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Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
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sie.
    »Nein«, antwortete Rosemund, noch wie benommen. »Mein Kopf schmerzt.«
    »Hast du ihn angestoßen?«
    Sie schüttelte den Kopf und streifte ihren Ärmel hoch. »Ich muß mir den Ellbogen auf den Steinplatten aufgeschlagen haben.«
    Kivrin untersuchte ihn. Die Haut war oberflächlich geschürft, aber es blutete nicht. Kivrin überlegte, ob sie sich den Arm gebrochen haben könnte; sie hielt ihn in einem so ungewöhnlichen Winkel. Sie nahm den Unterarm mit einer Hand und bewegte ihn vorsichtig. »Schmerzt es?«
    »Nein.«
    Sie drehte den Unterarm leicht nach innen. »Und jetzt?«
    »Nein.«
    »Kannst du die Finger bewegen?«
    Rosemund ließ sie einzeln herabhängen, den Arm noch angewinkelt. Kivrin betrachtete ihn stirnrunzelnd. Bei einem Bruch hätte sich ein Bluterguß oder eine Anschwellung gebildet, aber vielleicht war es nur eine leichte Prellung oder Verstauchung, aber dann könnte Rosemund den Arm sicherlich nicht so leicht bewegen. »Frau Imeyne«, sagte sie, »würdet Ihr Pater Roche holen?«
    »Er kann uns nicht helfen«, sagte Imeyne in geringschätzigem Ton, aber sie ging zur Treppe.
    »Ich glaube nicht, daß er gebrochen ist«, sagte Kivrin zu Rosemund.
    Das Mädchen ließ den Arm sinken, keuchte und riß ihn wieder hoch. Die Farbe wich aus ihrem Gesicht, und Schweißperlen bildeten sich auf der Oberlippe.
    Es mußte doch ein Bruch sein, überlegte Kivrin, und griff wieder nach dem Arm. Rosemund zog ihn weg und fiel, bevor Kivrin merkte, was geschah, von der Bank auf den Boden.
    Diesmal hatte sie den Kopf angeschlagen. Kivrin hörte das dumpfe Geräusch auf dem Stein. Sie sprang über die Bank und kniete neben ihr nieder. »Rosemund, Rosemund«, sagte sie. »Kannst du mich hören?«
    Sie rührte sich nicht. Im Fallen hatte sie den verletzten Arm instinktiv ausgestreckt, um sich abzufangen, und als Kivrin ihn berührte, zuckte sie zusammen, ohne jedoch die Augen zu öffnen. Kivrin sah sich in Panik nach Imeyne um, aber die alte Frau war nicht auf der Treppe. Sie richtete sich auf.
    Rosemund öffnete die Augen. »Verlaß mich nicht«, sagte sie.
    »Ich muß Hilfe holen«, murmelte Kivrin. Das Entsetzen schnürte ihr die Kehle zu.
    Rosemund schüttelte den Kopf.
    »Pater Roche!« rief Kivrin, obwohl sie wußte, daß er sie durch die schweren Planken der Tür nicht hören konnte. Aber nun kam Eliwys vom Hof herein und lief über die Steinplatten zum Herdfeuer.
    »Hat sie die Blaukrankheit?«
    Nein. »Sie ist gefallen«, sagte Kivrin. Sie legte die Hand auf Rosemunds bloßen, ausgestreckten Arm. Er fühlte sich heiß an. Das Mädchen hatte wieder die Augen geschlossen und atmete langsam und gleichmäßig, als wäre es eingeschlafen.
    Kivrin schob den Ärmel aus dickem Wollstoff höher und über Rosemunds Schulter. Sie drehte den Arm aufwärts, um die Achselhöhle zu sehen, und Rosemund versuchte sich ihrem Griff zu entziehen, aber Kivrin hielt sie fest.
    Sie war nicht so groß wie die des Sekretärs gewesen war, aber sie war hellrot und fühlte sich bereits hart an. Nein, dachte Kivrin. Nein. Rosemund stöhnte und suchte ihr den Arm zu entziehen, und Kivrin legte ihn sanft nieder und zog den Ärmel herunter.
    »Was ist geschehen?« fragte Agnes von der Mitte der Treppe. »Ist Rosemund krank?«
    Ich kann es nicht geschehen lassen, dachte Kivrin. Ich muß Hilfe holen. Sie sind alle der Ansteckung ausgesetzt gewesen, sogar Agnes, und hier gibt es keine Hilfe. Antibiotika werden erst in sechshundert Jahren entdeckt.
    »Deine Sünden haben dies gebracht«, sagte Imeyne.
    Kivrin blickte auf. Eliwys sah zu Imeyne hinüber, die mit Agnes auf der Treppe stand, aber ihr Blick war abwesend, als hätte sie nicht gehört.
    »Deine und Gawyns Sünden«, sagte Imeyne.
    Gawyn, dachte Kivrin. Er konnte ihr zeigen, wo der Absetzort war, und sie konnte gehen und Hilfe holen. Dr. Ahrens würde wissen, was zu tun war. Und Mr. Dunworthy. Dr. Ahrens würde ihr Impfstoff und Streptomycin bringen.
    »Wo ist Gawyn?« fragte sie.
    Eliwys wandte ihr das Gesicht zu. Es war voller Sehnsucht, voller Hoffnung. Er hat endlich ihre Aufmerksamkeit gefunden, dachte Kivrin. »Gawyn«, wiederholte sie. »Wo ist er?«
    »Fort«, sagte Eliwys.
    »Fort wohin? Ich muß ihn sprechen. Wir müssen Hilfe holen.«
    »Es gibt keine Hilfe«, sagte Imeyne. Sie kam heran, kniete neben Rosemund nieder und faltete die Hände. »Es ist die Strafe Gottes.«
    Kivrin stand auf. »Wohin gegangen?«
    »Nach Bath«, sagte Eliwys. »Meinen Mann

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