Die Jagd nach dem Vampir
Angst in die Augen stiegen, aber ich blinzelte sie ungeduldig weg. »Wir haben es doch nicht etwa mit einem zweiten Abaddon zu tun? Hält denn jede reiche Familie in England einen Irren auf dem Dachboden versteckt?«
Das bezweifle ich stark , Lori . Aber die DuCarals vielleicht schon . Ich schlage vor , dass Du es herausfindest . Wenn sich die Geschichte wiederholt , hat der Wahnsinnige einen Weg aus dem Dachboden gefunden .
»Vielleicht hat auch Lizzie einen Blick auf ihn erhascht, als er in seinem Vampirkostüm durch die Wälder huschte. Vielleicht ist das der wahre Kern ihrer Geschichte.«
Möglich ist es .
Ich runzelte die Stirn. »Aber die Fußspuren führten eindeutig nach Aldercot Hall. Wieso sollte Rendor dorthin zurückgehen, wenn er wusste, dass seine Familie ihn wieder einsperren würde?«
Möglicherweise hat er einen Weg gefunden , sein Gefängnis zu verlassen , ohne dass es die Familie merkt .
»Jetzt reicht’s!«, entfuhr es mir. Ich schlug mit der Faust auf die Sessellehne und hätte dabei fast Reginald zu Boden geschleudert. »Ich lasse es nicht zu, dass meine Jungen schon wieder von einem Verrückten verfolgt werden. Ich rufe die Polizei, und zwar sofort.«
Du nimmst schon wieder zwei Schritte auf einmal , Lori . Die Polizei handelt nicht auf vage Spekulationen hin , und mehr hast Du ihnen bislang nicht zu bieten . Wir wissen ja nicht einmal , ob auf Aldercot Hall wirklich ein Mord stattgefunden hat , ob die DuCarals einen Verbrecher beherbergen oder ein geistesgestörtes Familienmitglied Will und Rob nachstellt . Wenn Du Deine Annahmen nicht mit harten Fakten untermauern kannst , wird die Polizei Dir kein Wort glauben . Und wenn man bedenkt , was Du vor Kurzem erlebt hast , könnte man es ihnen nicht einmal verübeln .
Auch wenn ich Ähnliches zu Kit gesagt hatte, als er vorschlug, die Polizei einzuschalten, war ich einfach zu wütend, um die Sache rational anzugehen.
»Und was soll ich machen?«, fragte ich. »Aldercot mit meinen eigenen Händen niederreißen?«
Die Zerstörung von Privateigentum würde allerdings das Interesse der Polizei erregen , wenn auch auf eine Weise , die Du nicht sehr hilfreich finden würdest . Wenn Du herausbekommen willst , was auf Aldercot vor sich geht , musst Du vor allem eines tun – ruhiger werden .
Der Ratschlag klang vernünftig. Wenn ich mit heißem Atem vor der Haustür der DuCarals auftauchte, würden sie zweifellos ihre Hunde auf mich hetzen. Also entspannte ich mich und rieb meine Wange an Reginalds Ohr, bis sich der rote Schleier vor meinen Augen verflüchtigte.
»Okay«, sagte ich schließlich. »Ich bin ruhig.«
Bleib so , wenn Du Dich mit Kit nach Aldercot Hall begibst . Suche dort nach Beweisen , die Lizzies Geschichte untermauern . Sieh zu , dass Du so viele Körnchen Wahrheit wie möglich sammelst . Vielleicht findest Du mehr , als Du glaubst .
»Aber ich sollte mich auf den Mord konzentrieren, oder?«, fragte ich.
Du solltest alle möglichen Informationen über die DuCarals sammeln . Wenn ein Familienmitglied durch einen Unfall oder eine natürliche Ursache gestorben ist , gibt es keinen Grund für Dich , Dir um die Sicherheit Deiner Söhne Sorgen zu machen . Falls jedoch ein Fremder von einem Wahnsinnigen getötet wurde und die Familie beschloss , alles zu vertuschen …
»Dann kann ich der Polizei wenigstens Anhaltspunkte liefern«, sagte ich grimmig.
Sprich mit den Bediensteten , Lori . Es gibt keine bessere Informationsquelle als schwatzhaftes Personal .
»Ich weiß, wie man mit schwatzhaftem Personal umgeht«, versicherte ich.
Wirklich? Abgesehen von der ein oder anderen Teilnahme an einer Ausschusssitzung hast Du Dich in letzter Zeit in Finch rar gemacht . Möglicherweise sind Deine Konversationskünste eingerostet , meine Liebe .
»Da ist gar nichts eingerostet«, protestierte ich, entrüstet über Dimitys mangelndes Vertrauen in mich. »Es hat mich in letzter Zeit einfach mehr interessiert, wie sich die Jungen in der Schule machen, als was Peggy Taxman mit dem Gemüseladen vorhat. Mach dir keine Sorgen, Dimity, ich kitzele den DuCarals die Wahrheit schon heraus.«
Vergiss nicht , dass die Familie nicht gerne Besuch empfängt . Du musst Dich ihnen auf äußerst vorsichtige Weise nähern . Und wenn Du merkst , dass Du Dein Temperament nicht im Zaum halten kannst – überlass Kit das Reden . Sein Charme ist unwiderstehlich .
»Gut«, sagte ich, »und derweil Kit sie beschäftigt, laufe ich nach oben und breche die Tür
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