Die Judas Variante
nichts«, pflichtete Skyler ihm bei. »Und das ist wirklich das ironische
i-Tüpfelchen bei der ganzen Angelegenheit. Wo wir nun bewiesen haben, dass wir Whiplash haben und
auch bewiesen haben, dass es wirkt, müssen wir es eigentlich gar nicht mehr benutzen. Die Ryqril
werden jeden Verdächtigen abservieren - ob zu Recht oder nicht -, bis sie ihre Kommandostruktur
und Herrschaft ganz von allein zerstört haben.«
»Sie haben gar nichts bewiesen«, entgegnete Bailey. »Von den gestohlenen Funkfrequenzen
einmal abgesehen, haben Sie die Wirkung von Whiplash mitnichten bewiesen.«
»Ja, hier haben wir sie nicht bewiesen«, sagte Skyler. »Aber mit etwas Glück müssen Lathe und
sein Team den Beweis soeben auf eine viel spektakulärere Art und Weise auf Khala angetreten
haben.«
Bailey runzelte die Stirn. »Auf Khala ?«
»Zerbrechen Sie sich darüber nicht den Kopf«, empfahl Skyler ihm. »Auf die eine oder andere Art
ist das der Anfang vom Ende für die Ryqril-Herrschaft im TDE.« Er hob die Augenbrauen. »Sie
müssen sich vielmehr die Frage stellen, wo Sie stehen wollen, wenn es so weit ist.«
Baileys Lippen zuckten. »Welche Aussage erwarten Sie jetzt von mir?«, fragte er unwirsch. »Ich
bin ein loyaler Diener der Ryqril und der TDE-Regierung. Ich würde nicht einmal daran denken, sie
zu verraten.«
»Natürlich nicht«, sagte Skyler. »Erinnern Sie sich noch, Oberst, wie ich vor einiger Zeit in
Regers Haus sagte, dass Sie und General Poirot von der dritten Art von Mensch zur vierten
befördert würden?«
»Ja«, sagte Bailey und nickte. »Ich hatte aber keine Ahnung, was Sie damit meinten.«
»Es hat damit zu tun, was mein Physiklehrer mir einmal ins Jahrbuch geschrieben hat«, sagte
Skyler und ließ eine ferne, unkompliziertere Vergangenheit Revue passieren. Eine Vergangenheit
vor dem Krieg und Ryqril-Eroberern und Blackcollars. »Der Eintrag lautete so: Es gibt vier
Arten von Menschen in der Welt: Derjenige, der nichts weiß, und der nicht weiß, dass er nichts
weiß. Er ist ein Narr - vergiss ihn. Derjenige, der nichts weiß, und der weiß, dass er nichts
weiß. Er ist ein schlichtes Gemüt; lehre ihn. Derjenige, der etwas weiß, und der nicht weiß, dass
er etwas weiß. Er schläft; wecke ihn auf. Und derjenige, der etwas weiß, und der weiß, dass er
etwas weiß. Er ist weise; folge ihm. «
Für eine Weile schwieg Bailey. »Und was weiß ich Ihrer Meinung nach?«
»Ich weiß es nicht«, sagte Skyler. »Sie kennen vielleicht das Leben oder wissen, was Loyalität
oder treue Dienste oder Opfer sind. Die Frage ist, ob Sie daran interessiert sind, es
herauszufinden.«
Bailey schüttelte den Kopf. »Sie wissen, dass ich eine solche Entscheidung nicht treffen kann.«
Er holte tief Luft. »Zumal ich auch Ihr Gefangener bin, nicht wahr? Gefangene sind sowieso nicht
imstande, Entscheidungen zu treffen.«
»Verstehe«, sagte Skyler leise. Er griff in seinen Gürtel und nahm ein Hypnospray aus dem
Verbandspäckchen. » Er schläft. «
Baileys Blick schweifte wieder zu der Stelle ab, wo die Leichen von Poirot und Ramirez
lagen.
» Weck ihn auf «, murmelte er.
Mordecai hatte Galways blutende Finger mit Pflastern aus dem Verbandspäckchen versorgt, als Lathe
und Spadafora zurückkehrten. »Seid ihr alle in Ordnung?«, fragte Lathe mit einem schnellen Blick
auf Taakh. Dann schaute er wieder Galway an.
»Ich kann noch auf eigenen Beinen gehen«, sagte Galway und zuckte zusammen, als Mordecai ihm auf
die Füße half. »Ich bin wirklich froh, dass ihr meine Nachricht erhalten habt.«
»Mordecai war schon auf dem Rückweg«, sagte Lathe ihm. »Wir hatten eine Warnmeldung erhalten,
dass Taakh draußen nirgends zu sehen war.«
Dann hatte Judas also deshalb plötzlich neuen Mut geschöpft. »Ach so.«
»Ich hatte mich trotzdem beeilt, als du den Pocher betätigt hast«, fügte Mordecai hinzu. »Apropos
Judas, sollen wir ihn mitnehmen?«
»Ich weiß nicht«, sagte Galway und warf einen Blick auf Judas. »Karl? Wollen Sie wieder dorthin
zurückkehren, wo Sie vor einem Jahr waren?«
»Ich weiß nicht«, gestand der junge Mann. »Das erscheint mir so völlig unvorstellbar.« Er
zögerte. »Aber ich weiß, dass ich meine Familie gern wiedersehen würde.«
»Das lässt sich arrangieren«, sagte Lathe. »Aber Sie sind wohl nicht interessiert, den süßen Duft
der Freiheit zu schnuppern, Präfekt Haberdae?«
»Gehen Sie zum Teufel«, knurrte Haberdae. »Ihr alle könnt direkt zur Hölle fahren.«
»Ich
Weitere Kostenlose Bücher