram Stoker war auch ein guter Erzähler , weil er ausgiebig recherchiert hatte , bevor er seinen Roman schrieb . Seine fiktive Figur des Grafen Dracula basiert auf der historischen Gestalt Vlad dem Pfähler , einem rumänischen Herrscher , der im 15 . Jahrhundert lebte .
    »Ja, aber wie du sagst, war sein Dracula dennoch eine erfundene Figur«, wand ich ein. »Fiktive Charaktere haben keine Cousins in den Cotswolds.«
    Das weiß ich , Lori . Ich deute nur an , dass Lizzies Geschichten , so wie die von Bram Stoker , ein Körnchen Wahrheit enthalten . Warum verbindet man die DuCarals mit bizarren Sagen über Ungeheuer und unmarkierte Gräber? Warum halten sie die Nachbarn auf Distanz? Warum empfangen sie so ungern Besucher? Haben sie auf Aldercot Hall vielleicht etwas zu verbergen? Oder jemanden?
    Ich hatte das Gefühl, als liefe mir ein langsam schmelzender Eiswürfel den Rücken hinab. »Was meinst du?«
    Ich möchte Dich nicht beunruhigen .
    »Zu spät«, entgegnete ich. »Wenn du denkst, was ich denke, das du denkst, dann heraus damit. Ich bin bereits zutiefst beunruhigt.«
    Also gut . Ich denke an den Mann , der auf Dich geschossen hat . Seine Familie wusste , dass es sich bei ihm um einen gemeingefährlichen Irren handelte , aber anstatt ihn den Behörden zu übergeben , schützten und verbargen sie ihn , sperrten ihn in eine private Institution , aus der er schließlich entkam . Was , wenn sich auf Aldercot Hall ein ähnliches Szenario darböte?
    Ich wandte meinen Blick von den geschwungenen Buchstaben und schaute nachdenklich ins Feuer. Tante Dimitys Gedanken ähnelten zu sehr meinen eigenen. Ich hatte Kit bereits darauf aufmerksam gemacht, dass die Fußabdrücke und das Stück Seide auf Emma’s Hill vielleicht von einem Mann hinterlassen worden waren, der sich möglicherweise für einen Vampir hielt. Was, wenn der Mann kein Gast auf Aldercot Hall war, sondern ein Mitglied der Familie DuCaral? Was, wenn die Familie wusste, dass er wahnsinnig war, es aber vorzog, ihn hinter Schloss und Riegel zu halten, anstatt ihn einzuweisen?
    »Du könntest recht haben«, sagte ich und blickte wieder auf das Buch. »Vielleicht verstecken die DuCarals einen Mörder. Lizzie hat mir erzählt, dass auf Aldercot Hall jemand ermordet wurde, nicht in grauer Vergangenheit, sondern vor vierzig Jahren. Sie sagte, der Mord sei niemals bei der Polizei angezeigt worden.«
    Ich bezweifle , dass die DuCarals einen Mord angezeigt hätten , den einer der Ihren begangen hatte . Das Verbrechen hätte die Familie ins Licht der Öffentlichkeit gerückt , und es wäre aus mit der Privatsphäre gewesen .
    »Also haben sie, statt die Polizei zu rufen und Rendor in eine psychiatrische Anstalt einliefern zu lassen, ihn unter Hausarrest gestellt, die Leiche des Opfers in einem unmarkierten Grab verscharrt und sich vom Rest der Welt abgeschottet, damit niemand jemals erfährt, was hinter geschlossenen Türen geschehen war. Was, wenn sie ihn noch immer hinter diesen Türen versteckt hielten? Ich fasse es nicht, Dimity …« Ich spürte, wie mir Tränen der

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