Die Judas-Variante - V3
hatten. Als Novak starb... nun, man bringt den Soldaten bei, dass Schuldgefühle von
Überlebenden die ganze Truppe in Gefahr bringen können. Aber ich hatte das an jenem Tag wohl
nicht ausreichend bedacht.«
Er schaute mit einem Kopfnicken auf den Berg hinter sich. »Aber ich glaube, das Gespräch mit
Foxleigh hat die ganze Sache vielleicht etwas zurechtgerückt. Im Krieg tut man eben, was man
kann, und man spielt mit den Karten, die das Schicksal einem ausgeteilt hat. Und man schaut nicht
zurück. Und wenn man doch einmal nachdenkt, dann nur, um die Fehler zu erkennen, die man gemacht
hat, damit man sie nicht wiederholt.«
»Hört sich an wie der weise Ratschlag eines ergrauten alten Kriegers«, sagte Flynn.
Jensen nickte. »Foxleigh war ein solcher«, pflichtete er ihm bei.
»Ich meinte aber dich«, sagte Flynn mit einer Färbung von Humor in der Stimme. »Ich meine, du
hast doch ewig gebraucht, um diese Leiter zu erklimmen.«
»Pass auf, was du sagst, Junge«, knurrte Jensen nicht so ganz ernst gemeint. »Ich bin noch nicht
so müde, dass ich dich nicht als Sparringspartner durch den Ring scheuchen könnte.«
»Ich passe«, sagte Flynn. »Übrigens, die anderen mussten nach Denver zurückkehren, aber es wird
uns morgen jemand abholen.«
»Oder zumindest dich?«
Flynn zuckte die Achseln. »Ich muss gestehen, dass sie immer noch glauben, du wärst bei dem
Angriff umgekommen«, sagte er. »Und Skyler war auch nicht sonderlich begeistert davon, dass ich
hier auf dich warten wollte. Aber wie du schon sagtest, Hartnäckigkeit ist nicht nur eine
Eigenschaft von Piloten.«
»Genauso wenig wie Durchhaltevermögen«, sagte Jensen. »Das ist genauso wichtig. Zwei von den
Technikern, die die Sicherheit hierhergeschickt hatte, sind noch am Leben. Aber bei dem Zustand
meiner Rippen bin ich nicht imstande gewesen, sie allein zu transportieren.«
»Ich kann das jetzt erledigen«, erbot sich Flynn. »Oder sie zumindest zur Schachtsohle bringen,
damit wir sie morgen rausholen können.«
»Wir gehen zusammen«, sagte Jensen und spähte in die Dunkelheit. »Und bevor ich mich ganz von
diesem Ort verabschiede, muss ich noch einmal in Shelter Valley haltmachen. Ich glaube, dass Doc
Adamson und sein Sohn gern Bescheid wüssten, wie Foxleigh gestorben ist.«
»Klingt gut«, sagte Flynn. »Du solltest aber bedenken, dass du ihnen dann wahrscheinlich auch
noch seine ganze Lebensgeschichte erzählen musst.«
Die Geschichte eines Mannes, der dreißig Jahre lang in stiller Scham gelebt hatte... »Keine
Sorge«, murmelte er. »Den Rest kennen sie schon.«
Shaw und Caine warteten am Treffpunkt, als Galway und die anderen eintrafen. »Caine«, sagte
Galway und betrachtete den jüngeren Mann befangen, als sie zu ihnen hingingen. Als er Caine
zuletzt gesehen hatte, waren die beiden Feinde gewesen, und Galway hatte ihn dementsprechend
behandelt.
Doch wenn Caine ihm das noch nachtrug, ließ er es sich zumindest nicht anmerken. »Galway«, grüßte
er den Präfekten zurück. »Willkommen auf unserer Seite.«
»Es ist schon eine Weile her«, sagte Galway und wandte sich an Shaw. »Tactor«, sagte er und
nickte ihm zu.
»Es freut mich, nun doch noch deine Bekanntschaft zu machen, Präfekt«, sagte der andere. »Und die
Freude beruht sicher auch auf Gegenseitigkeit.«
Nun musste Galway lächeln. Der ruhige, selbstbewusste Mann, der da vor ihm stand, entsprach so
gar nicht dem Bild, das Judas' Berichte von ihm gezeichnet hatten. »In der Tat«, sagte er.
»Hattest du Schwierigkeiten, Caine rauszuholen?«, fragte Lathe und trat neben Galway.
Shaw schüttelte den Kopf. »Sie waren so unvorbereitet auf einen Angriff, wie Soldaten es
überhaupt sein können.« Er schaute mit einem Kopfnicken an Lathes Schulter vorbei. »Wie ich sehe,
hast du auch seinen bösen Zwilling mitgebracht.«
»Er gehört jetzt zu den Guten«, versicherte Lathe ihm. »Er hat sein Whiplash bekommen und
instruiert nun Mordecai und Spadafora über die Details der Sicherheitseinrichtungen des
Regierungszentrums. Das heißt, falls du interessiert bist, irgendwann dort einzudringen.«
»Vielleicht«, sagte Shaw mit einem Anflug leisen Schmerzes in der Stimme. »Aber ich habe heute
Abend ein Drittel meiner Männer in Khorstron verloren - sie wurden entweder verwundet oder
getötet. Ich muss erst mal sehen, was für eine Truppe ich wieder auf die Beine stellen
kann.«
»Du hättest den Wachen in der Basis auch Whiplash
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