Die Judas-Variante - V3
verabreichen sollen, nachdem du Caine
rausgeholt hattest«, sagte Galway.
»Habe ich doch«, sagte Shaw zu ihm. »Das müsste fürs Erste genügen.« Er sah Lathe an. »Hast du
deine Nachricht übermittelt?«
Lathe nickte. »Wir haben den Halbkreis im Vorraum gefunden. Sie hatten sich hinter etwa einem
Dutzend Krieger verschanzt. Neben ihnen und den Sicherheitskräften von Denver, mit denen Skyler
heute Abend hätte sprechen sollen, wird das Oberkommando den Vorschlag wohl ernsthaft
prüfen.«
»Und wenn nicht, dann steht uns eine lange, schwere Schlacht bevor«, gab Shaw zu bedenken.
»Es wäre dann aber eine Schlacht, von der wir wissen, dass wir sie letztlich gewinnen werden«,
sagte Lathe. »Schon erstaunlich, was Hoffnung bei einem Menschen bewirken kann.«
Galways Blick schweifte zu den Sternen am Himmel ab. Hoffnung. Alles, was er sich die meiste Zeit
seines Berufslebens für das Volk von Plinry erhofft hatte, sagte er sich, war ein Mindestmaß an
Sicherheit und eine reelle Chance, ihr Leben ohne unnötige Interventionen durch die
außerirdischen Eroberer zu leben. Er hatte geplant und gestritten und gekämpft, um ihnen diese
Chance zu ermöglichen, und den minimalen Spielraum, den die Loyalitätskonditionierung ihm ließ,
voll ausgeschöpft. Er hätte alles in seinen Kräften Stehende unternommen, um dieses Ziel zu
erreichen - bis hin zur und einschließlich der Opferung von Lathe und den anderen Blackcollars,
wenn es notwendig gewesen wäre.
Erst in den letzten vierundzwanzig Stunden, nachdem sein Bewusstsein von der
Loyalitätskonditionierung befreit worden war, hatte er erkannt, wie klein diese Ziele in
Wirklichkeit gewesen waren.
Er hatte einen kleinen Vorgeschmack auf die Freiheit bekommen. Nun hatte er die Chance, dieses
Geschenk seinem ganzen Volk zu machen.
Jemand rief seinen Namen. »Wie bitte?«, sagte er und richtete den Blick wieder auf die
anderen.
»Ich habe dich gefragt, ob du dich etwas ausruhen willst«, sagte Shaw. »Vielleicht solltest du
auch deine Hand und das Gesicht verarzten lassen. Ich könnte dafür sorgen, dass du zu einem
sicheren Haus gebracht wirst.«
Galway schnaubte. »Ausruhen? Jetzt? Du machst wohl Witze. Bei dem Chaos, das noch immer in
Khorstron herrscht, wäre das die Gelegenheit, das Regierungszentrum anzugreifen, bevor sie
sich neu organisiert haben. Ich kann euch dort einschleusen...«
»Wahnsinn«, sagte Shaw stirnrunzelnd und hob die Hand. »Wie willst du das denn anstellen?
Haberdae weiß doch schon, dass du uns den Zugang zu Khorstron ermöglicht hast, oder?«
»Klar«, sagte Galway. »Aber er ist auch der Einzige, der es weiß. Dann könnte man es doch so
darstellen, dass er es gewesen sei und nicht ich, der die Basis verraten hat, und dass er
sich dann zum Schein hätte fesseln lassen. Das wäre doch genau Lathes Masche.« Er sah zu Lathe
hinüber. »Comsquare? Es muss doch irgendeine Möglichkeit geben, oder?«
Lathe starrte in den Himmel, und ein leises Lächeln umspielte seine Mundwinkel. »Es gibt
wahrscheinlich auch eine«, sagte er. »In Ordnung, Galway. Versuchen wir es...«
Epilog
Die verkohlten Holzstücke knirschten unter Caines Füßen, als er den Pfad der Zerstörung
abschritt, der sich auf der Breite eines Häuserblocks durch die Stadt Capstone zog. »Sie haben
das bei ihrem Rückzug angerichtet?«, fragte er. Ihn schauderte, als er den Blick über die noch
immer schwelenden Ruinen der Häuser schweifen ließ.
»Ja«, sagte Lathe mit einem Anflug von Verachtung in der Stimme. »Anscheinend wollte der Ryq, der
die Eskorte der Truppentransporter kommandierte, Plinry im Allgemeinen und Galway im Besonderen
zum Abschied noch eine Lektion erteilen, was es für Konsequenzen hat, wenn man den mächtigen
Ryqril in die Quere kommt. Oder so etwas in der Art.«
»Als ob irgendeiner von diesen Leuten hier etwas damit zu tun gehabt hätte«, knurrte Caine. »Wenn
sie unbedingt noch eine Abschiedsbotschaft hinterlassen wollten, dann hätten sie sich auch Hamner
Lodge aussuchen können.«
»Ich bin sicher, dass sie das auch getan hätten, wenn es militärisch relevant gewesen wäre«,
sagte Lathe. »Aber wie ich schon sagte, es war nur ein letzter Schlag ins Gesicht.« Er machte
eine ausladende Geste. »Zum Glück hatte De Vries schon geahnt, dass sie bei ihrem Abzug
vielleicht so eine Aktion starten würden. Ihm und Haven war es gelungen, das voraussichtliche
Zielgebiet anhand ihres
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