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Die Jagd nach Millionen

Titel: Die Jagd nach Millionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Murray
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Anfang,« hob der General an.
    Er sprach vorzüglich englisch, ein besseres Englisch
sogar als die Mehrzahl der Engländer, aber ein leiser Anflug
von deutscher Betonung war doch unverkennbar. Das Erste, was einem bei
seinem Anblick auffiel, war eine Narbe, die quer über die Nase
lief, gerade als ob das Nasenbein einmal gespalten worden
wäre. Dem Alter nach mochte er so zwischen fünfzig
und sechzig stehen; Haar, Bart und Augenbrauen waren dicht und borstig,
einst rot gewesen, waren sie jetzt größtenteils grau.
Rücksichtslose Entschlossenheit sprach sich in seinen
Zügen aus; die blauen Augen hatten einen harten, scharfen
Blick.
    »Mein Vater, der wie ich auch in der deutschen Armee
diente,« begann er seine Erzählung, »hatte
einen Ruf als Forschungsreisender. Im Alter von etwa dreißig
Jahren – vor seiner Verheiratung – hatte er sogar
Alaska besucht, eine damals beinahe unentdeckte Gegend, und brachte von
dort ein seltsames Andenken mit, wirklich eine Kuriosität,
wenn man den Fundort bedenkt – ein kleines, einfaches
Holzkistchen. Hier!« Damit zog er ein viereckiges
Holzkistchen, etwa einen Zoll dick und nicht mehr als drei breit und
lang, aus der Westentasche und hielt es dem Fahnder hin.
»Dieses Kästchen enthielt zwei Silbermünzen
ganz genau vom Umfang eines englischen
Fünfschillingsstücks, mit eingekerbten Buchstaben am
Rand, genau wie an jedem englischen
Fünfschillingstück. Hier ist eine von diesen
Münzen –« er öffnete das
Kästchen und bot es Prickett hin, der es jetzt in die Hand
nahm und genau betrachtete.
    Ein dünnes kreisrundes Stück Silber, auf
beiden Seiten glatt geschliffen und auf beiden Seiten mit zahllosen
Strichen und Strichelchen bedeckt, lag darin. Offenbar mußten
die scharf eingeschnittenen Zeichen eine Inschrift sein, die aber
wenigstens für Pricketts Augen vollständig
unleserlich war. Nach genauer Besichtigung gab er das Kästchen
schweigend zurück, worauf der General es zumachte und es
wieder in die Tasche steckte.
    »Ich war noch ein Kind, als mein Vater starb, aber
meine Mutter erzählte mir oft, daß er diese beiden
Münzen als ungeheuer wertvoll bezeichnet habe. Was mich
betrifft, so fehlte mir's vielleicht an Phantasie, kurz, ich legte der
Familienlegende vom fabelhaften Wert der Silberstückchen wenig
Beachtung bei, bis eine Reihe von außerordentlich seltsamen
Umständen eintrat. Zweimal wurde in meiner Wohnung in Berlin
eingebrochen, und obwohl man deutlich sah, daß alle Zimmer
durchsucht, Schränke durchwühlt worden waren, fehlte
auch nicht eine Kleinigkeit. In der möblierten Wohnung am
Hydepark, die ich in London bewohne, wiederholte sich dieser Vorgang
– zum zweitenmal am letzten Mittwoch, diesesmal aber mit dem
Unterschied, daß eine von den Münzen aus dem
Kästchen verschwunden ist. Die eine ist gestohlen, die andre
zurückgelassen worden.«
    »Und das bringt Sie auf die Vermutung,«
sagte Prickett, »daß diese verschiedenen Diebsbesuche
insgesamt dieser Münze galten?«
    »Gewiß, das ist für mich nicht
Vermutung, sondern Gewißheit,« versetzte der General.
    »Und haben Sie irgend einen Anhaltspunkt für
den eigentlichen Wert dieser Silberscheiben?«
    »Den sichersten! Ich habe das Ding«
– er deutete auf seine Westentasche –
»einem Sachverständigen vorgelegt, einem
Schriftkundigen, der die Schrift entziffert hat. Sie gibt genau den Weg
zu einem Versteck und dessen Beschaffenheit an, ein Versteck, wo
fünfzehntausend Tonnen Gold liegen.«
    »Wieviel?« fragte Prickett mit leisem Hohn.
    »Fünfzehntausend Tonnen,«
wiederholte der General gelassen. »Nach englischer Rechnung
zwei Millionen Pfund Sterling.«
    Prickett lächelte nicht mehr. Sein Gesicht verriet
Geschäftsinteresse.
    »Ein nettes Sümmchen,« bemerkte er
ruhig.
    »Ja, eine bedeutende Summe,« versetzte der
General, »die mein Eigentum ist, sobald ich die andre
Münze wieder erlange –« er klopfte wieder
auf die Westentasche, worin sich das Holzkästchen befand.
»Eine Summe, die mich in Stand setzen wird, den Mann, der mir
dazu verhilft, angemessen zu belohnen.«
    »Das sollte ich allerdings meinen,« warf
Prickett trocken hin.
    »Herr Prickett,« sagte der General scharf,
»Sie sind offenbar nicht geneigt, meinen Aussagen Glauben zu
schenken. Das thut mir leid, denn ich spreche in vollem Ernst und mit
überzeugungslosem Beistand ist mir nicht gedient. So
gewiß als ich hier sitze und Sie dort,

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