Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
Vom Netzwerk:
Glockenstuhl sehen konnte. Wieder draußen, stand sie im Schnee, blickte zu den Hütten hinüber und überlegte, wohin Agnes gegangen sein könnte.
    Nicht zu den Hütten, es sei denn, sie hätte sehr gefroren. Blackie. Sie hatte das Grab ihres Welpen sehen wollen. Kivrin hatte ihr nicht gesagt, daß sie ihn am Waldrand begraben hatte und Agnes war darauf aus gewesen, ihn auf dem Friedhof zu begraben. Der Friedhof lag so verlassen wie der Dorfanger, aber Kivrin ging durch die Pforte hinein.
    Agnes war dagewesen. Die Abdrücke ihrer kleinen Stiefel führten von Grab zu Grab und dann weiter zur Nordseite der Kirche. Kivrin blickte die ansteigende Wiese zum Waldrand hinauf. Konnte sie in den Wald gegangen sein? Dann würde es sehr schwierig werden, sie zu finden, denn es begann bereits zu dunkeln.
    Sie folgte der kleinen Fährte halb um die Kirche und im Bogen wieder zurück und zur Kirchentür. Im Inneren war es fast dunkel und kälter als auf dem windgepeitschten Friedhof. »Agnes!« rief sie in die schwer lastende Dunkelheit.
    Es kam keine Antwort, aber hinter der Chorschranke entstand ein leises Geräusch wie von einer Ratte, die über die Steinplatten davonhuschte. »Agnes?« sagte Kivrin und spähte in die Dunkelheit der Seitenschiffe und hinter dem Sarkophag. »Bist du hier?«
    »Kivrin?« sagte eine halberstickte kleine Stimme.
    »Agnes!« Sie rannte in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. »Wo bist du?«
    Sie war bei der Statue der heiligen Katharina, kauerte in ihrem roten Umhang und der Haube an den rauhen Stein der Statue geschmiegt zwischen den kalten Talgkerzen, die Augen groß und ängstlich. Ihr Gesicht war gerötet und von Tränen naß. »Kivrin!« rief sie und warf sich ihr in die Arme.
    »Was machst du hier, Agnes?« Kivrin war vor Erleichterung zornig und glücklich zugleich. Sie drückte den kleinen Körper fest an sich. »Überall haben wir dich gesucht.«
    Sie barg ihr nasses Gesicht an Kivrins Hals. »Versteckt«, sagte sie. »Ich nahm den Wagen mit, um ihm meinen Hund zu zeigen, und fiel hin.« Sie wischte sich mit der Hand die Nase. »Ich rief und rief dich, aber du kamst nicht.«
    »Ich wußte ja nicht, wo du warst, Kindchen«, sagte Kivrin, ihr das Haar streichelnd. »Warum bist du in die Kirche gekommen?«
    »Ich versteckte mich vor dem bösen Mann.«
    »Welchem bösen Mann?« fragte Kivrin stirnrunzelnd.
    Die schwere Kirchentür wurde wieder aufgestoßen, und Agnes umklammerte Kivrins Hals mit ihren kleinen Armen. »Es ist der böse Mann!« flüsterte sie angstvoll.
    »Pater Roche!« rief Kivrin. »Ich habe sie gefunden. Sie ist hier.« Die Tür wurde geschlossen, und sie hörte seine Schritte näherkommen. »Es ist Pater Roche«, sagte sie zu Agnes. »Auch er hat dich gesucht. Wir wußten nicht, wohin du gegangen warst.«
    Ihre Umklammerung lockerte sich ein wenig. »Maisry sagte, der böse Mann würde kommen und mich holen.«
    Pater Roche kam in der Dunkelheit heran, schnaufend wie ein Tier, und Agnes barg ihr Gesicht wieder an Kivrins Hals. »Ist sie krank?« fragte seine besorgte Stimme.
    »Ich glaube nicht«, antwortete Kivrin. »Aber durchgefroren.« Sie öffnete ihren Umhang und schlug ihn um Agnes.
    »Ich versteckte mich vor dem bösen Mann«, sagte Agnes zu ihm.
    »Welchem bösen Mann?« fragte Pater Roche.
    »Vor dem bösen Mann, der dich in die Kirche jagte«, sagte sie. »Maisry sagte, er kommt und holt einen und macht, daß man die Blaukrankheit bekommt.«
    »Es gibt keinen bösen Mann«, sagte Kivrin und nahm sich vor, Maisry zu schütteln, bis sie mit den Zähnen rasselte. Sie stand auf. Agnes Arme schlossen sich fester um sie.
    Pater Roche öffnete die Tür zur Sakristei, und Kivrin folgte ihm hinaus und ins Freie.
    »Maisry sagte, er hat meinen Hund«, sagte Agnes. Sie fröstelte. »Aber er hat mich nicht gekriegt. Ich versteckte mich.«
    Kivrin dachte an den schwarzen kleinen Hund, schlaff in ihren Händen. Nein, dachte sie und trug Agnes mit schnellen Schritten über den verschneiten Dorfanger zurück. Agnes fröstelte nur, weil sie zu lange in der eiskalten Kirche ausgeharrt hatte. Ihr Gesicht drückte sich heiß gegen Kivrins Hals. Das ist nur vom Weinen, sagte sich Kivrin und fragte sie, ob sie Kopfschmerzen habe.
    Agnes schüttelte oder nickte an Kivrins Hals und wollte nicht antworten. Nein, dachte Kivrin und ging schneller, begleitet von Pater Roche, vorbei am Haus des Verwalters und in die Zufahrt zum Hof.
    »Ich bin nicht in den Wald gegangen«, sagte

Weitere Kostenlose Bücher