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Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
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große flache Ledermappe heraus. Dieser entnahm sie einen Blutdruckmesser, den sie um Badris Arm schnallte; dann prüfte sie die Ablesungen. Die wellenförmige Wiedergabe sagte Dunworthy nichts, und Marys Reaktion war nicht zu entnehmen, was sie davon hielt. Badri hatte nicht aufgehört zu atmen, sein Herz hatte nicht aufgehört zu schlagen, und er blutete nicht. Vielleicht hatte er nur einen Schwächeanfall erlitten. Andererseits fiel man nicht einfach um, außer in Büchern oder im Fernsehen. Er mußte krank oder verletzt sein. Als er ins Wirtshaus gekommen war, hatte er einen sonderbar geistesabwesenden Eindruck gemacht, als ob er unter einem Schock stünde. Konnte es sein, daß er von einem Rad angefahren worden war, wie es Dunworthy beinahe passiert war, und nicht gleich bemerkt hatte, daß er verletzt war? Das würde sein geistesabwesendes Verhalten bei gleichzeitiger Unruhe erklären.
    Aber nicht den Umstand, daß er ohne Mantel losgegangen war, daß er gesagt hatte, Dunworthy müsse kommen und es sei etwas nicht in Ordnung.
    Dunworthy wandte sich um und blickte auf den Bildschirm der Konsole. Er zeigte noch immer die gleichen Zahlen und Zeichen. Ihre Bedeutung blieb Dunworthy verschlossen, aber es sah wie eine normale Fixierung aus, und Badri hatte gesagt, Kivrin sei gut durchgekommen. Aber etwas mußte passiert sein.
    Mary klopfte Badris Arme, die Seiten seines Oberkörpers und die Beine mit flachen Händen ab. Badris Augenlider zuckten, blieben aber geschlossen.
    »Wissen Sie, ob Badri gesundheitliche Probleme hatte?«
    »Er ist Mr. Dunworthys Techniker«, sagte Gilchrist. »Von Balliol. Er war uns nur ausgeliehen«, fügte er hinzu, und es hörte sich an, als sei Dunworthy irgendwie für dieses Ereignis verantwortlich, habe womöglich den Kollaps des Technikers arrangiert, um das Projekt zu sabotieren.
    »Mir ist von gesundheitlichen Problemen nichts bekannt«, sagte Dunworthy. »Er wird an den üblichen Vorsorgeuntersuchungen teilgenommen haben, nehme ich an.«
    Mary machte ein unzufriedenes Gesicht. Sie legte ihr Stethoskop an und lauschte eine lange Minute seinen Herztönen, überprüfte die Blutdruckmessung, nahm wieder seinen Puls. »Und Sie wissen nichts von einer Krankheitsgeschichte? Epilepsie? Diabetes?«
    Dunworthy verneinte.
    »Hat er jemals Drogen oder illegale Endorphine genommen?«
    Sie wartete seine Antwort nicht ab und drückte wieder auf den Knopf ihres Aufnahmegerätes. »Ahrens hier. Puls 110. Blutdruck 100 zu 60. Ich mache eine Blutuntersuchung.« Sie riß ein Päckchen auf, wischte den Arm mit Desinfektionslösung, suchte eine Kanüle heraus.
    Drogen oder illegale Endorphine. Das würde freilich sein aufgeregtes Benehmen erklären, seine zusammenhanglose Sprache. Aber wenn er Drogen nahm, hätte es bei den regelmäßigen Untersuchungen auffallen müssen. Außerdem hätte er als Drogenabhänger nicht die komplizierten Berechnungen für das Netz machen können. Mary wischte noch einmal den Arm und schob die Kanüle unter die Haut. Badris Augenlider zuckten, öffneten sich.
    »Badri«, sagte Mary. »Können Sie mich hören?« Sie griff in die Manteltasche und nahm eine hellrote Kapsel heraus. »Ich muß ihre Temperatur messen«, sagte sie und hielt ihm die Kapsel an die Lippen, aber er gab nicht zu erkennen, daß er sie verstanden hatte.
    Sie steckte die Kapsel wieder ein und suchte in ihrer Ledertasche. »Sagen Sie mir, wenn die Ablesungen von dieser Kanüle kommen«, sagte sie zu Dunworthy, während sie alles aus der Tasche nahm und dann wieder hineintat. Sie legte sie weg und durchsuchte ihre Handtasche. »Ich dachte, ich hätte ein Thermometer zum Ankleben bei mir.«
    »Die Ablesungen sind da«, sagte Dunworthy.
    Mary nahm das Aufnahmegerät und gab die Zahlen ein.
    Badri öffnete die Augen. »Sie müssen…«, sagte er und schloß sie wieder. »So kalt«, murmelte er.
    Dunworthy zog seinen Mantel aus, aber dieser war zu naß, um ihn als Decke zu benutzen. Hilflos hielt er im Raum nach etwas zum Zudecken Ausschau. Badris Jacke war in das Ablagefach unter der Konsole gestopft. Dunworthy legte sie seitwärts über ihn.
    »Kalt«, murmelte Badri. Er zitterte sichtbar.
    Mary, noch mit der Eingabe von Daten beschäftigt, blickte scharf auf. »Was hat er gesagt?«
    Badri murmelte wieder etwas und sagte dann mit klarer Stimme: »Kopfschmerzen.«
    »Kopfschmerzen«, sagte Mary, »fühlen Sie Übelkeit?«
    Er bewegte den Kopf ein wenig hin und her, um zu verneinen. »Wann war…«, sagte er

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