Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
Vom Netzwerk:
ist ja schon Badri«, sagte Mary, stand auf und schob sich zwischen Dunworthy und Gilchrist. »Das ist aber schnell gegangen, Badri. Haben Sie die Fixierung bekommen?«
    Badri war ohne seinen Mantel gekommen. Sein Laborkittel war naß, sein Gesicht vor Kälte halb erfroren. »Sie sehen richtig durchgefroren aus«, sagte Mary. »Kommen Sie und setzen Sie sich.« Sie machte eine einladende Handbewegung zu dem leeren Platz auf der Holzbank neben Latimer. »Ich bringe Ihnen einen Brandy.«
    »Haben Sie die Fixierung bekommen?« fragte Dunworthy.
    Er war nicht nur naß, er war durchnäßt. »Ja«, sagte er, und seine Zähne fingen an zu klappern.
    »Gut gemacht«, sagte Gilchrist, stand auf und klopfte ihm auf die Schulter. »Ich dachte, Sie sagten, es würde eine Stunde erfordern. Darauf müssen wir anstoßen. Haben Sie Champagner?« rief er dem Barkeeper zu, dann klopfte er Badri wieder auf die Schulter und ging hinüber zur Theke.
    Badri stand da, schaute ihm nach und rieb sich fröstelnd die Oberarme. Er schien unaufmerksam, wie benommen.
    »Sie haben die Fixierung tatsächlich bekommen?« fragte Dunworthy.
    »Ja«, sagte er, ohne den Blick von Gilchrist zu wenden.
    Mary kam mit dem Brandy an den Tisch zurück. »Das wird Sie ein bißchen aufwärmen«, sagte sie und drückte ihm das Glas in die Hand. »Da. Trinken Sie es mit einem Zug aus. Ärztliche Anweisung.«
    Er starrte stirnrunzelnd auf das Glas, als wüßte er nicht, was es war. Seine Zähne schlugen noch immer aufeinander.
    »Was gibt es?« fragte Dunworthy. »Ist mit Kivrin alles gutgegangen?«
    »Kivrin«, sagte er, das Glas anstarrend, und dann schien er plötzlich zu sich zu kommen. Er stellte das Glas auf den Tisch. »Sie müssen mitkommen«, sagte er, machte kehrt und wand sich zwischen den Tischen durch zur Tür.
    »Was ist geschehen?« Dunworthy sprang auf. Die Krippenfiguren fielen um, und eines der Schafe rollte über die Tischkante und fiel zu Boden.
    Badri öffnete schon die Tür. Von draußen drangen die Töne des Glockenspiels herein: »Frohlocket, ihr Christen.«
    »Warten Sie, Badri, wir müssen anstoßen«, sagte Gilchrist, der mit einer Flasche Champagner und einer Handvoll Gläser zum Tisch zurückkam.
    Dunworthy griff zum Mantel.
    »Was gibt es?« fragte Mary. Ihre Hand tastete schon zur Einkaufstasche. »Hat er die Fixierung nicht bekommen?«
    Dunworthy antwortete nicht. Den Mantel in der Hand, eilte er Badri nach und zur Tür hinaus. Der Techniker war bereits ein gutes Stück voraus, stieß und drängte sich durch die Passanten mit ihren Weihnachtseinkäufen, als wären sie nicht da. Es regnete stark, aber auch das schien Badri nicht zu bemerken. Dunworthy zog im Gehen den Mantel an und kämpfte sich durch den Passantenstrom.
    Etwas war schiefgegangen. Es hatte schließlich doch eine Verschiebung gegeben, oder der Lehrling hatte einen Fehler in den Berechnungen. Vielleicht war etwas mit dem Netz selbst nicht in Ordnung. Aber es hatte Sicherungen und Unterbrecher. Wenn es einen Defekt im Netz gegeben hätte, wäre Kivrin nicht durchgegangen. Und Badri hatte gesagt, er habe die Fixierung.
    Es mußte die Verschiebung sein. Das war das einzige, was bei einer geglückten Absetzoperation schiefgegangen sein konnte.
    Weit voraus überquerte Badri die Straße, entging mit knapper Not einem Radfahrer. Dunworthy stürmte zwischen zwei Frauen durch, deren Einkaufstaschen noch größer als Marys waren, stolperte beinahe über einen weißen Terrier an einer Leine und bekam Badri zwei Häuser weiter wieder zu Gesicht.
    »Badri!« rief er. Der Techniker wandte sich halb um und prallte gegen eine Frau mittleren Alters mit einem großen geblümten Regenschirm.
    Die Frau war gegen den Regen vorgebeugt und hielt den Schirm schräg vor sich, so daß sie Badri offensichtlich auch nicht gesehen hatte. Der mit Veilchen bedruckte Schirm schien aufwärts zu explodieren, dann fiel er auf das Pflaster. Badri lief blindlings in den Schirm und kam beinahe zu Fall.
    »Geben Sie gefälligst acht, wohin Sie laufen!« sagte die Frau zornig. Sie faßte nach dem Rand des Regenschirmes. »Überhaupt ist das hier keine Rennbahn, nicht?«
    Badri sah sie und den Schirm mit dem gleichen benommenen Blick an, der Dunworthy im Lokal aufgefallen war. »Tut mir leid.« Dunworthy sah, wie er sich bückte, um den Schirm aufzuheben. Die beiden schienen einen Augenblick vor dem Hintergrund der Veilchen miteinander zu ringen, bis Badri den Handgriff zu fassen bekam und den Schirm

Weitere Kostenlose Bücher