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Die Jagd nach Millionen

Titel: Die Jagd nach Millionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Murray
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Pünktlichkeit
abermals durchsucht – die Silberscheibe fehlte. Dieser
Umstand war für Prickett ein Beweis.
    »Ich kann darauf schwören, daß er
nicht eine Stecknadel weggeworfen haben kann, seit ich ihn in Obhut
genommen,« beteuerte der Schutzmann.
    »Das ist selbstverständlich,
Williams,« sagte Prickett verweisend, »machen Sie
aber Ihre Angaben erst, wenn Sie gefragt werden.«
    Hierauf ging er sofort in das Wirtshaus zurück und in
das stille Hinterstübchen, wo er mit dem General gesessen
hatte.
    »Ist jemand in diesem Zimmer gewesen seit ich es
verlassen habe, Georg?«
    »Nein, Herr Prickett, keine Seele.«
    Prickett nahm vor den Augen des Wirtes eine
gründliche Haussuchung vor, die weder viel Zeit noch
Mühe kostete, da die Einrichtung nur aus zwei eisernen Tischen
mit Marmorplatten, vier Lehnstühlen aus Eichenholz, einigen
eingerahmten Lithographieen, einigen Spucknäpfen, ein paar
Nippsachen auf dem Kamin und einem ganz dicht anschließenden
Bodenbelag aus Linoleum bestand. Sachkundig nahm Prickett den ganzen
Raum durch, ohne auch nur eine Spur der Silbermünze zu
entdecken, und bald mußte er sich sagen, daß hier
nicht einmal Gelegenheit war, eine Stecknadel zu verbergen. Der
Metallgriff des Fensters war augenscheinlich seit geraumer Zeit weder
benutzt noch gereinigt worden, denn ein unversehrtes Spinnennetz hing
daran.
    »Bringen Sie mir ein Glas Bier und einen von den
milden kleinen Handkäsen, Georg!« befahl Prickett.
»Sie sind ganz sicher, daß niemand in dem Zimmer
war?«
    »Die Thür ist nicht geöffnet worden
– ich bin die ganze Zeit über nicht vom Schanktisch
weggekommen,« versicherte der Mann.
    »Hm – die Sache will überlegt
sein.«
    Georg verschwand und Prickett machte sich ans Ueberlegen.
    »Bei sich hatte er's, während er auf diesem
Stuhl saß – das steht fest. Verschluckt kann er's
nicht haben, solang ich aus dem Zimmer war. Nachdem ich zurück
war, hat er's nicht mehr los werden können. Bei sich hat er's
nicht, hier ist's auch nicht – eine Minute lang habe ich ihn
allein gelassen – aber nein, nein, zum Verschlucken ist das
Ding doch zu groß.«
    Eine volle Minute lang saß er in tiefem Nachdenken,
dann fuhr er, wie von einer Feder geschnellt, in die Höhe.
Seine Augen funkelten, während er ganz langsam und vorsichtig
mit beiden Händen nach dem Hut auf seinem Kopf griff, wobei er
die Handflächen fest gegen den Rand drückte. Dann
drehte er ihn um und sah ihn an.
    »Sehr klug,« sagte er vor sich hin,
»ein Taschenspielerstück gut ausgeführt und
wohl bedacht. Dahinter steckt ganz sicher eine Teufelei.«
    Damit legte er den Hut auf den Tisch, griff gewandt wie ein
Hutmacher von Beruf unter das Lederfutter. Die dünne
Silberscheibe lag auf dem Boden des Hutes zwischen Futter und Filz.
Prickett zog sie heraus und steckte sie in eine Börse, die er
in einer verborgenen Tasche unterbrachte.
    »Die Sache ist interessant,« sagte er,
seinen Hut wieder in die richtige Form bringend und beinah verliebt
streichelnd. »Es lag ihm furchtbar viel daran, das Ding zu
verstecken, und es wird ihm furchtbar viel daran liegen, es wieder zu
bekommen – da muß ich auf meiner Hut sein.
Natürlich könnte ich ja hingehen und ihm sagen,
daß ich's gefunden habe – damit wäre ich
gesichert und die Geschichte sehr vereinfacht, aber es wäre
schade um das Spiel, das so schlau eingefädelt ist und so
kühn begonnen. Ist man einmal in meinem Alter, darf man sich
keinen Spaß mehr entgehen lassen! Der Tausend! Es ist doch
riesig nett, wieder an der Arbeit zu sein, und wenn man sie auch nur
als Liebhaberei betreibt.«
    Gedankenvoll schlenderte er wieder zum
Polizeigefängnis, wo man ihm sagte, daß der Gefangene
einen Anwalt verlangt habe, der auch schon gekommen sei und eben mit
ihm berate. Prickett sah sich diesen Anwalt noch an, ehe er wegging,
erfuhr auch Namen und Wohnung von dem Schutzmann, der ihn gerufen
hatte. Dann ging er nach Hause und machte sich einen Plan zurecht, der
ebenso scharfsinnig als waghalsig war.
    Um diesen auszuführen, ging er noch in dieser Nacht
aus und zwar sehr spät. Sein Spaziergang führte ihn
in einen öden und verrufenen Teil der Stadt, besondere
Erlebnisse aber blieben aus. Die nächste Nacht ging er wieder
spazieren – es ereignete sich nichts. In der dritten Nacht
das nämliche, nur daß ein Schutzmann einen
gedämpften warnenden Pfiff hören ließ.
Prickett ging ruhig weiter, aber der

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