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Die Judas Variante

Titel: Die Judas Variante Kostenlos Bücher Online Lesen
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jetzigen Position. Im Gebäude gab es Flure, ein Treppenhaus an beiden Enden
des Gebäudes sowie jeweils eine Tür an der Vorder- und Rückseite im Erdgeschoss. Es war zu
erwarten, dass die Späher der Sicherheit diese beiden Türen observierten.
Doch die Späher hatten nicht bedacht, dass es noch andere Wege außer den Türen gab, um in ein
Gebäude zu gelangen. Insbesondere bei einem Gebäude wie diesem, dessen Mauern aus einem Mosaik aus Ziegel- und Natursteinen bestanden.
Die Blackcollars brauchten eine halbe Minute, um die Kunststoffkletterhilfen an Handschuhen und
Stiefeln zu befestigen. Durch die Ziersträucher im Vorgarten des Gebäudes sah Skyler, wie Regers
Auto an den geparkten Fahrzeugen vorbeifuhr; der frisch zum General gekürte Hawking unterhielt
sich unhörbar mit dem Fahrer. Der andere Insasse des Sicherheitsautos war ausgestiegen und stand
auf dem Bürgersteig; er verfolgte das Gespräch übers Fahrzeugdach und stand mit dem Rücken zum
Gebäude, das er bewachen sollte.
Der Pocher an Skylers Handgelenk sprach an: zwei Männer vorn, einer hinten, Westseite
unbeobachtet.
Skyler nickte stumm. Eigentlich hätte die Sicherheit noch einen vierten Mann abstellen müssen, um
die Westseite zu beobachten und genau das zu verhindern, was er und Kanai nun durchführen
wollten.
Anscheinend hatte man sich den zusätzlichen Aufwand aber schenken wollen.
Andere bei Phoenix auch unter Beobachtung, meldete Hawkings Signal.
Skyler verzog das Gesicht. Oder sie hatten einfach nicht genug Leute, um ein engmaschigeres Netz
zu knüpfen. Sie reagierten jedoch schneller auf Poirots Verschwinden, als er erwartet
hätte.
Aber es war zu spät, um sich darüber auch noch Gedanken zu machen. Kanai hatte den Rasen schon
überquert, als lautloser Schemen auf dem dunklen Gras, und erklomm bereits die Seite des
Gebäudes.
Er hakte die Kletterhilfen in die Kanten der Ziegeln und Natursteine ein und kletterte so die
Mauer empor. Skyler richtete seine Aufmerksamkeit auf die Rückseite des Gebäudes und folgte
seinem Beispiel.
Er gelangte anscheinend unentdeckt zum Haus und erklomm die Mauer.
Die beiden brauchten jeweils nur wenig mehr als eine Minute, um in den dritten Stock zu
gelangen.
Nach einer weiteren Minute hatte Kanai ein Fenster aufgehebelt und war ins Haus eingedrungen.
Skyler warf einen Blick auf die Straße; als er sah, dass Reger und Hawking das Gespräch beendet
hatten und davonfuhren, stieg er ebenfalls ein.
Er gelangte in ein schlauchartiges Wohnzimmer, dessen Mobiliar ein stilistisches Potpourri war
und durch eine Nippes-Sammlung ergänzt wurde. Es gab keine Beleuchtung, doch es drang genug
Straßenlicht durch die Ritzen neben den Vorhängen, sodass sie sich wenigstens einen Weg durch
dieses Gerümpel zu bahnen vermochten. Kanai schloss dann die Vordertür auf und trat in den Flur
hinaus. Skyler blockierte die Riegelöffnung mit einem Stück Klebeband, damit die Tür nicht ins
Schloss fiel, und folgte ihm.
Annes Schloss war massiv elektronisch gesichert, doch Kanai hatte offensichtlich den Code. Er
öffnete es, und die beiden betraten die Wohnung - sie gerieten in eine spiegelbildliche Abbildung
des Wohnzimmers, das sie gerade verlassen hatten; nur ohne den Nippes.
»Wo geht's zum Schlafzimmer?«, flüsterte Skyler und schloss die Tür hinter sich.
»Keine Angst«, sagte Kanai und schaute in den hinteren Bereich des Raums. »Keine Angst, Anne. Wir
sind's - Kanai und Skyler.«
»Skyler?«, ertönte eine Stimme. Eine kleine Lampe ging an, und Skyler sah die junge Frau
neben einer überladenen Couch geduckt; sie hatte eine kurzläufige Schrotflinte auf sie gerichtet.
» Rafe Skyler?«
»Skyler und sonst keiner«, bestätigte Skyler und nahm Brille samt Kampfhaube ab, damit sie ihn zu
identifizieren vermochte. »Schön, dich wieder mal zu sehen, Anne.«
»Ich wünschte, ich könnte das auch sagen«, sagte Anne und senkte die Schrotflinte um ein paar
Grad. »Was wollt ihr überhaupt hier?«
»Dich mitnehmen«, eröffnete Skyler ihr. »Zieh dich an. Schnell.«
»Ihr seid wohl verrückt«, knurrte sie. »Die Sicherheit ist sich praktisch sicher, dass ich ein
Teil von Phoenix bin - sie überprüfen mich mindestens zweimal die Woche. Und wenn ich jetzt
verschwinde, haben sie definitiv die Bestätigung.«
»Heute Nacht sind sie aber nicht auf der Suche nach Beweisen«, sagte Skyler grimmig. »Nur nach
Menschen. Tot oder lebendig.«
»Und es geht auch nicht nur um dich«, fügte Kanai hinzu.

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